Schwerer Rückschlag für Nord Stream 2

Die polnische Wettbewerbsbehörde stoppt das Projekt.

Die polnische Wettbewerbsbehörde stoppt das Projekt.

Reuters
Die polnische Wettbewerbsbehörde UOKiK hat das Joint Venture Gazproms und seiner europäischen Partner geblockt und damit alle Pläne zum Bau der Pipeline umgeworfen. Es drohe eine Einschränkung des Wettbewerbs, hieß es in der Begründung. Nun braucht Gazprom neue Investoren – und Deutschlands Unterstützung.

Der russische Öl- und Gasriese Gazprom, der französische Energiekonzern Engie, das österreichische Ölunternehmen OMV und die deutschen Unternehmen Uniper und Wintershall, die zusammen die Pipeline Nord Stream 2 bauen wollten, haben ihre Fusionskontrollanmeldung zurückgezogen. Die Entscheidung wurde in einer gemeinsamen Pressemitteilung am 12. August bekanntgegeben.

Die Erklärung folgte der Entscheidung der polnischen Wettbewerbsbehörde UOKiK, das Projekt nicht zuzulassen. Der Behörde zufolge könnte die Gründung des Joint Ventures Nord Stream 2 AG den Wettbewerb auf dem polnischen Markt einschränken und zu einer weiteren Stärkung der Position Gazproms führen. Der Gasriese dominiert den polnischen Markt schon lange. Alle Projektpartner sind selbst in Polen aktiv und nahmen die Einschätzung der UOKiK ernst.  

„Die Annullierung der Anmeldung bedeutet das Ende für den Deal“, sagte der Leiter der UOKiK Marek Niechciał in einer offiziellen Erklärung der polnischen Behörde. 

Die Projektpartner teilten mit, dass Nord Stream 2 für die europäische Energieversorgung von entscheidender Bedeutung sei und jeder von ihnen alternative Ansätze prüfe, um zur Umsetzung beizutragen. Wie genau dies aussehen könnte, wurde nicht ausgeführt. 

Die westlichen Partner sollten jeweils knapp zehn Prozent der Anteile am Joint Venture halten und alle rechtlichen Fragen klären. Gazprom bleibt nun vorerst alleiniger Gesellschafter; ein Problem, meinen Experten. „Solche großen Projekte sind immer mit erheblichen politischen Risiken verbunden. Die Beteiligung ausländischer Partner hätte die Risiken minimieren können“, sagen Vertreter des Investmentunternehmens WTB Kapital.

Das Budget für Nord Stream 2, einer Pipeline über den Boden der Ostsee, wird auf acht Milliarden Euro geschätzt. Branchenkenner glauben dennoch, dass Gazprom das Projekt umsetzen wird, selbst wenn sie nach neuen Investoren suchen müssten.

„Es ist kein Problem für Gazprom, Investoren zu finden, es gibt aber ein politisches Problem“, meint Andrej Politschschuk, Analyst im Bereich Öl und Gas bei der Raiffeisen-Bank. Laut Politschschuk hänge vieles davon ab, ob Deutschland, das das Projekt bislang unterstützt, auch andere europäische Partner beeinflussen kann.

„Solange Deutschland weiterhin Interesse am Projekt zeigt, gibt es Chancen für seine Umsetzung“, meint Sergej Chestanow, Dozent an der Fakultät für Aktienmärkte und Finanzengineering der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst.

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