Krim-Brücke: Russland dementiert geplanten Gefangeneneinsatz

Russland will keine Gefangenen beim Bau der Krim-Brücke einsetzen. Foto: Getty Images/Fotobank

Russland will keine Gefangenen beim Bau der Krim-Brücke einsetzen. Foto: Getty Images/Fotobank

Eine Sprecherin des föderalen Strafvollstreckungsdiensts Russlands dementierte im Gespräch mit RBTH die zuvor publizierten Meldungen über einen geplanten Gefangeneneinsatz zum Bau der Brücke über die Straße von Kertsch. Die Brücke, die das russische Festland und die Krim verbindet, werde von Baufirmen und deren Arbeiter errichtet.

Eine Reihe von Medien berichtete über die Pläne Moskaus, Häftlingsarbeiter bei Bauarbeiten für die neue Brücke über die Straße von Kertsch einzusetzen. Dabei verwiesen die Medien auf Oleg Korschunow, Vizedirektor des föderalen Strafvollstreckungsdienstes Russlands, der in der russischen Zeitung „Kommersant" gesagt hatte: „Es werden große Ressourcen beim Bau einer Brücke über die Straße von Kertsch benötigt. Wir erwarten, dass es große Aufträge geben wird, deshalb wollen wir zu ihrer Realisierung die Strafgefangenenlager des gesamten Südens Russlands heranziehen. Zudem ist es eine sehr gute Möglichkeit für die Gefangenen, ein paar Groschen dazu zu verdienen."

Doch die Pressesprecherin der Behörde, Kristina Belousowa, beschwichtigt, die Worte des Vizedirektors seien falsch interpretiert worden. Im Interview werde kein Wort darüber verloren, dass Häftlinge zum Bau der Brücke über die Straße von Kertsch entsandt werden sollen.

„Das werden wir nicht machen. Wir haben ja auch keinerlei Berechtigung, Insassen des Strafvollzugs bei Bauarbeiten einzusetzen. Ich weiß nicht, wie man das Interview derart fehlinterpretieren kann", empört sich Belousowa im Gespräch mit RBTH. Der föderale Strafvollstreckungsdienst sei lediglich bereit, die Gefängniswerkstätten für die Herstellung von Baumaterialien und anderer Komponenten heranzuziehen, erklärt die Sprecherin, es gebe jedoch noch keine Verträge oder Absprachen mit der Regierung.

Die Brücke über die Straße von Kertsch soll das russische Festland mit der Halbinsel Krim verbinden. Derzeit kann man aus Russland entweder über die Ukraine auf die Krim gelangen oder über die Meerenge mittels einer Fähre. Vizepremierminister Dmitrij Kosak bezifferte die Kosten für den Brückenbau im Bereich von 3,2 bis 4,2 Milliarden Euro. Das Bauprojekt umfasst insgesamt 74 Einzelprojekte.

 

Häftlingsarbeit in Russland

Derzeit sind in Strafgefangenenlagern in Russland 555 000 Häftlinge untergebracht. Oleg Korschunow erläuterte im Interview mit der Zeitung „Kommersant": „Unter den Häftlingen sind auch Behinderte, Rentner und Frauen mit Kindern, also Menschen, die nicht arbeiten können. Insgesamt sind 252 000 Menschen imstande, zu arbeiten, jedoch gibt es nur 110 000 Arbeitsplätze im System des föderalen Strafvollstreckungsdiensts. Insgesamt gehen aber 217 000 Personen einer Tätigkeit nach, deshalb

wäre es falsch zu denken, dass nur 30 bis 40 Prozent der Häftlinge eine Arbeit haben", sagte Korschunow der Zeitung „Kommersant". Wie er klarstellte, stellen die Häftlinge über 100 000 unterschiedliche Waren im Wert von 32 Milliarden Rubeln (etwa 820 Millionen Euro) her.

Der föderale Strafvollstreckungsdienst plane nun die Errichtung eines Handelshauses, das von Strafgefangenen hergestellte Produkte vertreiben soll. So könnte den Häftlingen ein Arbeitsvertrag gegeben werden. „Der Arbeitsvertrag wird sich an den Verhältnissen auf dem Markt orientieren. Dabei wissen wir natürlich, dass unsere Arbeiter grundsätzlich schlechter qualifiziert sind und es einen Rabatt für die Waren geben muss", sagte Korschunow. Das Handelshaus werde die realen Selbstkosten der Ware berechnen, in denen auch die normale Bezahlung von Häftlingsarbeit (nicht unter 10 000 Rubeln respektive 210 Euro) und ein Gewinn inbegriffen sein werden. Das Handelshaus soll ein Netz von Filialen haben. Als Filialleiter sollen Nichtgefangene fungieren.

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