Servicezentren bieten lange Öffnungszeiten und große Kundenfreundlichkeit.
Mikhail Japaridze / TASSIn öffentlichen Einrichtungen in Russland konnte man zuweilen den Eindruck gewinnen, noch mitten in der Sowjetunion zu sein. Besucherunfreundliche Öffnungszeiten, lange Warteschlangen und barsche Bürokraten erwarteten die Bürger beim Gang zum Amt. Das hat sich mittlerweile geändert. Vor fünf Jahren begann Moskau damit, sogenannte Servicezentren für kommunale Dienstleistungen aufzubauen. Diese sind auch am Wochenende von acht bis 20 Uhr geöffnet.
Dokumente können in jedem der mittlerweile 127 Zentren abgegeben werden, von denen das jüngste erst vor Kurzem eröffnet wurde. Lange Schlangen sind damit Vergangenheit. In den neuen Servicezentren beträgt die Wartezeit laut Statistik durchschnittlich nur rund drei Minuten. Wer länger als 15 Minuten warten muss, kommt in den Genuss eines Kaffees.
Die Bürger ziehen eine Nummer und werden an einem Schalter von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung bedient. Damit ist deren Arbeit für alle öffentlich sichtbar. Was früher nicht unüblich war, nämlich dass sich ein Staatsdiener seine Dienstleistung vom Bürger noch einmal extra bezahlen ließ, ist so nicht mehr möglich. Die größere Transparenz lobt denn auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Das neue System sei ein echter Schlag gegen korrupte Beamte, meint er.
Doch nicht nur Sobjanin zeigt sich zufrieden mit den Neuerungen in der Moskauer Verwaltung. Laut der Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers gehört Moskau mit diesem Angebot zu den Städten mit dem modernsten System für öffentliche Dienstleistungen – neben der brasilianischen Stadt São Paulo und Baku in Aserbaidschan.
Insgesamt gibt es in Moskau 127 Zentren für staatliche Dienstleistungen. Das jüngste eröffnete am 22. August. Foto: Mikhail Japaridze / TASS
Und auch mit London oder Stockholm kann es die russische Hauptstadt im Hinblick auf Verwaltungsdienstleistungen aufnehmen. Mit seinem Informations- und Antwortservice schlägt Moskau alle anderen Städte um Längen. Besonderer Wert wurde auch auf die Barrierefreiheit gelegt. Das Angebot für beeinträchtigte Personengruppen wird zudem kontinuierlich ausgebaut. Ein Zentrum in Strogino bietet etwa Hörverstärker an. In einem anderen gibt es die Möglichkeit, Fragen über Video in Gebärdensprache zu stellen.
Und selbstverständlich können viele Angelegenheiten online erledigt werden. „Im Bereich staatliche und kommunale Dienstleistungen haben wir mit den Servicezentren in den letzten Jahren Weltniveau erreicht und das nicht nur in Moskau. Wenn andere Projekte so schnell umgesetzt werden würden, dann wäre die sozioökonomische Entwicklung des Landes um einiges wettbewerbsfähiger“, glaubt der Experte Andrei Klimenko.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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