Moskauer Metro-Unglück: Gleisarbeiter in U-Haft

Einer der festgenommenen Gleisarbeiter der Moskauer Metro. Foto: ITAR-TASS

Einer der festgenommenen Gleisarbeiter der Moskauer Metro. Foto: ITAR-TASS

Das Gericht des Moskauer Stadtbezirks Basmannyj hat Untersuchungshaft für die im Zusammenhang mit dem Unglück in der Moskauer Metro verhafteten Gleisarbeiter angeordnet. Unterdessen wurden Hausdurchsuchungen bei der Moskauer Metro und dem verantwortlichen Bauunternehmen Ingeokom durchgeführt.

Die im Zusammenhang mit dem Zugunglück in der Moskauer Metro festgenommenen Gleisarbeiter Walerij B. und Jurij G. wurden dem Haftrichter vorgeführt. Dieser hat wegen Verdunklungsgefahr Untersuchungshaft bis zum 15. September angeordnet. Die Verdächtigen sollten keine Möglichkeit bekommen, die technische Dokumentation der Bauarbeiten zu ändern und für sie belastendes Material zu vernichten, hieß es bei der Ermittlungsbehörde. Der Bahnmeister Walerij B. arbeitete seit 22 Jahren, der Bahnhilfsmeister  Jurij G. seit 20 Jahren bei den Moskauer Verkehrsbetrieben. Beide galten als erfahrene Arbeiter.

Nach Angaben der Ermittlungsbeamten wurden seit Ende Mai 2014 auf dem Streckenabschnitt Park Pobjedy – Slawjanskij Boulevard Weichen- und Gleisverlegearbeiten durchgeführt, um die Arbatsko-Pokrowskaja-Linie (die dunkelblaue Metrolinie) mit dem in Bau befindlichen Abschnitt der benachbarten Kalininskaja-Linie (der gelben Metro-Linie) zu verbinden. Walerij B. und Jurij G. waren unmittelbar an der Ausführung der Arbeiten beteiligt und zudem für die Überwachung zuständig. „Die Ermittlungsbehörde geht davon aus, dass die Arbeiten unsachgemäß ausgeführt wurden. Das Weichenwerk wurde mit einem Draht von einer Stärke von nur drei Millimetern fixiert", heißt es in dem Bericht der Ermittlungsbehörde. Diese Drahtstärke sei nicht ausreichend gewesen, den Belastungen des täglichen Schienenverkehrs standzuhalten.

 

Alle Beteiligten werden zur Verantwortung gezogen

Die Ermittlungsbehörden seien entschlossen, alle Beteiligten an dieser Tragödie zu ermitteln und zur strafrechtlichen Verantwortung zu ziehen. Daher werde nicht nur gegen die beiden Gleisarbeiter ermittelt, sondern auch gegen Beamte und Führungskräfte der Moskauer Metro, teilte die Pressestelle der Ermittlungsbehörde mit. In den sozialen Netzwerken im Internet äußerten viele russische Nutzer ihren Unmut darüber, dass bei den Verhaftungen der Anfang bei einfachen Gleisarbeitern gemacht wurde.

Gegenwärtig wird auch gegen die Verwaltung der Moskauer Metro und des Bau- und Investitionsunternehmens Ingeokom ermittelt. Es soll Hausdurchsuchungen gegeben haben, die Ergebnisse wurden bisher nicht veröffentlicht. Ingeokom betreut den Bau der Tunnelanlage für die neue U-Bahn-Linie, die parallel zur Arbatsko-Pokrowskaja-Linie verlaufen soll.

Nach Angaben der Onlinezeitung „Gazeta.ru" arbeitet Ingeokom bereits seit dem Jahre 2000 mit der Moskauer Metro zusammen. Die Firma gewann die Ausschreibung für den Bau des Streckenabschnitts zwischen den Stationen Kiewskaja (auf der Kreuzung zur Ring-Linie) und Delowoj

Zentr, wo sich das neue Geschäftsviertel der Hauptstadt befindet. Außerdem realisierte es den Bau der Station Wystawotschnaja auf diesem Abschnitt. Zu Beginn des Jahres 2014 wurde der Streckenabschnitt Delowoj Zentr – Park Pobjedy der gelben U-Bahn-Linie eröffnet. Momentan betreut das Unternehmen den Bau der Station Delowoj Zentr auf der sogenannten Dritten Umsteigekontur, die die Verflechtung der Moskauer Metro verbessern soll.

Ingeokom war in der Vergangenheit an der Realisierung mehrerer Großprojekte in Russland beteiligt, berichtet „Gazeta.ru", so etwa am Bau des Stadions Fischt – der zentralen Austragungsstätte der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi – und dem Einkaufszentrum Ochotnyj Rjad auf dem Manegenplatz in der Nähe des Moskauer Kreml. Das Unternehmen baute zudem den unterirdischen Teil des Geschäftsviertels Moskau-City und führte im Ausland die Rekonstruktionsarbeiten an der Linie 2 der Budapester Metro aus.

 

Betrieb auf der Strecke wieder aufgenommen

Inzwischen wurden die Bauarbeiten auf der Arbatsko-Pokrowskaja-Linie der Moskauer Metro abgeschlossen, wie der Moskauer Vize-Bürgermeister Pjotr Birjukow erklärte. Aktuell werden die Anlagentechnik getestet und alle Systeme zur Gewährleistung der Betriebssicherheit überprüft, sagte Birjukow.

Das bisher schwerste Zugunglück in der Geschichte der Moskauer Metro ereignete sich am Dienstag vergangener Woche im morgendlichen Berufsverkehr. Drei Waggons entgleisten auf der Strecke zwischen den Stationen Park Pobjedy und Slawjanskij Boulevard auf der Arbatsko-Pokrowskaja-Linie im Westen Moskaus. Das Unglück forderte 23 Todesopfer. Mehr als 200 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

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