Deutsch-Russisches Forum: Bürgerdialog wichtiger denn je

Alexandra Gräfin Lambsdorff während ihrer Dankesrede anlässlich der Ehrung mit dem Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis. Foto: Deutsch-Russisches Forum e.V. (Sascha Radke, Eventpress)

Alexandra Gräfin Lambsdorff während ihrer Dankesrede anlässlich der Ehrung mit dem Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis. Foto: Deutsch-Russisches Forum e.V. (Sascha Radke, Eventpress)

In diesem Jahr feiert das Deutsch-Russische Forum sein 20-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Verein auf Initiative von Alexandra Gräfin Lambsdorff, die für ihre „richtige Idee zur richtigen Zeit“ Mitte März mit dem Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis geehrt wurde.

Im Festsaal des Adlon Hotels in Berlin sitzen am 14. März der erste Deutsche im Weltall, Sigmund Jähn, der Botschafter Russlands in Deutschland, Wladimir Grinin und der CDU-Politiker und erste frei gewählte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, in der ersten Reihe. Mit ihnen haben sich viele Freunde Russlands aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammengefunden, um die Verleihung des Dr. Friedrich Joseph Haass-Preises an die Initiatorin des Deutsch-Russischen Forums Alexandra Gräfin Lambsdorff mitzuerleben.

Der Preis, benannt nach dem im 19. Jahrhundert in Russland wirkenden deutschen Arzt und Humanisten Friedrich Joseph Haass, wird jährlich an eine Persönlichkeit vergeben, die sich in besonderer Weise um die deutsch-russischen Beziehungen verdient gemacht hat.

Als Gräfin Lambsdorff vor 20 Jahren um Unterstützung für einen zivilgesellschaftlichen deutsch-russischen Verein warb, stieß sie auf überwältigende Zustimmung. „Es war die richtige Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort", resümiert sie in ihrer Dankesrede. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus habe sie die Idee gehabt, eine Vereinigung zu gründen, in der sich Deutsche und Russen treffen konnten um sich besser kennenzulernen. Ein Austausch sollte dazu stattfinden, wie zivilgesellschaftliche Einrichtungen, Demokratie und Marktwirtschaft funktionieren. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern hält sie für verbesserungswürdig. Es finde zu wenig Diskussion, zu wenig Gedankenaustausch statt, beklagt sie. Sie mache sich Sorgen um Russland, sagt sie. Sie sehe keine kraftvolle Opposition, keine unabhängigen Richter, keine unabhängigen Medien. Die Korruption sei unwürdig hoch.

Auf das mit dem Deutsch-Russischen Forum Erreichte blickt sie mit Stolz zurück. Besonders hebt sie die ‚Young Leaders' Seminare für deutsche und russische Nachwuchskräfte, die in diesem Jahr zum 38. Mal stattfinden, hervor. Es gebe sogar mehrere deutsch-russische Ehen, die aus dieser Fortbildungsveranstaltung hervorgegangen seien.

Das Forum biete über das Jahr verteilt eine „ganze Bandbreite an Aktivitäten, angefangen von Vorträgen und Diskussionen über wirtschaftliche und kulturelle Begegnungen, Unterstützung von Städtepartnerschaften, Projekten zur Förderung des Erlernens der russischen Sprache und das Medienforum zur Weiterbildung deutscher und russischer Nachwuchsjournalisten", ergänzt Staatssekretär a.D. Dr. Andreas Meyer-Landrut, Ehrenvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums.

„Ich habe an einigen Fortbildungen des Forums teilgenommen, darunter auch an dem Medienforum in Pjatigorsk zum Thema ‚Medien in multiethnischen Gesellschaften' und an dem Journalistenprogramm für russische Studenten in Deutschland. Durch diese Initiativen habe ich nicht nur nützliche Erfahrungen, Kenntnisse und neue Kontakte gewonnen, sondern auch meine große Liebe gefunden", erinnert sich die russische Journalistin Inna Pichulina im Gespräch mit Russland HEUTE.

Die Festrede für Gräfin Lambsdorff hält die frühere Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, die die Verdienste der Geehrten aber auch die Arbeit des Deutsch-Russischen Forums ausdrücklich würdigt. Das Forum sei zu einer „Vermittlungsinstanz" zwischen beiden Ländern geworden. Es sei richtig, Kritisches auch klar und offen zu benennen, Veränderungen erreiche man am besten durch konstruktive Auseinandersetzung und Ausdauer im partnerschaftlichen Dialog.

„In diesen 20 Jahren war das Deutsch-Russische Forum ein nachhaltiger Begleiter, Träger und Moderator des engen deutsch-russischen Austausches", hebt der Botschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland, Wladimir Grinin, in seiner Ansprache hervor. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland seien von existenzieller Wichtigkeit. Der Botschafter dankte dem deutsch-Russischen Forum für seinen Beitrag zu einem vom gegenseitigen Vertrauen getragenen Gedankenaustausch auf den verschiedensten Ebenen.

Nächster Höhepunkt im 20. Jahr des Bestehens des Deutsch-Russischen Forums wird die Jahreskonferenz Mitte Mai sein, zu der die Außenminister beider Länder, Guido Westerwelle und Sergej Lawrow, als Festredner erwartet werden.

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