Mystisch: Die bösen Geister der alten Slawen

Jegor Baranow/Sreda, 2019
Wer öffnet Türen und wer sorgt in der Nacht für Lärm? Die alten Slawen hatten ihre eigene Vorstellung, wer dahinter steckte.

Die alten Slawen glaubten, dass hinter Krankheiten, Misserfolgen und Naturkatastrophen jenseitige Kräfte steckten: Dämonen, Untote und andere böse Geister. Sie wohnen an der Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten.

Diese Grenze kann physisch und durch eine Schwelle, eine Brücke oder eine Kreuzung markiert sein. Oder es sind Mitternacht, Mittag oder Vollmond. Wenn Sie nicht in Schwierigkeiten geraten möchten, ist es besser, solche „unreinen“ Orte und Zeiten zu meiden.  

Im Falle einer Begegnung mit einem der bösen Geister gab es jedoch einen Plan.

Barabaschka

Beginnen wir mit kleinen Scherzen. Wenn sie dachten, es hätte in der Nacht jemand an der Türe geklopft oder es wandere jemand in Ihrer Küche umher, hatten sie vielleicht Besuch von Barabaschka. So nannten die Slawen eine Art Poltergeist, der unter den Menschen lebt und Spaß daran hat, sie zu erschrecken, besonders die Kinder. Ein Barabaschka schickte den Menschen zudem Alpträume. 

Um mit einem Barabaschka fertig zu werden, müssten Sie Ihren Domowoi, den Hausgeist, um Hilfe bitten. 

Antschutkas

Diese kleinen Teufel hielten sich in der Banja, im Haus oder in Sümpfen und Wäldern auf. Sie waren nicht nur Scharlatane, sondern auch Schergen des Bösen. 

Wenn sie Ihre Kleidung oder die Socken gestört haben, war das noch harmlos. Ihr Name durfte nicht genannt werden, sonst würden sie Sie besuchen kommen.

Um sie loszuwerden, mussten Sie eine Feigenhand machen und dazu ein paar Flüche ausstoßen

Einäugiger Licho

Das Sprichwort „Wecke Licho nicht, solange es schläft“, hat seine Berechtigung in Russland. Licho ist ein Unglücksbote. Es ist eine einäugige bösartige Kreatur, ein Vorbote des Todes. Er erschien denjenigen, die schlecht über andere sprachen oder böse Taten begingen. 

Leschi 

Leschi ist der Hüter der Wälder oder der Holzgeist. Er würde Wanderer in die Irre führen, damit sie für immer bei ihm blieben. Der schrecklichste Fluch für Slawen war, jemanden zu Leschi zu wünschen. 

Man war der Überzeugung, dass Leschi die meiste Zeit unsichtbar war, doch wenn er wollte, konnte er jede beliebige Gestalt annehmen. Um Leschi zu besänftigen, musste man ihm ein Geschenk mitbringen und dem Wald keinen Schaden zufügen. Neben Leschi wohnten im Wald auch die Falken. Rastlose Seelen, die die Menschen in Sümpfe und Schluchten lockten. Sie wurden an der Schwelle von Tag und Nacht aktiv, daher war es besser, zu dieser Zeit nicht durch Wälder oder auf unbekannten Wegen zu gehen.

Wodjanoi 

Die Slawen stellten sich den Wassermann als einen alten Mann mit Fischflosse und einem schlammverschmutzen Bart vor. Er zog Ertrinkende in seine Unterwasserwelt. Nach Sonnenuntergang gingen die Slawen daher nicht mehr schwimmen. Ertrunkene Mädchen wurden zu Meerjungfrauen. Ihre Aufgabe war es, mehr Menschen ins Wasser zu bringen. 

Upyr

Dieser Untote starb eines unnatürlichen Todes. Was war sein Ziel?  Er wollte das Blut der Lebenden und ihre Seele. In einigen Quellen wird er auch als Ghul und Blutsauger bezeichnet. Er ist ein Vampir. Gegen ihn sollen ein Pflock aus Espenholz und ein Kreuz schützen. 

Wij 

Ein uraltes Übel, das über alle bösen Geister herrschte. In Nikolai Gogols Roman „Der Wij“ werden die Augenlider des bösen Geistes erwähnt, die bis zum Boden gereicht haben sollen. Vielleicht war es ganz gut, dass ihm diese erst angehoben werden mussten, bevor er etwas sehen konnte, denn er konnte angeblich mit Blicken töten. Auf sein Konto gingen alle Naturkatastrophen. Nur starke und gerechte Menschen waren sicher vor ihm

Smej Gorinitsch 

Ein riesiger dreiköpfiger feuerspeiender Drache mit immer nachwachsenden Köpfen bewachte die Kalinow-Brücke, die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten. Es gab verschiedene Gerüchte über ihn, dass er Mädchen rauben und Dörfer niederbrennen würde und möglicherweise so mächtig war wie Wij. In jeder Region wurden ihm andere Missetaten unterstellt. 

Viele Menschen glauben, dass man mit ihm sprechen konnte. Und wenn er sich gut unterhielt, verschonte er seine Opfer. 

Baba Jaga

Die alte Hexe, die in einer Hütte auf Hühnerbeinen lebte und mit einem Besen flog, war eine beliebte Figur in russischen Volksmärchen. Wegsuchende kamen zu ihr und sie verspeiste sie. 

Baba Jaga war eine Führerin von der Welt der Lebenden in die Welt der Toten. Eines ihrer Beine war nur ein Knochen, um sich von einer Welt in eine andere bewegen zu können. 

In russischen Märchen bedeutete eine Reise in die Unterwelt auch Erneuerung. Bei einem Treffen mit Baba Jaga führten Bogatyre bestimmte Rituale aus (Waschungen, spezielle Speisen, schwierige Frage beantworten) und verließen ihre Hütte als neuer Mensch. 

>>> Fünf schrecklich-schaurige slawische Märchenhelden für schlaflose Nächte

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