Sarow liegt in der Oblast Nischnij Nowgorod, 370 Kilometer östlich von Moskau. In diesem Ort leben weniger als 100.000 Menschen und die Einwohnerzahl ist streng begrenzt. Viele Jahre lang war sie eine geschlossene Stadt, in die nicht einmal die Einwohner der Region gelangen konnten.
Sarow entstand bereits 1706 am Fluss Sarowka, wurde aber nicht sofort für Außenstehende gesperrt. Vor der Revolution von 1917 war es eine bei Pilgern beliebte Siedlung – hier befand sich das berühmte Kloster des Heiligen Seraphim von Sarow.
Sarow im Jahr 1913
Gribov M.I./Public DomainNach dem Zweiten Weltkrieg fand die Kommunistische Partei Gefallen an der kleinen Siedlung in der unzugänglichen Wildnis: Sie beschloss, dass das von Sümpfen umgebene Dorf ein idealer Ort für geheime Einrichtungen war. Im Jahr 1946 wurden wichtige Einrichtungen für die Forschung und Entwicklung von nuklearen und thermonuklearen Waffen (die wichtigste hieß KB-11) nach Sarow verlegt; hier wurden Ladungen für Fliegerbomben, Torpedos, Marschflugkörper und interkontinentale ballistische Raketen entwickelt, und die Siedlung selbst war geheim.
Zarenfamilie in Sarow, Juli 1903
Yagelsky A.K./GemeinfreiSarow wurde nicht nur für normale Menschen gesperrt, sondern auch von sowjetischen Landkarten entfernt und aus allen Registern der administrativen Aufteilung des Landes ausgeschlossen. Noch heute leben dort Angestellte von Geheimbetrieben und ihre Angehörigen. Man kann nur mit einer Sondergenehmigung der Behörden oder auf Einladung eines dort lebenden Verwandten dorthin gelangen. Touristen, Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Personen, die für Schwerverbrechen nach dem Strafgesetzbuch verurteilt wurden, dürfen nicht einreisen.
Blick auf die Stadt Arsamas-16, 1988
V. Lukyanov/Sarov Desert Museum/Russia in photo„Um nach Sarow zu kommen, auch um dort zu arbeiten, können keine Bewohner der GUS-Republiken einreisen. In anderen russischen Städten werden von solchen Bürgern ungelernte und schlecht bezahlte Arbeit verrichten, in Sarow werden dafür Bewohner der umliegenden Siedlungen ersetzt. Jeden Tag kommen ab 6:00 Uhr etwa 4.000 Menschen nach Sarow, um zu arbeiten, und sie müssen die Stadt bis 22:00 Uhr wieder verlassen, da sie sonst gegen das Regime verstoßen“, erklärte Alexej Golubjew, Leiter der Stadtverwaltung, der Zeitschrift Kommersant.
Das Haus, in dem Akademiker Sacharow in den Jahren lebte, in denen er an der Entwicklung der ersten sowjetischen Atombombe arbeitete.
Dmitry Donskoy/SputnikIn dieser Stadt lebten und arbeiteten die Schöpfer der ersten sowjetischen Wasserstoffbombe – die Akademiemitglieder Andrej Sacharow und Juli Chariton, sowie Jakow Seldowitsch, das Akademiemitglied mit der höchsten Geheimhaltungsstufe.
Juli Chariton
RFNC-VNIIEF/Russia in photoIn den ganzen Nachkriegsjahren wurden die Stadt und ihre strategisch wichtigen Mitarbeiter so intensiv versteckt, dass sich dies auf ihren Namen auswirkte. Insgesamt gab es sechs von ihnen.
Nach 1946 hatte Sarow viele Codenamen: Es hieß Objekt-550, Basis 112, Filiale Priwolschskij von Glawgorstroj. Und 1954 wurde Sarow gemäß dem Erlass über die Schaffung von geheimen Siedlungen zur Stadt Kremljow.
Arzamas-16 im August 1991
Nikolai Moshkov/TASSAber schon sechs Jahre später wurde sie wieder umbenannt – in Arsamas-75. Genau solche Namen mit Zahlencode waren in Russland die am weitesten verbreiteten für geschlossene Städte. Die Zahlen bedeuteten nichts (es gab keine anderen 74 geheimen Arsamas).
Aber immerhin konnte der Code auf eine geheime Stadt hinweisen, weshalb dieser Name von den Behörden stark kritisiert wurde: Tatsache ist, dass die Stadt Arsamas – eine ganz gewöhnliche und nicht etwa geheime Stadt – wirklich existierte und 75 Kilometer von Sarow entfernt lag. Es wurde behauptet, dass dies absolut zufällig war, aber man beschloss, den Namen vorsichtshalber zu ändern.
Eingang zur Verwaltung des Föderalen Nuklearzentrums Sarow
Nikolay Moshkov/TASSSechs Jahre später, im Jahr 1966, wurde die Stadt zu Arsamas-16 und trug diesen Namen bis 1994. 1994, nach dem Zusammenbruch der UdSSR, beschloss die Stadt, den Namen Kremljow wieder anzunehmen, aber sie lebte nur ein Jahr damit. Im Jahr 1995 wurde sie wieder Sarow genannt und trägt noch heute ihren historischen Namen.
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