„Global Education“: Der russische Staat fördert Auslandsstudium

Der russische Staat fördert das Auslandsstudium an Spitzenuniversitäten. Foto: Lori/Legion Media

Der russische Staat fördert das Auslandsstudium an Spitzenuniversitäten. Foto: Lori/Legion Media

Russische Hochschulabsolventen erhalten durch das Programm Global Education finanzielle Unterstützung für ein Aufbaustudium im Ausland. Auch 19 deutsche Universitäten stehen den Studierenden dabei zur Auswahl. Von der Förderung erhofft sich der russische Staat mehr Fachkräfte im eigenen Land.

Im Januar 2015 startete in Russland das Programm „Global Education" (zu Deutsch: Weltweite Ausbildung). Mit einem Betrag von jeweils 1,38 Millionen Rubel – umgerechnet derzeit etwa 19 290 Euro – pro Jahr unterstützt die Russische Föderation russische Hochschulabsolventen, die einen weiteren Abschluss an einer von 225 Spitzenuniversitäten in aller Welt anstreben. Gefördert wird die Ausbildung in den Bereichen Naturwissenschaft und Technik, Ingenieurwesen, Bildung, Medizin und soziales Management.

Der Zuschuss dient der Abdeckung von Studiengebühren, Reise- und Lebenshaltungskosten sowie Studienmaterialien. Die Regierung sichert den Programmteilnehmern zu, dass sie die Ausbildung auch dann weiter mitfinanziert, wenn das Programm vor ihrem Abschluss auslaufen sollte. Die Auswahl der Hochschulen wurde auf Grundlage der Ranglisten der drei maßgeblichen internationalen Agenturen QS, Times und Academic getroffen. In Deutschland gehören zu den dort insgesamt 19 ausgewählten Universitäten unter anderem die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, die Universität Hamburg, die Georg-August-Universität Göttingen, die Technische Universität Dresden, die Universität zu Köln, die TU München und die Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Im Februar gab es nach aktuellen Statistiken 109 Bewerber für das Förderprogramm. Zehn sind bereits ausgewählt worden, weitere 65 Bewerber können sich Hoffnung machen. Beliebte Zielländer für das Auslandsstudium sind Großbritannien mit 43 Prozent der Bewerbungen und die USA mit zwölf Prozent. Jeweils acht Prozent möchten in Australien und China studieren und vier Prozent in Südkorea.

Denis Konantschuk, Leiter des Zentrums für Bildungsprogramme der Business School Skolkowo, die das Projekt leitet, betont, dass die angespannten politischen Beziehungen des Westens zu Russland kein Grund für die teilnehmenden Hochschulen gewesen seien, die Kooperation zu beenden. „Wir stehen in engem Kontakt zu den Hochschulen. Sie freuen sich auf unsere Studenten, die sich vorab im Internet oder in Broschüren der Kooperationshochschulen informieren können", erklärt Konantschuk und fügt hinzu: „Wir haben immerhin sehr begabte Studenten, die an ausländischen Hochschulen gern gesehen sind."

Voraussetzung für eine Teilnahme am Programm ist die russische Staatsbürgerschaft, sowie ein erster Abschluss an einer Hochschule, also ein Bachelor oder Spezialist-Diplom. Zudem muss der Teilnehmer bereits an einer der teilnehmenden ausländischen Hochschulen immatrikuliert sein.

Auf der Website educationglobal.ru können die Bewerbungsunterlagen ausgefüllt werden. Anschließend muss eine Reihe von Dokumenten eingereicht werden. Es folgt ein Auswahltest.

Erfolgreiche Bewerber verpflichten sich, 30 Tage nach ihrem Abschluss nach Russland zurückzukehren und mindestens drei Jahre lang für eines der 550 Unternehmen, die das Programm unterstützen, zu arbeiten. Dazu gehören marktführende russische Unternehmen, Hochschulen und Forschungszentren, unter anderem Kaspersky, Kamaz, Rusal oder Sollers.

Verstößt ein Teilnehmer gegen die Auflagen des Programms, muss er nicht nur den erhaltenen Zuschuss zurückzahlen, sondern auch noch ein Bußgeld in Höhe der zweifachen Fördersumme.

 

Spitzenkräfte für die russischen Regionen

Ziel des Programms ist es, hochqualifizierte Fachkräfte für die russische Wirtschaft auszubilden, die vor allem in den russischen Regionen und im Fernen Osten Russlands eingesetzt werden sollen. „Nur zehn Prozent der Absolventen werden in Moskau oder Sankt Petersburg eingesetzt", berichtet Wladimir Solodow, Leiter des Schwerpunktbereichs Young Professionals bei der Agentur für strategische Initiativen. Russische Unternehmen erhielten auf diese Weise indirekt eine Unterstützung, nicht in Geldleistungen, sondern durch hervorragend ausgebildete Fachkräfte, von denen es zurzeit noch zu wenige gebe, sagt Solodow.

Die Studierenden können den zukünftigen Arbeitgeber bereits zu Beginn des Studiums auswählen und bekommen von ihm einen Mentor zur Seite

gestellt. „Wir unterstützen die Studierenden von Beginn an und helfen auch im Studium", sagt Alexej Sitnikow, Vizepräsident für Entwicklung am Institut für Wissenschaft und Technologien in Skolkowo. „Sie sollen am Ende nicht irgendeine Stelle bekommen, sondern gleich als Führungskräfte eingesetzt werden können." Sitnikow stellt klar, was er von den Bewerbern später erwartet: „Wir wollen kein Geld für Statisten ausgeben. Sie sollen neue Methoden, Praktiken und Erfahrungen einbringen."

Alexander Sobolew, Direktor der Abteilung für Staatspolitik im Bereich Hochschulbildung des Ministeriums für Bildungswesen und Wissenschaft, betont, dass die Unternehmen durch das Programm die Möglichkeit bekämen, nicht nur einzelne Arbeitnehmer, sondern gleich ganze Teams einzustellen.

 

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