Harsche Kritik an „Charlie Hebdo“-Karikaturen

Vitaly Nevar / TASS
Das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ hat Karikaturen zum Absturz der russischen Passagiermaschine in Ägypten veröffentlicht. In Russland spricht man von einer Verhöhnung der Opfer. RBTH hat Reaktionen aus Politik und den sozialen Netzwerken zusammengetragen.

Das französische Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ hat Karikaturen zum Absturz der russischen Passagiermaschine in Ägypten veröffentlicht, bei der 224 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Die ersten Reaktionen aus Moskau ließen nicht lange auf sich warten: Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nannte die Zeichnungen makaber. Sie zeigen herabstürzende Trümmerteile und Menschen, die auf einen bärtigen Mann fallen. Dazu ist zu lesen: „Die russische Luftwaffe verstärkt ihre Angriffe.“ Auf einer anderen Zeichnung ist ein Totenkopf mit Sonnenbrille zu sehen und eine Warnung vor russischen Billigfliegern. Die Russen sind empört. „Das hat weder etwas mit Demokratie noch mit Pressefreiheit zu tun“, sagte Peskow. 

Konstantin Kosatschow, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses beim Föderationsrat, sprach von einer „inakzeptablen Missachtung moralischer Werte“. Die französische Zeitung bereichere sich auf Kosten der Tragödie und ignoriere dabei den Schmerz der Angehörigen. „Ich bin auf keinen Fall ‚Charlie‘, war es auch nie, obwohl auch ich nach den Anschlägen auf die Redaktion betroffen war“, schrieb Kosatschow auf Facebook. „Charlie Hebdo“ zeige eine „schockierende Sensationsgier“, sagte ein anderer russischer Politiker. 

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa fragte auf Facebook: „Will wirklich noch irgendjemand ‚Charlie‘ sein?“  

Empörung im Netz

Wladislaw Maslenow aus Nischni Nowgorod ruft im russischen Netzwerk VKontakte auf, sich der Aktion „Je ne suispas Charlie!“ (zu Deutsch: „Ich bin nicht Charlie!“) anzuschließen.Er schreibt: „Lasst uns die Opfer und Hinterbliebenen moralisch unterstützen.“ Die Herausgeber von „Charlie Hebdo“ hätten keine Ehrfurcht vor Gott. „Sie verhöhnen die Opfer des Flugzeugabsturzes. Lasst uns darauf antworten, in dem wir #jenesuispascharlie unterstützen“, appelliert Maslenow an die Netzgemeinde.

Der Nutzer mit dem Namen Аntisepticfragt sich auf seinem Livejournal-Account, wie die Staats- und Regierungschefs, die die Redaktion des Satiremagazins nach dem Terroranschlag im Januar unterstützt hatten, jetzt reagieren werden. „Werden sie diese Journalisten jetzt verurteilen? Sie müssen umdenken. Ein normaler Mensch muss sich nun die Frage stellen, ob man damals falsch lag oder jetzt? Ansonsten muss man schon an einer Persönlichkeitsstörung leiden“, empört er sich.

Große Wellen schlagen die Karikaturen in den russischen sozialen Netzwerken jedoch noch nicht. Die Nutzer geben sich zurückhaltend. Sie warten auf eine Reaktion all jener, die sich nach den Anschlägen auf die „Charlie Hebdo“-Redaktion solidarisch mit den französischen Journalisten gezeigt hatten. 

Charlie Hebdo: Knapp 40% der Russen können die Terroristen verstehen

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