Geleaktes Finale: Russen verärgern „Sherlock“-Fans

Das Finale der vierten Staffel gelangte vorab ins Netz.

Das Finale der vierten Staffel gelangte vorab ins Netz.

PLANET PHOTOS/Global Look Press
Die einen freute es, die anderen waren zutiefst verärgert: Das Finale der vierten Staffel der britischen Fernsehserie „Sherlock“ wurde vorab ins Netz gestellt. Die BBC leitete Ermittlungen ein. Auch das größte russische soziale Netzwerk, VKontakte, reagierte umgehend.

Wohl erneut haben russische Hacker für Aufregung gesorgt. Dieses Mal haben sie die Produzenten der britischen Detektivserie „Sherlock“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle verärgert: Einen Tag vor der offiziellen Ausstrahlung des vierten Staffelfinales am Sonntag gelang die russischsprachige Folge für den Fernsehsender Erster Kanal ins Netz.

Die Macher der Serie baten die Fans auf Twitter, die Folge sowie ihren Inhalt nicht zu verbreiten – teils vergebens, denn die Fans hatten das Finale mit Spannung erwartet und viele wollten schlicht Spoiler umgehen.

VKontakte aktiviert Spoiler-Filter

Das russische Netzwerk VKontakte reagierte prompt und erstellte für Nutzer, die keine Informationen zum Staffelfinale vorab sehen wollten, einen Filter. Einmal aktiviert, wurden sämtliche Beiträge, die das Wort „Sherlock“ beinhalteten, mit dem Banner „Achtung, Spoiler: Sherlock“ versehen. Auf diese Art und Weise konnte jeder Nutzer selbst entscheiden, ob er den Beitrag sehen wollte oder nicht.

Das Netzwerk hat schon seit Längerem überlegt, eine solche Funktion einzuführen, wie Jewgeni Krasnikow, Pressesprecher von VKontakte, Gazeta.ru verriet. Der Leak der „Sherlock“-Folge habe am Ende den Ausschlag gegeben, eine Funktion einzubauen, die die Interessen der User schütze. „Wir prüfen derzeit die Relevanz und Wirksamkeit dieser Funktion und werden uns nach dem Ende der Testphase entscheiden, ob wir diesen Filter auch bei anderen Serien, Filmen und Büchern einsetzen werden“, sagte Krasnikow.

Auch die BBC, die die Serie produziert, will Maßnahmen einleiten. Ein Sprecher teilte mit, dass der Sender alle Leaks streng überprüfe und entsprechende Ermittlungen bereits eingeleitet worden seien. Der „Sherlock“-Leak sei kein Zufall, fügte er hinzu.

Der Erste Kanal teilte mit, dass man nach Bekanntwerden des Leaks Kontakt zur BBC aufgenommen und ebenfalls Ermittlungen eingeleitet habe. Offiziell macht der russische Sender einen Hackerangriff für den Leak verantwortlich. Einzelheiten zu diesem Vorfall sollen aber erst nach Abschluss der Ermittlungen bekannt gegeben werden.

Russische Hacker sind auch für viele Fans der Serie die Hauptverdächtigen. „Die wichtigsten Dinge, die von Russen gehackt wurden, sind ‚Sherlock‘ und die US-Wahlen“, schreibt @MyDearHolmes auf Twitter. Ein anderer Twitter-Nutzer scherzte, Russland habe am 14. Januar, den Tag, an dem es das Staffelfinale leakte, den Dritten Weltkrieg ausgelöst.

Raffinierte Rache

Das Ausmaß der Aufregung, die ein Spoiler verursacht, kann als Gradmesser für die Popularität einer Fernsehserie gelten: je wütender die Menschen, desto beliebter die Serie. Fans versuchen alles, um verräterischen Informationen aus dem Weg zu gehen, ehe sie nicht selbst die jüngste Folge gesehen haben. Perfide, wer diese Panik auszunutzen weiß.

So geschehen beispielsweise im Mai vergangenen Jahres. Im Netz kursierte die Geschichte einer jungen Frau, die ihren Freund beim Fremdgehen erwischt hatte und sich eine besondere Strafe einfallen ließ: Sie schickte ihm regelmäßig Spoiler zu seiner Lieblingsserie „Games of Thrones“, noch bevor dieser die Gelegenheit hatte, die aktuelle Folge zu sehen. Im Internet kam diese ungewöhnliche Racheaktion gut an.

Auch im russischsprachigen Netz gab es vor nicht allzu langer Zeit eine populäre Spoiler-Rache. Als die vielgenutzte BitTorrent-Seite Rutracker.org in Russland gesperrt wurde, stellte Herbert Morales, Sänger der Band Jah Division, eine Liste der Mörder aus den Krimi-Büchern von Daria Donzowa auf seine Facebook-Seite.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Gazeta.ru.

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