Lob für Benedikt XVI.

Das Moskauer Patriarchat wertet die Entscheidung Papst Benedikt XVI. als „Akt von persönlichem Mut und Demut". Foto: Reuters

Das Moskauer Patriarchat wertet die Entscheidung Papst Benedikt XVI. als „Akt von persönlichem Mut und Demut". Foto: Reuters

Das Moskauer Patriarchat bezeichnet die Rücktrittsentscheidung Papst Benedikt XVI. als „Akt von persönlichem Mut und Demut“ und erwartet, dass „sein Nachfolger auf dem selben Weg fortschreitet“.

Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der russisch-orthodoxen Kirche hingen wesentlich davon ab, wer neuer Papst werde, erklärt Erzpriester Dmitri Sisonenko, Sekretär der Abteilung für interkonfessionelle Beziehungen des Moskauer Patriarchats.

„Unter Benedikt XVI. haben sich die Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen und der katholischen Kirche gut entwickelt und ein neues Niveau erreicht. Verglichen mit seinem Vorgänger verfolgte Benedikt XVI. eine weisere Politik in Bezug auf die orthodoxe Kirche", wird Sisonenko in der Zeitung „Kommersant" zitiert.

„Wir hoffen, dass die positive Dynamik in den Beziehungen zwischen unserer und der katholischen Kirche unter seinem Nachfolger erhalten bleibt", fügt der Erzpriester hinzu.

Am 11. Februar erlebte die Welt einen Schock, als Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) erklärte, er werde am 28. Februar den Heiligen Stuhl verlassen. Über die Gründe für den Rückzug sagte der Stellvertreter Christi auf Erden: "Meine Kräfte reichen nicht mehr". Den letzten Papst-Rücktritt erlebte die katholische Kirche 1415, also vor beinahe 600 Jahren.

Patriarch Hilarion von Wolokolamsk, Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats, wertete die Entscheidung Papst Benedikt XVI. als „Akt von persönlichem Mut und Demut".

„Das Amt des römischen Pontifex bedingt wie das Amt jedes Kirchenoberhaupts aktive Arbeit. Es ist kein Zeremonienposten. In den letzten Jahren sah sich die katholische Kirche konfrontiert mit außerordentlich ernsten Herausforderungen, die neue Impulse von Seiten des Heiligen Stuhls verlangen. Möglicherweise hat dies den Papst dazu bewogen, seinen Platz einem jüngeren, dynamischeren Pontifex zu überlassen. Den wird das Konklave der Kardinäle jetzt wählen", führt Patriarch Hilarion in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ITAR-TASS aus.

Patriarch Hilarion betont, dass die christliche Welt Benedikt XVI. hohen Respekt zollt. „Wir danken Papst Benedikt XVI. für das Verständnis der Probleme, die einer umfassenden Normalisierung der Beziehungen zwischen russisch-orthodoxen und katholischen Christen im Wege stehen, insbesondere in Regionen wie der Westukraine. Er ist ein großer Theologe, der die Tradition der russisch-orthodoxen Kirche gut kennt und dabei über die Sensibilität verfügt, die Beziehungen zu den orthodoxen Kirchen auf entsprechendem Niveau zu gestalten."

Der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats gab der Hoffnung Ausdruck, dass „sein Nachfolger auf dem selben Weg fortschreitet und sich die Beziehungen zwischen russisch-orthodoxen und katholischen Christen auch zukünftig zum Wohle der gesamten christlichen Welt offensiv entwickeln."

Wie Alexej Judin, Dozent am Zentrum für Religionsforschung der Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität Russlands, unterstreicht, war die Rücktrittsankündigung des 265. Papstes auch für die Experten eine völlige Überraschung. Gazeta.ru zitiert den Religionswissenschaftler mit den Worten: „Das kommt alles so plötzlich, dass wir gar nichts sagen können; wir sind einfach perplex. Es gab keinerlei Anzeichen, die darauf hindeuteten."

Wer der neue Inhaber des Heiligen Stuhls sein wird, soll noch vor dem katholischen Osterfest, also vor dem 31. März, durch die Konklave der Kardinäle gewählt werden.

Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 zum Nachfolger von Papst Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) gewählt worden. In den letzten Monaten hatte es keine Hinweise gegeben, dass Benedikt XVI. sein Amt niederlegen würde. Der Papst wirkte zwar gesundheitlich angeschlagen und ging am Stock, wandte sich jedoch jeden Sonntag mit einer Botschaft an die Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. „Un fulmine a ciel sereno", also „einen Blitz aus heiterem Himmel", nannte Kardinal Angelo Sodano, Dekan des Kardinalskollegiums, die Mitteilung, dass Papst Benedikt XVI. den Heiligen Stuhl verlassen wird.

 

Der Artikel verwendet Material aus „Kommersant", „Gazeta.ru" sowie ITAR-TASS.

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