Die Präsidentschaftswahlen in den USA wurden im Union-Jack-Pub in Moskau live übertragen. An diesem Abend konnte man sich vor den Porträts von Wladimir Putin und Donald Trump ablichten lassen.
APOb in Politik, Wirtschaft oder Kultur – die meisten Russen wollen wieder bessere Beziehungen zum Westen. Nur im Jahr 2000 waren noch mehr russische Bürger dafür: 76 Prozent.
Der Wunsch nach einer Annäherung wird von einem Rückgang negativer Stimmungen gegenüber den Vereinigten Staaten und der EU begleitet: 54 Prozent der Russen sehen die Europäische Union, 56 Prozent die USA im negativen Licht – vor zwei Monaten waren es noch 64 Prozent der Befragten.
„Die positive Verschiebung in der Einstellung zu den USA und der EU ist auf die sanftere Anti-Westen-Rhetorik der russischen Staatsmedien zurückzuführen“, sagt der Politologe Michail Komin. Weitere Faktoren sind nach Ansicht des Experten: Die Wahlerfolge Trumps und einer Reihe europäischer Politiker, etwa Igor Dodons bei der Präsidentschaftswahl in Moldawien oder François Fillons bei den Vorwahlen in Frankreich.
Mehr als die Hälfte der Russen erwarten nach Trumps Wahlsieg eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Russland und den USA.
Die ständige Suche nach Feindbildern sei ermüdend, sagt der Politologe Komin. „In der permanenten Abwehrhaltung lebt es sich schwer“, so der Experte. „Deshalb wünschen sich die meisten Russen wirklich eine Verbesserung der Beziehungen zu den westlichen Ländern, eine Entspannung und höhere Berechenbarkeit.“
Die Vorstellung vom Westen als einem langfristigen Gegner bleibe im Bewusstsein der meisten Russen dennoch erhalten, hebt Komin hervor. „Ein Bündnis mit dem Westen ist in der Vorstellung vieler Russen eher eine Zweckgemeinschaft, wenn man dem Gegner ins Gesicht lächelt, aber trotzdem wachsam bleibt“, resümiert der Politologe.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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