Geschäftsmann aus Krasnogorsk erschießt vier Männer

Amiran Georgadse wurde zur landesweiten Fahndung ausgeschrieben. Für Hinweise zu seiner Ergreifung wurde eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 13 500 Euro ausgesetzt.

Amiran Georgadse wurde zur landesweiten Fahndung ausgeschrieben. Für Hinweise zu seiner Ergreifung wurde eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 13 500 Euro ausgesetzt.

Kommersant
Im Bezirk Krasnogorsk im Moskauer Umland wurden vier Menschen erschossen, darunter zwei Staatsbeamte. Als dringend tatverdächtig gilt ein Geschäftsmann. Nun sucht die Polizei nach ihm und nach einem Motiv für die Bluttat.

Am Montag soll Amiran Georgadse, ein russischer Immobilienentwickler, vier Menschen getötet haben. Georgadse soll laut Zeitungsberichten einst der Handelskammer im Bezirk Krasnogorsk vorgestanden haben. Die Opfer sind nach Angaben der zuständigen Behörden der erste Stellvertreter des Verwaltungschefs von Krasnogorsk Juri Karaulow und der Geschäftsführer des lokalen Elektrizitätsnetzes Goergij Kotlarenko. Nach Medieninformationen war auch der mutmaßliche Mörder am Krasnogorsker Elektrizitätsnetz beteiligt. Zudem soll Georgadse zwei weitere Männer erschossen haben, darunter einen Geschäftspartner, dessen Leiche im Haus des Unternehmers gefunden wurde.

Am Montagmorgen stellte sich Schota Elisbarischwili, der Fahrer von Georgadse, der Polizei. Er gab an, seinen Chef nach den Morden zuletzt gesehen zu haben. Georgadse ist mittlerweile untergetaucht, die Polizei gab bekannt, sein Fluchtfahrzeug sei gefunden worden. Nach Angaben der Ermittlungsbehörde wurden im Wageninneren eine Tasche mit einem Schalldämpfer sowie Patronen für eine Pistole und eine Ak-47 gefunden.

Amiran Georgadse wurde zur landesweiten Fahndung ausgeschrieben. Für Hinweise zu seiner Ergreifung wurde eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 13 500 Euro ausgesetzt.

Ein Zufallsopfer unter den Toten

Karaulow und Kotlarenko waren nach Medienberichten mit Georgadse durch geschäftliche und persönliche Kontakte verbunden. Der mutmaßliche Mörder war über viele Jahre hinweg als Bauunternehmer im Moskauer Umland tätig.

Wie die Ermittler mitteilten, soll Georgadse am Tattag gegen 14 Uhr in Karaulows Büro eingetroffen sein. Auch das zweite Opfer sollte sich auf Bitten Georgadses dort einfinden. Es soll im weiteren Verlauf des Treffens zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein. Dann, so haben die Ermittlungen ergeben, soll Georgadse seinen Fahrer hinzugerufen haben, der mit einer großen Tasche in dem Büro auftauchte. In dieser soll sich die Tatwaffe befunden haben.  

Bei seiner anschließenden Flucht habe Georgadse einen Mitarbeiter des Wachdienstes eines Zeitungsverlages erschossen, scheinbar grundlos. Auf der Internetseite der Redaktion heißt es, dass das 53-jährige Opfer einfach nur „zur falschen Zeit am falschen Ort“ gewesen sei, als Georgadse durch seinen Heimatort Timoschkino im Bezirk Krasnogorsk gefahren sei.

Die Leiche des vierten Opfers, Trestan Sakaidse, fand die Polizei bei der Durchsuchung von Georgadses Haus.

Motiv: Rache?

Was war Georgadses Motiv? Derzeit wird in verschiedene Richtungen ermittelt. Für sehr wahrscheinlich halten die Ermittler, dass der Mord an Karaulow und Kotlarenko „mit der Ausübung der dienstlichen Verpflichtungen der Verstorbenen zusammenhängt“. Wladimir Markin, Vertreter der Ermittlungsbehörde, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur „Interfax“, Georgadse habe im Gegensatz zu früher in jüngster Zeit keine öffentlichen Bauaufträge mehr erhalten, was ihn möglicherweise zu einem Racheakt veranlasst haben könnte.

Auch die russische Wirtschaftszeitung „Kommersant“ berichtet, dass die Beamten Georgadse den Zuschlag für vier Projekte mit einem geschätzten Auftragsvolumen von rund 47 Millionen Euro verweigert hätten.  

Wladimir Rimskij, Leiter der Soziologieabteilung der unabhängigen Stiftung Indem, erklärte gegenüber RBTH, dass das Verbrechen dazu führen müsse, darüber nachzudenken, wie in Russland die juristische Problemlösung funktioniere. Im konkreten Falle betreffe dies vor allem das Zusammenwirken der staatlichen Behörden. Sogar im Falle eines recht bekannten Geschäftsmannes, wie Georgadse es in Krasnogorsk gewesen sei, biete das System keine ausreichenden Mechanismen, so Rimskij. „Wir müssen uns ernsthafte Gedanken darüber machen, wie das Rechtssystem bei uns funktioniert. Es sollte legale, der Gesetzgebung entsprechende Problemlösungsmechanismen anbieten“, glaubt der Experte. Dabei unterstreicht er, dass das Problem weit über die Tätigkeit der staatlichen Behörden hinausgehe. Vielmehr betreffe es auch die Arbeit anderer Institutionen und es müsse geklärt werden, ob diese das Vertrauen und die Unterstützung der Bürger genössen.

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