Am 7. August hat die russische Regierung eine Verordnung veröffentlicht, dass Russen von nun an ihre Pässe vorlegen müssen, um öffentliche WLan Hotspots nutzen zu dürfen. Foto: ITAR-TASS
Die Verordnung der Regierung, dass Russen von nun an ihre Pässe vorlegen müssen, um öffentliche WLan Hotspots nutzen zu dürfen, hat die russische Gesellschaft in Aufruhr versetzt. Innerhalb weniger Stunden haben der Pressedienst des Moskauer Bürgermeisters und sogar das russische Ministerium für Telekommunikation und Massenmedien erklärt, das dies nicht für alle Hotspots gilt.
„Für Hotspots in Parks, der Metro, an Universitäten und Schulen sowie Krankenhäusern Moskaus gilt diese Verordnung nicht. Nutzen sie das WLan und genießen sie das Internet“, dies erklärte Artjom Ermolaew, der Leiter der Abteilung für Informationstechnologie der Stadt Moskau gegenüber der Nachrichtenagentur ITAR-TASS.
Technisch könnten die Daten von den Betreibern der Hotsopts über SMS oder eine spezielle Seite, die sich bei der ersten Nutzung des Internets am Hotspot automatisch öffnet, erfasst werden, so heißt es in der Erklärung des russischen Ministeriums für Telekommunikation und Massenmedien. Wenn der Hotspot allerdings von Privatpersonen betrieben wird, so werden auf sie im Zuge der Verordnung keine weiteren Verpflichtungen zukommen, unterstreicht man im Ministerium.
Big Brother is Watching you
Nur wenige Stunden nachdem die Verordnung und die Erklärungen veröffentlicht worden waren, wurde sie von Internetnutzern und öffentlichen Anbietern von Hotspots äußerst negativ kommentiert.
Die von Medwedew unterzeichnete Verordnung wurde im Zusammenhang mit dem Gesetz zu „Information, Informationstechnologie und Datenschutz" erlassen, das bereits im Mai 2014 in Kraft getreten ist. Es gehört zu einem Paket neuer Gesetze, die die Anti-Terror-Maßnahmen verschärfen sollen.
„Vor unseren Augen beginnt ein echter „Big Brother“ zu entstehen, über den alle so lange gewitzelt haben: Ein System, das weiß, wer was an wen geschrieben hat und von wo und in welcher Einrichtung die Nachricht abgeschickt wurde“, dies schrieb Alexei Nawalny, ein Oppositionspolitiker, der sich zur Zeit in Hausarrest befindet, in seinem Blog. Nach der Meldung mit der Widerlegung aktualisierte er seinen Eintrag und merkte an, die gesamte Situation sehe „ziemlich merkwürdig“ aus. „Zuerst eine Flut von Meldungen, dann einige Stunden Schweigen, dann die Widerlegung. Das wirkt wie eine klassische Prüfung der öffentlichen Meinung“, so Nawalny.
Einige Nutzer gingen mit Humor an die Sache heran und machten sich lustig über die Abhängigkeit der modernen Gesellschaft vom WLan. „Ich habe davon geträumt, dass es einen Atomkrieg gibt und ich nicht in den Bunker gegangen bin, weil der WLan-Empfang dort schlecht ist“, dies twitterte der User Interesno_Vsem.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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