Das Puschkin-Institut kommt

"Je mehr Informationen über Ukraine die Europäer erhalten, desto weiter werden sich russische und deutsche Positionen annähern." Auf dem Bild: Reinigung des Puschkin-Denkmals in Sankt Petersburg. Foto: RIA Novosti

"Je mehr Informationen über Ukraine die Europäer erhalten, desto weiter werden sich russische und deutsche Positionen annähern." Auf dem Bild: Reinigung des Puschkin-Denkmals in Sankt Petersburg. Foto: RIA Novosti

Das Puschkin-Institut in Moskau ist die erste Adresse für Ausländer, die in Russland die russische Sprache erlernen wollen. Nach dem Vorbild des deutschen Goethe-Instituts sollen nun auch im Ausland Niederlassungen entstehen, wie der stellvertretende Minister für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation Weniamin Kaganow erzählt.

RBTH: Eines der zentralen Ereignisse des Kulturjahres der deutschen und russischen Sprache und Literatur in Russland und Deutschland wird die Eröffnung des Puschkin-Instituts im Ausland sein. Bitte erzählen Sie uns etwas über dieses Projekt.

Weniamin Kaganow: Mit dem Puschkin-Institut wollen wir außerhalb Russlands eine Marke schaffen, die Qualitätsstandards beim Erwerb der russischen Sprache setzt. Wir bieten eine einheitliche und zielgerichtete Herangehensweise und bündeln Ressourcen. Wir verstehen uns dabei auch als Partner der bereits bestehenden Bildungsanbieter im Ausland, die ihre Projekte zukünftig unter der Marke Puschkin-Institut anbieten können. Es ist vergleichbar mit dem deutschen Goethe-Institut oder dem chinesischen Konfuzius-Institut. Das Puschkin-Institut wird zur Visitenkarte der russischen Sprache im Ausland. Am 1. September starten wir zunächst mit unserem Internetportal.

Das heißt, am 1. September wird das Puschkin-Institut seine Arbeit aufnehmen?

Nein, wir arbeiten bereits. Russische Zentren gibt es weltweit. Bisher arbeiten sie getrennt voneinander, jeweils mit einem anderen Schwerpunkt,

den der kulturelle Kontext vorgibt. Das Internet ermöglicht es, sie alle in einem System zu vereinen und unter der Marke Puschkin-Institut zusammenzufassen. Informationen zu Kursen, Lehrern, Sprachwettbewerben und aktuellen Ereignissen rund um die russische Sprache weltweit sind dann nur einen Mausklick voneinander entfernt und jedem zugänglich. Zudem werden wir ein Gesamtprogramm anbieten. Da geht es nicht nur um den Spracherwerb, sondern auch um andere Bildungsbereiche. Russland ist bekannt für großartige Mathematiker, Naturwissenschaftler und Künstler. Sie alle haben von unserem Bildungssystem profitiert, in dem wir die modernsten Methoden und Technologien einsetzen. Wir können unser System über das Internet nun auch außerhalb Russlands anbieten.  

Also wird es nicht nur Sprachunterricht geben?

Genau. Es wird auch ein Angebot mit dem Fokus auf den in Russland traditionell starken Disziplinen Physik, Chemie und Mathematik geben. Dabei orientieren wir uns vor allem an den schulischen Inhalten. Es sind darüber hinaus auch Projekte im Bereich der Berufsbildung, im Rahmen von offenen Weiterbildungskursen mit interessanten, innovativen Materialien geplant. Aber in diesem Bereich stehen wir erst am Anfang.


Der stellvertretende Minister für Bildung

und Wissenschaft Russlands Weniamin

Kaganow. Foto: Pressebild

Warum sollten Europäer Russisch lernen?

Russland wird sich entwickeln, dazu werden in den nächsten Jahren viele Investitionsprojekte gestartet. Das bezieht sich nicht nur auf den Rohstoffsektor. Wir haben viele Ressourcen, die wir nutzen können. Russland wird als Wirtschaftsmacht wachsen und auch als Arbeitsmarkt interessant werden und dann sind gute Russischkenntnisse ein Wettbewerbsvorteil für die Arbeitnehmer.

Aber Russland hat so viele Literaten, Musiker oder Maler von Weltruhm hervorgebracht. Wer die russische Sprache beherrscht, bekommt einen unverfälschten Zugang zur russischen Kunst und Kultur. Die Sprache ist der Schlüssel.

Fürchten Sie nicht, dass die aktuelle außenpolitische Situation die Arbeit des Puschkin-Instituts in Westeuropa komplizierter machen wird?

Ich denke, dass die Situation sich wieder verbessern wird. Diese Abkühlung in den internationalen Beziehungen hängt mit geopolitischen Prozessen zusammen. Sie ist in vielerlei Hinsicht notwendig. Doch je mehr richtige Informationen die Europäer erhalten, was genau in der Ukraine passiert, desto weiter werden sich unsere Positionen annähern. Umso mehr wird deutlich werden, dass Gespräche über Sanktionen und die vermeintliche Aggression Russlands keinen Sinn haben. Der freie Informationsfluss wird das politische Klima verändern. Die Zivilgesellschaft allerdings scheint bereits zu verstehen, was gerade geschieht. Deshalb wirkt sich die außenpolitische Situation derzeit nicht auf unsere Arbeit aus.

 

Wo man am besten Russisch lernt und wozu, erfahren Sie hier.

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