Laut Rosstat sind in Russland 4,3 Millionen Menschen (4,3 % der Bevölkerung) arbeitslos. Foto: RIA Novosti
Laut dem Statistikdienst Eurostat, der regelmäßig wichtige europäische Kennzahlen veröffentlicht, liegt die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Euroraum bei etwas mehr als zwölf Prozent. Während Österreich (4,7%), Deutschland (5,4%) und Luxemburg (5,7%) die niedrigsten Arbeitslosenquoten ausweisen, vermelden Griechenland (27,2%), Spanien (26,7%) und Portugal (17,5%) die höchsten Raten.
In Russland sieht die Situation anders aus. Laut Arbeitsministerium sind hier 1,1 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Die Statistiken von Rosstat geben die Gesamtzahl der Personen ohne Arbeit mit 4,3 Millionen Menschen, also 4,8 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung, an.
„Russland ist gut aus der Krise herausgekommen, sowohl in Bezug auf das Wachstum als auch im Hinblick auf den Arbeitsmarkt", kommentiert Olga Kulajewa, Arbeitsmarktexpertin des Büros der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Moskau. Auf dem Höhepunkt der Krise, im Februar 2009, hätte die Arbeitslosenquote bei 9,4 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung gelegen. 7,1 Millionen seien demzufolge ohne Arbeit gewesen.
Ende März 2012, so Kulajewa weiter, sei die Zahl bereits auf 6,5 Prozent gefallen. Inzwischen habe die Arbeitslosenquote wieder den Stand erreicht, auf dem sie sich vor der Krise befunden hätte. Tatsächlich gibt es immer mehr Stellenangebote. Gemäß dem Portal Superjob.ru, stieg die Zahl der offenen Stellen im März 2013 um 2,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Am meisten gesucht werden Verkäufer (23,2 Prozent der offenen Stellen), Arbeiter in der Energiewirtschaft (8,6 Prozent) und Bauarbeiter (6,6 Prozent).
Die meisten Russen, zumindest in Moskau, machen sich wenig Sorgen um ihre Jobs. Julia, 19 Jahre, glaubt, dass die Arbeitslosigkeit hier kein echtes
Der Agentur Rosstat zufolge sind in Russland 4,8 % der erwerbstätigen Bevölkerung ohne Arbeit.
Die Zahl der Arbeitsangebote ist laut dem Portal Superjob.ru im März 2013 um 2,2 % gestiegen.
Die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung arbeitet nach Aussage der Vize-Premierministerin Olga Golodets schwarz.
Problem darstellt. „Ich habe meine Stelle als Produktionsassistentin bei einem Fernsehsender gekündigt und hatte keinerlei Probleme damit, eine Umschulung zu machen", erzählt sie. Einen Monat nach ihrer Kündigung sei sie dann als Projektleiterin in einer Kunstgalerie angestellt worden. Roman, 42 Jahre, hat in den letzten zwei Jahren bereits bei drei verschiedenen Banken gearbeitet. „In meiner Umgebung bleibt niemand länger als drei Monate ohne Arbeit", erklärt er.
Diese Stimmung wird durch die Ergebnisse einer Umfrage bestätigt, die das Moskauer Meinungsforschungszentrum VTsIOM durchgeführt hat. Danach erklärten im Dezember vergangenen Jahres 58 Prozent der Befragten, dass in den vergangenen zwei oder drei Monaten niemand in ihrem Bekanntenkreis seinen Job verloren habe. Im März sagten dies sogar 67 Prozent. Hatten im April 2011 noch 51 Prozent der befragten Personen zugegeben, in den Familien über Arbeitslosigkeit zu diskutieren, so waren dies im März dieses Jahres lediglich 36 Prozent.
Doch ganz so rosig sieht es dann doch nicht aus. Denn hinter dieser niedrigen Arbeitslosenquote verbergen sich geografische Unterschiede und ein Schwarzmarkt, der enorme Ausmaße angenommen hat. Einige Regionen sind von der Moskauer Job-Lokomotive größtenteils abgekoppelt. „Im Nord-Kaukasus liegt die Arbeitslosenquote bei 14,9 Prozent, und in Tschetschenien sogar bei 32,3 Prozent", erläutert Olga Kulajewa.
„In Russland arbeitet die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung schwarz", beklagte die Vize-Premierministerin Olga Golodets während einer Konferenz in der Hochschule für Wirtschaft am 3. April. Ihr zufolge seien heutzutage zwar 86 Millionen Menschen in Russland in Arbeit, doch nur 48 Millionen von ihnen legal. Der Grund sei die Tatsache, dass es in zahlreichen Regionen des Landes schwierig sei, eine angemessene Arbeit zu finden.", analysiert Olga Kulajewa.
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