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Milena aus Moskau lernte ihren Partner vor fast zwei Jahren über die Webseite einer Partnervermittlung kennen. „Ich konnte nachts erst gegen zwei einschlafen, ständig hing ich vor dem Computer, um zu sehen, ob Dima mir etwas geschrieben hatte. Irgendwann schlug er ein Date vor…“ So oder ähnlich beginnen immer mehr Liebesgeschichten. Sie nehmen ihren Anfang im Internet. Denn die Auswahl an potentiellen Partnern ist groß, man bleibt anfangs anonym, und der Dienst ist unverbindlich - bis man auf den Richtigen trifft.
Im Unterschied zu anderen Partnervermittlungsportalen kapriziert sich "Te Amo" (http://teamo.ru) auf ein älteres, gesetzteres Publikum, das an einer seriösen (Dauer-) Beziehung interessiert ist. Das Geschäftsmodell von "Teamo.ru - auf immer zusammen" basiert auf einer Klubmitgliedschaft für Interessierte und zusätzlichen Bezahldiensten. Werbungseinnahmen spielen keine Rolle.
Die Idee habe er sich bei der amerikanischen Internet-Agentur "eHarmony.com" abgeguckt, bekennt Teamo-Chef Andrej Burin. Beide Online-Partneragenturen arbeiten nach dem gleichen Prinzip: Bei seiner Registrierung beantwortet der Kunde verschiedene Fragen nach seinen Wünschen und seinem psychologischen Profil. Computerroutinen und natürliche Spezialisten erstellen auf dieser Grundlage das charakteristische Porträt des Interessenten und bringen es in Übereinstimmung mit den Personen im Pool. Die charakterlich am besten zueinander passenden Matches werden dem Kunden zur weiteren Auswahl vorgelegt.
Das machen auch viele Partneragenturen auf der Welt. Andrej Burin fand bald heraus, dass das Geschäftsmodell von eHarmony und den anderen Online-Liebesdiensten auf dem russischen Partnervermittlungsmarkt nicht gut funktioniert. Teamo hat deswegen den Content der Website grundlegend überarbeitet. Inzwischen finden sich hier im Gegensatz zum amerikanischen Pendant noch andere Informationen und Angebote, die Liebe, Partnerschaft und Ehe zum Thema haben. So gibt es etwa eine Rubrik, in der ein Psychologe regelmäßig auf Fragen antwortet, Foren bestimmter Interessengruppen und einen Blog mit den unterschiedlichsten Beiträgen zu Beziehungsfragen. „Wir machen inzwischen nur das, was für die Russen wirklich wichtig ist“, erläutert Andrej Burin.
Das Geschäft scheint sich zu tragen
Durch Test zum Herz
Die Website Teamo.ru beobachtet intensiv die Statistik der „glücklichen Paare“, die mithilfe des Dienstes entstanden sind. In den mehr als zwei Jahren, die der Service Teamo.ru nun schon seine Dienste anbietet, hat das Unternehmen nach eigenen Worten bereits mehr als 35.000 Paare „verkuppelt“. Am Ende haben ungefähr 10.000 Paare davon geheiratet.
Über die ursprünglichen Investitionen in das Projekt schweigt man bei Teamo. Es ist lediglich bekannt, dass der Investmentfonds Fast Lane Ventures investiert hat. Normalerweise nimmt er zwischen 500.000 bis eine Million US-Dollar für ein solches Projekt in die Hand. Inzwischen gehören zu den Kapitalgebern von Teamo.ru auch e.Ventures und UMJ Russia. Inoffiziell heißt es, dass bisher über 2 Millionen Dollar in das Unternehmen geflossen sind. „Unterm Strich sind Dating-Geschäftsmodelle anfangs eine recht kapitalaufwändige Angelegenheit. Es wird sehr viel Geld gebraucht, um den Systemkern für den Dienst zu entwickeln. Bei solchen Services wie Teamo ist das noch komplizierter, da Fragebögen ausgewertet werden müssen, damit der Algorithmus kompatible Partner ausspucken kann“, weiß Maxim Medwedjew, Gründer und Geschäftsführer Capital-Venture-Unternehmens AddVenture.
Alle Erlöse erwirtschaftet Teamo durch Mitgliedschaft und Bezahldienste. Kostenlos sind auf der Website lediglich die Erstregistrierung und eine kleine Auswahl charakterlich passender Partner. Um eine "echte" Fotografie sehen oder mit einem favorisierten Partner in direkten Kontakt treten zu können, muss man in die Tasche greifen: Eine einmonatige Mitgliedschaft kostet knapp 30 Dollar , für das Drei-Monatsabo werden knapp 40 Dollar fällig, bei sechs Monaten etwas über 50, und für ein ganzes Jahr muss man rund 80 Dollar hinlegen.
Nach Burin stiegen Mitgliederzahl und Erlös des Partnerdienstes in den letzten acht Monaten des Jahres 2012 auf das Zehnfache, und das Projekt schreibt mittlerweile schwarze Zahlen. Er hält es für nicht ausgeschlossen, dass Teamo.ru sich schon bald aus eigenen Mitteln weiterentwickeln kann und nicht mehr auf Investoren angewiesen ist. „Für die Zukunft prüfen wir natürlich auch andere Geschäftsmodelle. Das Entscheidende ist aber immer, dass alles zur Philosophie von Teamo.ru passt. Wir wollen Suchende zusammenbringen und sie nicht enttäuschen“, erklärt Andrej Burin.
Partnervermittlungen im Internet auf dem Vormarsch
Das Segment des „Serious Dating" - also die "seriöse" Online-Suche nach einem Lebenspartner - ist auf dem russischen Markt der Online-Partnervermittlungen kaum in Bewegung. Deswegen arbeitet Teamo.ru daran, diesen Platz für sich zu besetzen und das Segment vollständig zu beherrschen: So erwarb das Unternehmen zum Ende des letzten Jahres eine der exklusiven Internet-Partnervermittlungen – "Mon Amour" (http://monamour.ru). Beide Unternehmen bringen es auf 5,5 Millionen Mitglieder. Fast Lane Ventures reibt sich die Hände: In Teamo habe man investiert, weil man von den besonderen Zukunftschancen des Nischensegments "Serious Dating" in Russland überzeugt sei.
Das Meinungsforschungsinstitut Allrussisches Zentrum zur Erforschung der öffentlichen Meinung (WZIOM) hält allerdings dagegen: In Wirklichkeit machen sich die Russen gar nichts aus Online-Partnervermittlungen, wenn es wirklich darum ginge, eine Familie zu gründen. Jüngst ergab eine Umfrage, dass die Menschen Webseiten von Partnerbörsen für die unzuverlässigste Informationsquelle überhaupt einschätzen: Nicht einmal 12 Prozent der Befragten halten sie für seriös oder zuverlässig. Auch Maxim Medwedjew von AddVenture ist skeptisch: Erstens sei es in Russland nicht sehr populär, sich irgendwo zu registrieren, um allmonatlich für eine fragwürdige Dienstleistung zu löhnen. Und zweitens dauerten beim "Casual Dating" - also der Vermittlung unverbindlicher Partnerbeziehungen - die Klubmitgliedschaften länger, da die Kunden zwar kurze Beziehungen suchten, dafür aber öfter. Sie nähmen also die Internetdienste immer wieder in Anspruch und würden sich viel länger als zahlende Kunden erweisen.
Eines ist aber sicher: Internet-Partnerbörsen sind auf dem Vormarsch. Herzklopfen kriegt man dort im Handumdrehen und (fast) kostenlos.
Profil
Bezeichnung (Name des Gründers): Fastlane Ventures
Website: Teamo.ru
Beschreibung: Partnervermittlungs-Webseite für seriöse Beziehungen, die auf Grundlage der psychologischen Kompatibilität der Partner geknüpft werden.
Alleinstellungsmerkmal: Teamo.ru ist eine russischsprachige Partnervermittlungs-Webseite für seriöse Beziehungen, die auf der psychologischen Kompatibilität der Partner basiert. Als Grundlage des Dienstes Teamo.ru dienen ein psychologischer Test, der von russischen Psychologen ausgearbeitet wurde, sowie ein mathematischer Algorithmus, der mithilfe der Antworten die kompatiblen Paare, deren Beziehungen andauernd und harmonisch sein werden, ermittelt.
Gründungsdatum: Dezember 2010
Finanzierung: 2 Millionen US-Dollar
Entwicklungspläne: Vergrößerung des Kundenstammes in den Regionen Russlands. Aktiver Markteinstieg des Dienstes in den GUS-Staaten (Ukraine, Kasachstan, Aserbaidschan, Belarus)
SWOT-Analyse: Teamo.ru ist der Marktführer im Bereich der Online-Partnervermittlung für seriöse Beziehungen. Unser Kundenstamm besteht aus 5,5 Millionen registrierter Kunden.
Kontaktdaten: Geschäftsführer Andrej Burin, +7 (926) 204-72-24
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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