Moskau verwirklicht Konzepte einer modernen Stadt

Sergey Tchoban hofft, dass die Architektur in Russland wieder an Qualität gewinnen wird. Foto: GettyImages

Sergey Tchoban hofft, dass die Architektur in Russland wieder an Qualität gewinnen wird. Foto: GettyImages

In einem Exklusiv-Interview mit RBTH spricht Sergey Tchoban, Architekt und geschäftsführender Gesellschafter des Architekturbüros nps Tchoban Voss und Partner, über neue architektonische Entwicklungen in Russland und die positive Rolle von Moskaus Bürgermeister Sobjanin.

RBTH: Herr Tchoban, welche architektonischen Projekte betreuen Sie derzeit in Russland?

Sergey Tchoban: Zum einen den Federation-Komplex in der „Moscow City“. Ein Teil, und zwar der westliche Turm, ist bereits gebaut; der östliche Turm wird voraussichtlich in 2015 vollendet. In dem Gebäude werden sich Büros, Appartements und gastronomische Einrichtungen befinden. Der Doppelturm des Federation Komplex wird nach seiner Fertigstellung das höchste Gebäude Europas sein. Ein weiteres Projekt in Moskau ist ein multifunktionaler Komplex neben dem Stadion Dynamo, dessen Bau im Jahr 2016 abgeschlossen sein wird. In ihm werden sich ein Hotel, Appartements und Büros befinden.

In Sankt Petersburg haben wir das Expo Forum für die Neue Messe Petersburg entworfen. Außerdem haben wir mit dem Newskij Rathaus die Grundkonzeption für die Errichtung eines neuen Rathauses in Sankt Petersburg geliefert, das zukünftig Sitz der Stadtregierung sein wird.

Wie hat sich die Architektur Moskaus in den letzten Jahren entwickelt?

Die Architektur in den russischen Städten muss wieder an Qualität gewinnen. Sie hatte in den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere in der sowjetischen Zeit, stark an Qualität verloren. Die Gebäude aus dieser Zeit wirken mitunter wie aus Pappe. In den letzten Jahren sind aber schon Fortschritte beim nachhaltigen Bauen in Moskau und Russland erkennbar.

Notwendig sind insbesondere auch Gebäudehüllen, die altern können. Dies fehlt bei den meisten Gebäuden aus sowjetischer Zeit.

Gibt es architektonische Konzepte in Moskau Wasser stärker in die Stadtplanung einzubeziehen?

Natürlich wird bei der Neugestaltung des Ufers am Moskwa Fluss Wasser in die Planung mit einbezogen. Dafür läuft derzeit ein internationaler städtebaulicher Ideenwettbewerb. Auch bei dem für das Gelände des früheren Hotels Rossija entworfenen Park Zaradje, in der Nähe des Roten Platzes, wurde Wasser auf gelungene Weise mit in die Gestaltung einbezogen.

Wie groß ist die Bereitschaft der Stadt Moskau innovative Architekturprojekte zu unterstützen und zu finanzieren?

Es gibt von Seiten der Stadt Moskau große Unterstützung bei der Förderung moderner Architektur in der Stadt. Die Investitionen erfolgen überwiegend von privater Seite. Allerdings greift die Stadt ein, wenn die architektonischen Entwürfe von schlechter Qualität sind. Es gibt schon seit längerem in Moskau einen Gestaltungsbeirat, in dem Architekten und Städteplaner sitzen. Dieser Gestaltungsbeirat tagt seit zwei Jahren in neuer Besetzung und arbeitet jetzt noch effektiver.

Hat der neue Chefarchitekt von Moskau, Sergej Kuznetsov, in seiner bisherigen Amtszeit schon viel bewegt?

Herr Kuznetsov hat sehr viel Positives in der Moskauer Stadtplanung bewirkt. Das hängt aber natürlich auch mit dem Einsatz des Moskauer Bürgermeisters Sergey Sobjanin zusammen. Seitdem er im Amt ist, werden die Konzepte einer modernen Stadt verwirklicht.

Beeinflusst hochwertige Architektur auch den Preis von Gebäuden?

Das ist durchaus so. Aus diesem Grund hat ein, von uns bis ins Detail durchgestaltetes, Wohngebäude in der Moskauer Innenstadt einen deutlich besseren Preis erzielt als erwartet. Aber auch beim eher preiswerten Wohnen kann gute Qualität einen Einfluss auf den Preis haben. Das beweist unser Projekt „Gorod w lesu“ (Stadt im Wald) in Moskau, das heute als ein positives Beispiel für die abwechslungsreiche Gestaltung preisgünstiger Wohnhäuser gilt.

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