Edward Snowden kommt ins deutsche Kino

Im Interview erzählt Regisseur Oliver Stone von seinem neuen Film.

Im Interview erzählt Regisseur Oliver Stone von seinem neuen Film.

Getty Images
„Snowden“ ist der neue Film des bekannten US-Filmemachers Oliver Stone. Am 22. September startet er in den deutschen Kinos. Im Interview mit der „Rossijskaja Gaseta“ sprach der Regisseur über die Dreharbeiten und die Zusammenarbeit mit dem früheren NSA-Mitarbeiter.

In seinem neuen Film erzählt der bekannte US-Regisseur Oliver Stone die Geschichte des Whistleblowers Edward Snowden. Wohl kaum eine Persönlichkeit ist in der jüngsten Geschichte der USA umstrittener. Snowden, ein ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdienstes NSA, veröffentlichte 2013 geheime Dokumente, die das ganze Ausmaß der Überwachung von US-Bürgern und führenden Politikern durch die Regierung der Vereinigten Staaten unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Terror enthüllten.  

„Rossijskaja Gaseta“: Snowdens Enthüllungen waren ein harter Schlag gegen die US-Nachrichtendienste, ganz besonders gegen die NSA. Hatten Sie und Ihr Team keine Angst, durch diesen Film in deren Visier zu geraten? Oder warum haben Sie in Deutschland gedreht?

Oliver Stone: Wir hatten das Gefühl, Deutschland sei sicherer. Wegen seiner Vergangenheit ist Deutschland ein Land, das Überwachung eher kritisch gegenübersteht. 2014, kurz nach Snowdens Enthüllungen, herrschte Hysterie in den USA. Die Menschen waren gegen Snowden und warfen ihm Verrat vor. Er sei ein Spion in Diensten Russlands und Chinas, hieß es. Als wir mit den Dreharbeiten anfingen, waren in den USA noch immer 60 Prozent der Amerikaner gegen Snowden. In dieser aufgeheizten Atmosphäre wäre ein entspanntes Arbeiten in den USA nicht möglich gewesen. In Deutschland war die Stimmung gegenüber Snowden deutlich positiver. Später hat sich die Einstellung auch in den USA etwas geändert, damals jedoch noch nicht. Wir haben dennoch zwei Wochen in den Staaten gedreht. Der Snowden-Darsteller spazierte dabei direkt vorm Weißen Haus. Weitere Drehorte waren Hawaii, Hongkong und Moskau.  

„Snowden“ wurde in Deutschland gedreht. Foto: kinopoisk.ru„Snowden“ wurde in Deutschland gedreht. Foto: kinopoisk.ru

Hat Edward Snowden den Film gesehen? Hat er ihm gefallen? Hat er Ratschläge gegeben?

Ich habe ihm das Filmmaterial zweimal vorgeführt. Er hat es gesichtet und war uns sehr behilflich. Als Insider kennt Edward Snowden die Computerwelt sehr gut, er spricht ihre Sprache. Er nahm einige Korrekturen vor. Zugleich versteht er aber auch die Anforderungen an ein Drama. Die Handlung kann nicht wie am Fließband ablaufen. Die Form muss eingehalten werden. Wir konnten nicht alle technischen Hintergründe im Film darstellen, dennoch ist es uns gelungen, zu zeigen, was mit Computern alles möglich ist. 

Viele Menschen hinterfragen Snowdens Motivation. In den USA wurde ihm vorgeworfen, er sei narzisstisch, sei auf Ruhm und Berühmtheit aus. Für die Regierung ist er ein Verräter, für den liberalen Teil der Gesellschaft ein Held. Wie ist Ihre Meinung dazu? Was hat Snowden angetrieben?

Das darzustellen, war meine Aufgabe als Regisseur. Das lässt sich jedoch nicht in wenigen Worten auf die Schnelle in einem Interview zusammenfassen. Um das zu verstehen, muss man den Film sehen.

Aber Snowden hatte viele Beweggründe. Zum einen ist er ein Patriot. Er steht hinter der Verfassung der Vereinigten Staaten, auf die er einen Eid geschworen hat. Er hat jedoch keinen Eid auf die CIA oder die NSA geschworen. Wir zeigen seinen Werdegang und seine Entwicklung innerhalb der Nachrichtendienste. Wie seine Tätigkeit für ihn zunehmend zum Horror wurde.    

Zudem hatte Snowden auch ein Leben jenseits der NSA. Er hatte eine zehnjährige Beziehung zu Lindsay Mills. Diese musste er aufgeben. Das war, so denke ich, wohl der schwierigste Aspekt an der Geschichte für ihn. Das ist ihm sehr schwer gefallen.

Und dann noch die Epilepsie – seine Krankheit hat ihm bewusst gemacht, dass das Leben begrenzt ist. Er ist nicht sorglos und unbeschwert wie andere junge Männer. Er überlegt sich sehr genau, was er mit seinem Leben anfängt.

Der Film zeigt Snowdens Entwicklung zwischen dem 20. und 29. Lebensjahr. Das ist ein langer Zeitraum, in dem man dazu lernt und sich verändert – darum geht es auch im Leben. Im Film geht es außerdem darum zu zeigen, wie man dabei die eigene Seele bewahren kann.

War es richtig von Russland, Edward Snowden Asyl zu gewähren?

Das habe ich Wladimir Putin gefragt. Und er gab mir eine sehr gute Antwort. Aber ich werde sie nicht verraten, bevor der Film nicht im Kino angelaufen ist.

Diese Entscheidung, Snowden Asyl zu gewähren, hatte in jedem Fall Auswirkungen auf die Beziehung Russlands zum Westen. Ich glaube nicht, dass die Vereinigten Staaten, die den Westen dominieren, darüber sehr glücklich waren.

Sie arbeiten an einer Dokumentation über den russischen Präsidenten. Wie geht es damit voran?

Die Arbeiten neigen sich dem Ende zu. Vielleicht ist die Dokumentation schon im nächsten Jahr fertig.

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