Meteorit von Tscheljabinsk: Gestein mit Starqualitäten

Ein Unternehmer aus Tschebarkul entwickelte ein Parfüm mit Namen „Bolid“. Die lokalen Behörden unterstützten diese Idee und schenkten dem Geschäftsmann sogar ein Stückchen des kosmischen Gesteins. Foto: RIA Novosti

Ein Unternehmer aus Tschebarkul entwickelte ein Parfüm mit Namen „Bolid“. Die lokalen Behörden unterstützten diese Idee und schenkten dem Geschäftsmann sogar ein Stückchen des kosmischen Gesteins. Foto: RIA Novosti

Am 15. September 2013 schlug in der Stadt Tschebarkul am Ural ein riesiger Meteorit ein. Seitdem ist er aus dem Alltag des Uralstädtchens nicht mehr wegzudenken und inspiriert die Bewohner zu ungeahnten kreativen Höhenflügen.

Es war der 15. September 2013, als im Ural, in der Oblast Tscheljabinsk ganz in der Nähe der Stadt Tschebarkul ein riesiger Meteorit in den gleichnamigen See einschlug. Erinnerungen an das sogenannte Tunguska-Ereignis wurden wach. Im Jahr 1908 hatte ein riesiger Meteorit eine gewaltige Detonation ausgelöst. Seitdem ist Tschebarkul, ja ganz Tscheljabinsk, im Meteoritenrausch. Der Meteorit soll vielleicht bald sogar das Wappen der Region schmücken.


Der Meteorit ist allgegenwärtig

In Tschebarkul steht mittlerweile ein Denkmal für den Meteoriten, das der Werbefachmann Albert Rastjapin aus Tscheljabinsk entworfen hat. Das vier Meter hohe Triptychon zeigt die Bewohner der Region im Moment des Geschehens. Auf dem Bild findet man den mutigen Retter, von zersplitterten Fenstern verletzte Menschen, Schaulustige mit Handys sowie einen halbnackten Mann, der, von dem Meteoriten aus dem Schlaf gerissen, aus seinem Haus rennt. An dem gigantischen Werk arbeitete der Künstler fast ein Jahr lang.

Nun wird dem Meteoriten auch ein filmisches Denkmal gesetzt. Eine Gruppe von Enthusiasten aus dem kleinen Moskauer Filmstudio SC-Art hat mit den Aufnahmen für einen Fantasy-Thriller über den Meteoriteneinschlag begonnen. Geplant ist ein abendfüllender Low-Budget-Film, der ein alternatives Szenario des Geschehens am Tag des Einschlags erzählt.

Der erste Trailer zum Fantasy-Thriller über den Meteoriteneinschlag. Quelle: SC Art / Youtube

Im Internet verewigten haben einige Twitter-Nutzer schon wenige Stunden nach dem spektakulären Ereignis einen Blog mit dem Namen @Che_meteorit eingerichtet. „Es hat mich zerrissen. Ich bin über den ganzen Ural zerstreut auf die Erde gefallen, dort liege ich“, lautet der erste Eintrag. Den Blog gibt es bis heute, er hat mittlerweile 1035 Follower.

Den 14-jährigen Schüler Matwej Grewzow brachte der Sturz des Meteoriten auf eine Lösung für das globale Problem der Erschließung alternativer Energiequellen. Mit seinem Projekt schaffte es der Jugendliche sogar bis ins Finale des internationalen Google-Wissenschaftswettbewerbs. Nachdem die vom Meteoriten ausgelöste Druckwelle zahlreiche Fenster zerstört hatte, kam der Junge auf die Idee, aus der Detonation Energie zu gewinnen.


Gewinnbringendes Gestein

In den ersten Wochen nach dem Meteoriteneinschlag ließen sich vorausschauende Unternehmer Markennamen, wie den „Tscheljabinskij Meteorit“ (Meteorit von Tscheljabinsk), den „Uralski Meteorit“ (Meteorit aus dem Ural), den „Tschebarkulskij Meteorit“ (Meteorit von Tschebarkul) oder den „Sagadotchnyj Meteorit“ (geheimnisvoller Meteorit) patentieren. Findige Händler brachten Konditorei- und Bäckereiprodukte, Bürobedarf, Kaffee und Tee mit dem Meteoritensymbol auf den Markt.

Ein Unternehmer aus Tschebarkul entwickelte sogar ein Parfüm mit Namen „Bolid“. Foto: Pressebild

Ein Unternehmer aus Tschebarkul entwickelte sogar ein Parfüm mit Namen „Bolid“. Die lokalen Behörden unterstützten diese Idee und schenkten dem Geschäftsmann sogar ein Stückchen des kosmischen Gesteins, um den authentischen Duft einzufangen. „Bolid“ steht nun für die Fähigkeit der Menschen, selbst gewaltige Naturkatastrophen zu überleben. Auf der Packung ist der See abgebildet, in den der Meteorit gefallen ist.

Und natürlich belebt der Meteoritenabsturz den lokalen Tourismus. Während Tschebarkul früher zumeist nur die Orenburger Kosaken anzog, hat die Region heute ein kosmisches Image. „Wir bekommen unterschiedlichste Aufträge aus dem Ausland zu Individual- und Gruppenreisen zum Einschlagort des Meteoriten“, berichtet Marina Alexejewa, Inhaberin der Reiseagentur „Akbest Tour“ gegenüber RIA Novosti. Das größte Interesse zeigten die Japaner. Unter den Russen selbst sei das Interesse eher gering.  

Das vier Meter hohe Triptychon zeigt die Bewohner der Region im Moment des Geschehens. Teil 1. Bild: Albert Rastjapin

Auch die Behörden griffen den allgemeinen Meteoritenboom auf. Die Stadtverwaltung des Gebietes Tscheljabinsk ließ Souvenirs in Form eines Meteoriten produzieren und beantragte beim russischen Patentamt die geschützte Bezeichnung „Tscheljabinsk – Meteoritenhauptstadt Russlands“.

Nahe der Stelle, an der die Wissenschaftler die meisten Splitter des kosmischen Eindringlings fanden, gründete man eine städtische Kommission zur Markenprägung. „Jetzt dürfen wir bloß unsere einmalige

Chance nicht verschlafen und müssen alles richtig machen“, schrieb der Bürgermeister von Tschebarkul Andrej Orlow. Nur fünf Tage nach dem Einschlag forderte er die Bürger der Region dazu auf, Ideen zu entwickeln, wie der Meteoriteneinschlag gewinnbringend genutzt werden könnte. Für die beste Idee hat Orlow ein Stück Meteorit versprochen. Nach all der Aufregung um den Meteoriten, suchte Orlow dann aber auch ein wenig Abkühlung, und zwar in dem Eisloch, dass der Meteorit im zugefrorenen See hinterlassen hatte. 

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