Mit dem Verstand nicht zu verstehen: Zehn kluge Köpfe aus aller Welt sprechen über Russland

Kultur
RUSSIA BEYOND
Seit Jahrhunderten schon versuchen Ausländer, sich selbst und der Welt dieses wundersame Russland zu erklären. Die unüberschaubare Größe des Landes, die vielen einheimischen Völker und die sagenumwobene "russische Seele" - all das bereitete auch diesen Kulturschaffenden Kopfzerbrechen. Russia beyond hat zehn Erklärungsversuche zusammengetragen.

1 Friedrich Nietzsche in "Götzen-Dämmerung" (1889)

"Damit es Institutionen giebt, muss es eine Art Wille, Instinkt, Imperativ geben, antiliberal bis zur Bosheit: den Willen zur Tradition, zur Autorität, zur Verantwortlichkeit auf Jahrhunderte hinaus, zur Solidarität von Geschlechter-Ketten vorwärts und rückwärts in infinitum. Ist dieser Wille da, so gründet sich Etwas wie das imperium Romanum: oder wie Russland, die einzige Macht, die heute Dauer im Leibe hat, die warten kann, die Etwas noch versprechen kann, - Russland der Gegensatz-Begriff zu der erbärmlichen europäischen Kleinstaaterei und Nervosität, die mit der Gründung des deutschen Reichs in einen kritischen Zustand eingetreten ist… Der ganze Westen hat jene Instinkte nicht mehr, aus denen Institutionen wachsen, aus denen Zukunft wächst: seinem "modernen Geiste" geht vielleicht Nichts so sehr wider den Strich."

Winston Churchill, britischer Premier 1940-1945 und 1951-1955, in einer Radioansprache 1939:

"Ich kann Ihnen das Handeln Russlands nicht voraussagen. Russland ist ein Rätsel innerhalb eines Geheimnisses, umgeben von einem Mysterium. Aber vielleicht gibt es ja einen Schlüssen. Dieser Schlüssel sind die Russischen nationalen Interessen."

3 Jascha Heifetz, russisch-stämmiger US-Geiger:

“Ein Russe ist ein Anarchist, zwei Russen sind ein Schachspiel, drei Russen sind eine Revolution und vier Russensind das Budapester Streich-Quartett."

Charles de Gaulle , Frankreichs Präsident 1959-1969:

"Die Russen werden niemals froh werden, so lange sie wissen, dass irgendwo Ungerechtigkeiten geschehen."

5 Bernand Shaw, britischer Schriftsteller, auf einem Abschiedsessen in Moskau:

"Ich verlasse nun das Land der Hoffnung und kehre ins Land der Enttäuschung zurück. (...) Es ist eine Qual, in den Kapitalismus zurückzugehen. Wenn du einmal den Bolschewismus gesehen hast, bleibt kein Zweifel mehr daran, dass der Kapitalismus verdammt ist."

Otto von Bismarck, deutscher Reichskanzler 1871-1890:

"Selbst der günstigste Kriegsausgang würde niemal mit der Zerstörung des russischen Machtzentrums enden, denn das gründet sich auf Millionen von Russen des orthodoxen Glaubens. Selbst wenn sie getrennt würden, würden sie sich so schnell wieder vereinigen wie Quecksilbertropfen."


Theodore Roosevelt, US-Präsident 1901-1909:

"ich sehe für Russland eine große Zukunft voraus. Dennoch wird es bedeutende Schwierigkeiten und viellecht sogar heftige Turbulenzen überstehen müssen. Aber das wird vergehen und Russland wird auferstehen und Europas starker Halt werden, vielleicht sogar das stärkste Imperium der Welt."

Bernard Montgomery, britischer Feldmarschall, in einer Rede im House of Lords am 30. Mai 1962:

"Regel Nummer eins auf der ersten Seite im Buch des Krieges ist: 'Zieht nicht nach Moskau!' Viele Leute haben es probiert, Napoleon und Hitler, aber das bringt nichts."

9 Mark Twain, amerikanischer Schriftsteller, in einem Brief an Zar Alexander II:

"Amerika verdankt Russland viel; es ist ihr in vielerlei Hinsicht etwas schuldig; ganz besonders für ihre unzerbrechliche Freundschaft in Zeiten, da sie sehr nöltig war. Dieselbe Freundschaft sollte auch ihr in der Zukunft entgegengebracht werden, wie wir sehr hoffen; dass sie da ist und Russland gegenüber wohlwollend sein wird, und gegenüber ihrem Herrscher dafür, das wissen wir gut; dass sie immer dafür kämpfen wird, auch im Falle eines jedweden vorsätzlichen, ungerechten Aktes oder unfairen Falles, dass es ein Hochverrat wäre zu glauben."

10 Charles Bohlen, US-Botschafter in der Sowjetunion 1953-1957:

"In zwei Fällen können wir uns sicher sein, dass wie es mit einem Lügner zu tun haben: Wenn jemand sagt, er könne die ganze Nacht Champagner trinken, ohne betrunken zu werden, und wenn er sagt, er würde die Russen verstehen."