Menschen 2014: Russen im Rampenlicht

Chefin der russischen Zentralbank Elwira NabiulinaFoto: Wladimir Astapkowitsch / RIA Novosti

Chefin der russischen Zentralbank Elwira NabiulinaFoto: Wladimir Astapkowitsch / RIA Novosti

Das Jahr 2014 war voller Konflikte und großer Ereignisse. RBTH präsentiert Russen, denen in dieser Zeit in der Politik, Wirtschaft oder Kultur eine bedeutende Rolle zukam.

Elwira Nabiullina

Das Jahr 2014 war für die russische Wirtschaft nicht leicht: Sie bekam die Wirkung der Sanktionen, den Preisverfall des Öls und alte Strukturprobleme zu spüren. Vor diesem Hintergrund wächst auch die Rolle der Zentralbank Russlands, einer Schlüsselorganisation, die die Geldpolitik bestimmt. Trotz all dieser Schwierigkeiten hat Elvira Nabiullina, die Chefin der Zentralbank, den Übergang zur Steuerung der Inflation fortgesetzt. Dafür musste die Unterstützung des Rubelkurses geopfert werden: Im November überließ die

Zentralbank den Rubel offiziell dem freien Fall und sah von Währungsinterventionen ab. Nabiullina gesteht, dass die Inflation in diesem Jahr die eingeplante Zielvorgabe übersteigen werde, spricht sich aber dafür aus, dass der Übergang zur Steuerung eine Schlüsselpriorität der Zentralbank bleibe. Nabiullina und ihre Organisation führten auch die „Säuberung“ des Bankensektors weiter fort: Im Jahr 2014 haben mehr als 80 finanziell abhängige Banken ihre Lizenzen verloren. Die Stärke der Zentralbankchefin liegt in ihrer Entschlossenheit, die geplanten Strukturreformen trotz des Gegenwinds umzusetzen.

 

Michail Chodorkowski

Foto: Reuters

Im Dezember 2013 wurde der ehemalige Chef des Erdöl-Konzerns Yukos Michail Chodorkowski aus dem Gefängnis entlassen und verließ das Land in Richtung Europa. Er verbrachte über zehn Jahre hinter Gittern. Bereits in seinem ersten Interview, das er nach seiner Freilassung gab, sagte Chodorkowski, er plane nicht, in die Politik oder die Geschäftswelt zurückzukehren. Stattdessen wolle er gesellschaftlich relevanten Tätigkeiten

nachgehen, darunter auch dem Kampf für die Befreiung politischer Gefangener in Russland.

Doch ein Leben ohne Politik kann der ehemalige Oligarch offenbar nicht führen. Im März besuchte er Kiew und trat auf dem Maidan auf, wo er die russische Regierung scharf kritisierte. Im September erzählte der ehemalige Yukos-Chef der Presse, er sei künftig bereit, sofern dies erwünscht sei, Präsident zu werden, um eine bessere Machtverteilung zwischen Gerichten, dem Parlament und der Zivilgesellschaft zu erreichen. Die Absichten und Perspektiven des ehemaligen Oligarchen sind höchst unklar, doch in jedem Fall ist Chodorkowski, der über eine hohe moralische Autorität verfügt, heute eine der sichtbarsten Figuren der russischen Opposition.

 

Jelisaweta Glinka

Foto: Photoxpress

 Die auch als Doktor Lisa bekannte Ärztin der Notfallmedizin Jelisaweta Glinka beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Armenhilfe. Die von ihr 2007 gegründete Stiftung Sprawedliwaja pomoschtsch (zu Deutsch: „Gerechte Hilfe“) hilft Krebskranken, Kindern und Obdachlosen finanziell und medizinisch. Nach dem Beginn der Ukraine-Krise begann die Stiftung, schwerkranke Kinder aus der umkämpften Zone herauszuholen, denn dem Behandlungsbedarf kann in den umkämpften Städten des Donezbeckens oft nicht nachgekommen werden. Doktor Lisa nimmt persönlich an der Rettung der Kinder teil und war in diesem Jahr bereits mehr als 15 Mal in der umkämpften Stadt Donezk.

Das Wichtigste bei der Rettung der Kinder sei die Abstimmung mit den beiden Konfliktparteien, erzählt Glinka. Sowohl die Kämpfer der selbst ernannten Volksrepublik Donezk als auch das ukrainische Militär helfen ihr, indem sie die Autos mit Kindern durch ihre Posten passieren lassen. Sehr wichtig sei, dass es auch zu Zeiten des Bürgerkriegs, der die Ukraine und die russische öffentliche Meinung gespalten habe, Menschen gebe, die die Welt nicht in Schwarz und Weiß aufteilten, sondern einfach Gutes tun, so Glinka.

 

Konstantin Ernst

Foto: AP

 Konstantin Ernst zeichnete 2014 für die Eröffnungs- und Schlusszeremonien der Olympischen Winterspiele in Sotschi verantwortlich. Der Generaldirektor des russischen Fernsehsenders Perwyj Kanal hatte sie kreiert. Die Aufführungen ließen nichts vermissen: Es gab unendliche Weiten und Kuppeln mittelalterlicher Kirchen zu bestaunen, der Ball von Natascha Rostowa sowie die russische Avantgarde wurden inszeniert und die russische Musik und Literatur vorgestellt.

 

Michail Piotrowskij

Foto: RIA Novosti

Im Dezember 2014 fand das Jubiläum eines der wichtigsten Museen des Landes, der Sankt Petersburger Ermitage, statt. Es ist bezeichnend, dass im selben Zeitraum auch sein Direktor Michail Piotrowskij 70 Jahre alt wurde. Er leitet die Ermitage nunmehr seit über 20 Jahren. In dieser Zeit konnte sich das Museum wertvolle Finanzierung sichern und entwickelte sich weiter. Auf Initiative von Piotrowskij eröffnete das Museum weitere Ausstellungsräume in Kasan, Amsterdam und Venedig, startete eine neue Webseite und arbeitete an der Öffnung des riesigen Archivs der Ermitage für Besucher.

Piotrowskij, der ein echter Vertreter der Sankt Petersburger Intelligenzija ist und zwölf Sprachen spricht, liebt seine Arbeit. „Die Ermitage ist ein Tempel“, sagte er in einem Interview. Das neue Aufblühen im letzten Jahrzehnt verdankt das wichtigste Museum Russlands vor allem ihm.

 

Michail Schtschelkanow

Foto aus dem persönlichen Archiv.

Der angesehene russische Wissenschaftler und Leiter des Labors für Umwelt und Viren am Forschungsinstitut für Virenforschung Michail Schtschelkanow fuhr im August 2014 in die Republik Guinea, die von der Ebola-Epidemie schwer getroffen wurde. Dort wollte er das Virus erforschen und ansässigen Ärzten in der Entwicklung eines Gegenmittels helfen. Nach

Angaben Schtschelkanows ist die Lage in Guinea dramatisch: „Die Krankheit kann nicht bezwungen werden, weil zu viel Zeit vergeudet wurde.“ Gleichzeitig ist Schtschelkanow sicher, dass Russland nicht von der Ebola-Epidemie bedroht ist: „Im Land gibt es eine Hygienekontrolle und das Gesundheitssystem ist viel weiter als in Westafrika.“

Schtschelkanow ist nicht der einzige Forscher aus Russland, der Afrika und der ganzen Welt hilft, die Ebola-Epidemie zu bekämpfen. Moskau liefert auch Medizintechnik nach Guinea und Sierra Leone.

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