Triebwerk oder Sprengkörper: Was brachte den Airbus A321 zum Absturz?

AFP/East News
Zum Absturz der russischen Passagiermaschine in Ägypten halten Behörden und Sicherheitsdienste inzwischen zwei Versionen für wahrscheinlich: Aus Kreisen der Untersuchungskommission wird von einer Explosion im Triebwerk berichtet, Großbritannien und die USA hingegen sind von der Explosion eines Sprengkörpers an Bord überzeugt.

Als Ursache für den Absturz der russischen Maschine in Ägypten kommen eine Sprengkörperexplosion an Bord oder eine Explosion im Triebwerk infrage. Fünf Tage nach der Katastrophe stehen vor allem diese beiden Versionen im Fokus von Behörden und Medien.

Zwar haben das internationale Untersuchungsteam und die technische Kommission noch keine Ergebnisse präsentiert und sich bislang zu keiner Version öffentlich geäußert. Dennoch gaben britische Behörden bereits offiziell bekannt, dass ein Terroranschlag an Bord möglich gewesen sei. Einen Anschlag halten auch die USA für wahrscheinlich, gleichwohl die Quellen aus der US-Regierung sich bislang nur anonym äußerten.

Der Kreml verurteilte solche Schlussfolgerungen als „rein spekulativ“. Die Ausarbeitung von Versionen sei ein Vorrecht der Ermittler, kritisiert Moskau. „Diese haben bislang keine Erklärungen gemacht. Jegliche Versionen aus anderen Quellen sind unsichere Informationen oder reine Spekulationen“, äußerte sich der Sprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow am Donnerstag. Am selben Tag gab allerdings auch der Chef der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija, Alexander Neradko, bekannt, dass ein Unterausschuss der Kriminalisten unter anderem die Möglichkeit eines Terroranschlags an Bord untersuchen würde. Bislang weigert sich Russland, eine Version in den Vordergrund zu stellen.

US-Geheimdienste sprechen von einem Sprengkörper

Der britische Außenminister Philip Hammond bezeichnete einen Sprengkörper an Bord als eine „signifikante Möglichkeit“. Er berief sich dabei auf eine große Auswahl an verfügbaren Informationen, „unter anderem Erkenntnisse der Geheimdienste“. Infolgedessen wurden als „vorbeugende Maßnahme“ alle Flüge von Scharm el-Scheich nach Großbritannien gestrichen. Irland verbot zudem Fluganbietern, nicht nur von, sondern auch nach Scharm el-Scheich zu fliegen.

Zuvor hatten der US-Fernsehsender CNN und die Agentur Associated Press unter Berufung auf nicht näher genannte amerikanische Amtsträger gemeldet, dass Gespräche von Anhängern der Terrormiliz „Islamischer Staat“ abgefangen worden seien. Der IS hatte behauptet, für den Absturz verantwortlich zu sein. CNN zufolge nimmt der US-Geheimdienst an, dass der Absturz des Airbus A321 durch eine Sprengkörperexplosion verursacht wurde.

Diese Meldung wollte das US-Außenministerium jedoch nicht kommentieren. Wie Sprecher John Kirby sagte, wolle die Behörde den Abschluss der Untersuchungen abwarten. Auch die Information des Senders CBS News, dass amerikanische Satelliten einen Hitzeblitz zum Zeitpunkt des Flugzeugunglücks registriert hätten, wird nicht offiziell kommentiert. Nach Angaben des Senders könnte der Blitz sich sowohl infolge einer Sprengkörperexplosion als auch infolge einer Explosion des Treibstofftanks ereignet haben.

Blackbox deutet auf Explosion im Triebwerk hin

An der Untersuchung der russischen Spezialisten ist Ägypten beteiligt, das die Meldungen über einen Sprengkörper dementiert. „Die Untersuchungskommission verfügt über keine Daten oder Nachweise, die diese Hypothese untermauern würden“, sagte Ägyptens Minister für zivile Luftfahrt, Hossam Kamal. Wie die ägyptische Tageszeitung „Al-Masry Al-Youm“ am Mittwoch mit Verweis auf Quellen in der Untersuchungskommission berichtete, sei offenbar eine Explosion im Triebwerk die Ursache gewesen. Die Quellen hätten ihrerseits auf die Daten der Flugzeugschreiber der Unglücksmaschine verwiesen. Das russische Transportministerium bestätigte, dass erste Daten aus der Blackbox zur Verfügung stünden.

Wie die Agentur Interfax aus Kreisen der Untersuchungskommission in Kairo erfahren hat, konnte die Flugzeugbesatzung zum Zeitpunkt der Katastrophe keine technischen Mängel feststellen. Den Aufnahmen der Gespräche im Cockpit sei zu entnehmen, dass „die Situation an Bord vier Minuten vor dem Verschwinden vom Radar normal gewesen“ sei und dass „die Besatzung mit den Lotsen in einer üblichen Art und Weise kommuniziert“ habe. Doch „unmittelbar vor dem Zeitpunkt des Verschwindens vom Radar“ seien Geräusche zu hören gewesen, die „für den Normalbetrieb unüblich“ seien.

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