Die Moskauer haben im Sommer 2010 die heftigste Luftverschmutzung überlebt. Foto: Grigori Sysojew/RIA Novosti
Am Abend des vergangenen Donnerstags erreichte eine dichte Rußwolke die russische Hauptstadt. Nahe Noginsk im Moskauer Umland hatten Waldarbeiter eingeschlagenes Holz verbrannt und die Rußwolke so verursacht. Daraufhin ordnete das zuständige Forstwirtschaftskomitee an, die Verbrennung für drei Tage zu stoppen.
Offenbar ist schlicht vergessen worden, vor Beginn der Verbrennung die Windrichtung zu berücksichtigen, wie Alexandr Minin, Leiter der Wissenschafts- und Projektabteilung für Sicherung und Entwicklung des Umweltkomplexes Moskaus am Institut für Generalplanung in Moskau, vermutet. Er rechnet allerdings nicht damit, dass die Rußwolke nennenswert zur Umweltverschmutzung in Moskau beitragen werde.
Auch Jurij Warkin, Leiter des Situationszentrums des Russischen Wetterdiensts, gab Entwarnung. Gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax sagte er, die Rußwolke sei ungefährlich. Dennoch hatten die Moskauer Rettungskräfte vorsichtshalber Moskaus Einwohner aufgefordert, zu Hause zu bleiben, auf die Nutzung von Autos zu verzichten, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie im Freien Schutzmasken zu tragen. Die Wetterbedingungen in Moskau seien zurzeit ungünstig, fügte Warkin hinzu, sodass nicht mit einer schnellen Auflösung der Rußwolke zu rechnen sei. „Wenn der Wind nur schwach weht, kann der Smog mehrere Tage lang bleiben", sagte er.
Luftverschmutzung ist ein allgegenwärtiges Problem
Ein weiterer Grund für den Smog in Moskau sind laut Alexander Minin die Moskauer Autobahnringe. Diese bilden einen Kessel, der die Luftströme daran hindert, den Ruß und die Abgase aus der Stadt zu bringen. Grundsätzlich gebe es in Moskau aufgrund der Lage in einer Tiefebene die Möglichkeit einer regelmäßigen frischen Brise, erklärt er, und zwar wegen des Temperaturunterschieds in der Luft des Zentrums und der Randgebiete. „Die aufgeheizte Luft steigt im Zentrum nach oben und zieht damit die Luft vom Stadtrand nach", so der Experte. Problematisch sei jedoch, dass der frühere grüne Gürtel um Moskau zunehmend bebaut werde, sodass nur noch schmutzige Luft in die Stadt kommt. Das hohe Pkw-Aufkommen in Moskau trägt ebenfalls zur Luftverschmutzung bei. „Die Mehrzahl der Pkw in
Moskau entspricht nicht aktuellen ökologischen Standards", kritisiert Minin.
Bereits einige Tage vor der Rußwolke wurden die Moskauer von einem unangenehmen Gestank heimgesucht. In einer Raffinerie von Gazpromneft im Südosten der Stadt war Schwefelwasserstoff ausgetreten, wie Sergej Donskoj, Minister für Naturressourcen und Umwelt erklärte. Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen Gazpromneft und ein weiteres Dutzend Unternehmen eingeleitet. Warum der Schwefelwasserstoff in der Raffinerie ausgetreten ist, konnte auch im Situationszentrum des Russischen Wetterdiensts bislang nicht genau festgestellt werden: „Die Ursache kennen wir nicht. Wir haben aber eine Überschreitung des zulässigen Grenzwerts für Schwefelwasserstoff um ein Vielfaches festgestellt", heißt es dort.
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