Anti-Terror-Kampf: Wie Spürhunde nach Sprengstoff suchen

Sie dürfen nicht bellen, müssen aber auch nicht pausenlos arbeiten: Spürhunde. Wie sie ausgebildet werden und wie sie arbeiten, das berichten zwei Experten zum Thema. Außerdem geben sie Antwort auf die Frage: Was ist besser – Tier oder Technik?

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Nach dem Terroranschlag in der Sankt Petersburger U-Bahn wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt – dazu gehören zum Beispiel gründliche Durchsuchungen. Im Einsatz sind nicht nur ein doppelt so starkes Polizeiaufgebot, sondern auch Kynologen mit Spürhunden. RBTH hat zwei Experten befragt, wie die Tiere für den Polizeidienst ausgebildet werden und ob sie technische Mittel ersetzen können.

Jewgenij Zwigelskij, Dozent an der kynologischen Fakultät der Staatlichen Berufshochschule Nr. 38:

Die Frage, wer am besten Sprengstoff aufspüren kann – Tier oder Technik – ist schon längst geklärt. Weltweit sind beide Methoden im Einsatz, häufig auch kombiniert. In Russland nennt man das dann technische Mittel in Kombination mit einem Bio-Detektor (das russische Gesetz definiert den Spürhund als Sondermittel zur Bekämpfung von Kriminalität und nicht, wie in manchen Ländern, als Polizeioffizier, Anm. d. Red.). Beides ist wichtig – ein Spürhund kann nicht immer und überall die Technik ersetzen.

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Ohne Tier geht es auch nicht – es ist schwer, ein tragbares Gerät auszuarbeiten, das alle Sprengstoffe identifizieren kann und gleichzeitig transportabel ist. Außerdem muss das Gerät ganz nah an das Objekt heran. Außerdem hat der Hund eine besondere Wirkung auf die Terroristen: Vor allem Kriminelle aus dem Osten mögen keine Hunde. Dazu kommt noch, dass ein Terrorist sowieso schon unter Stress steht und eher aus seinem Versteck kommen oder seine Pläne verwerfen könnte, wenn er einen Hund sieht.

In Russland versucht man mehr mit Imitationsmitteln als mit echten Sprengstoffen zu arbeiten. Echte Sprengmittel bereiten viele Schwierigkeiten. Die Ausbildung mit Imitationsstoffen ist jedoch nicht hundertprozentig effektiv: Es ist schwer, eine hohe Konzentration von Duftstoffen zu erreichen. Wie ein Spürhund später auf echten Sprengstoff reagieren wird, ist schwer abzuschätzen.

Russland kauft verschiedene Hunderassen ein, alles hängt von den finanziellen Möglichkeiten und den Kontakten des jeweiligen Dienstes ab. Ein Mischlingshund kommt nur dann infrage, wenn man „undercover“ arbeitet – sprich, ein Hund läuft allein durch die Flughafenhalle, mischt sich unter die Leute und schnüffelt. Aber so etwas wird eigentlich nur in der Provinz gemacht.

Ein Mitarbeiter der kynologischen Abteilung des russischen Innenministeriums:

MOSCOW, RUSSIA. APRIL 27, 2015. Police officers with dogs at Arbatskaya Station (Arbatsko-Pokrovskaya Line) of the Moscow Metro.  / Nikolai Galkin/TASSMOSCOW, RUSSIA. APRIL 27, 2015. Police officers with dogs at Arbatskaya Station (Arbatsko-Pokrovskaya Line) of the Moscow Metro. / Nikolai Galkin/TASS

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spürhund Sprengstoff – wenn es einen gibt – findet, liegt bei mehr als 90 Prozent. Jeder Kynologe führt den Hund, den er selbst ausgebildet hat. Falls er sagt, es gibt hier keinen Sprengstoff, aber später stellt sich heraus, es gab doch einen, dann ist der Kynologe persönlich dafür verantwortlich und ihm könnte sogar eine Gefängnisstrafe drohen.

Manche nehmen Welpen, die bereits sieben oder acht Monate alt sind. Wir kaufen meistens bei privaten Züchtern. Mischlingshunde werden nicht gekauft. Die häufigsten Rassen sind der Deutsche Schäferhund, Labrador und Spaniel.

Ein Spürhund bellt nicht, wenn er etwas findet. Das darf er gar nicht. Dazu hat er sich andere Signale eingeprägt – eine besondere Sitz- oder Liegehaltung sowie Zielmarkierung.

Viele Laien denken, dass ein Spürhund, der in der U-Bahn einfach nur irgendwo sitzt oder liegt, nichts tun und nicht arbeiten würde. Dabei ist das völlig in Ordnung, denn der Hund muss sich auch entspannen. Die Aufgabe eines Spürhundes besteht nicht darin, stundenlang die Bahngleise entlang zu laufen und nach etwas zu suchen. Seine Aufgabe ist es, schnell und objektiv einen fremden Gegenstand zu untersuchen, der vom Kynologen gefunden wird.

Von technischen Geräten haben wir nur Gasmessgeräte. Sie sind aber teuer und nicht besser als Hunde, sonst hätte man sie schon lange überall eingesetzt.

*Die Redaktion entspricht dem Wunsch des Mitarbeiters, der anonym bleiben wollte, und nennt deshalb keinen Namen.

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