Ein angesehener Chirurgieprofessor namens Philip Preobraschenskij lebt in Moskau in einer geräumigen Wohnung. Dort hat er ein Behandlungszimmer, in dem er experimentelle Operationen durchführt. Bei Verjüngungseingriffen ist er bereits recht erfolgreich, aber er will noch weiter gehen.
Eines Tages beschließt er, einem streunenden Hund versuchsweise eine menschliche Hirnanhangdrüse und Hoden zu transplantieren. Die Operation ist überaus erfolgreich, denn der Hund nimmt zunehmend menschliche Züge an.
Es ist Mitte der 1920er Jahre, die Bolschewiken haben gerade die Macht ergriffen und die sowjetische Ordnung wird vielerorts eingeführt. Der Professor wird schikaniert, weil er in einer Wohnung lebt, die zu groß für ihn ist, und die Behörden zwingen ihn, einen Teil seiner Wohnung mit mehreren Proletariern zu teilen. Der Professor wehrt sich und kann die neuen Regeln nicht akzeptieren. Er kann sich nicht vorstellen, im selben Raum Operationen durchzuführen, zu Abend zu essen und zu schlafen.
In der Zwischenzeit machen Gerüchte über die erfolgreiche Operation die Runde. Immer mehr Menschen suchen Preobraschenskijs Haus auf, um den in einen Menschen verwandelten Hund mit eigenen Augen zu sehen.
Ironischerweise gerät sein Hund unter den Einfluss der neuen sowjetischen Weltordnung, während sein Schöpfer sie ablehnt. Der Hund, der zuvor den Spitznamen „Scharik“ trug, beantragt Papiere und wird zu Poligraph Scharikow.
Obwohl er wie ein Mensch aussieht, ist sein Verhalten alles andere als menschlich. Er gleicht eher einer Bestie oder, besser gesagt, einem Bastard. Scharikow belästigt die Dienstmädchen des Professors, stiehlt sein Geld und verfasst schließlich eine Denunziationsschrift gegen den Professor. Er verbrämt das alles politisch.
Preobraschenskij kann es nicht mehr ertragen und führt eine umgekehrte Operation durch, bei der Scharikow die menschlichen Organe entfernt werden. Langsam verwandelt dieser sich wieder in einen Hund.
Was steckt hinter der Novelle?
Die Geschichte enthält Elemente aus Science-Fiction, politischer und sozialer Satire und medizinischem Humor. Da der Autor selbst Arzt war, befasste er sich in seinen frühen Werken vor allem mit medizinischen Themen (z. B. „The Young Doctor's Notes“, ein Werk, das 2012 in eine britische Fernsehserie mit Daniel Radcliffe und Jon Hamm in den Hauptrollen verarbeitet wurde).
Professor Preobraschenskij hatte ein reales Vorbild in Bulgakows Onkel, dem Moskauer Professor Nikolai Pokrowskij. Dieser inspirierte Bulgakow dazu, Arzt zu werden, er hatte viele Züge seines literarischen Vorbilds und seine reale Wohnung sah genauso aus wie die in der Novelle beschriebene.
Abgesehen von der fesselnden Handlung mit phantastischen und Science-Fiction-Elementen, die für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich waren, ist „Hundeherz“ eine scharfe Satire auf die sowjetische politische und soziale Lebensordnung. Sie zeigt den enormen Widerspruch zwischen der alten Intelligenz und dem neuen Proletariat auf, das auf einmal die absolute Macht erlangte (manchmal mit wenig Bildung, aber in der Lage, mit erlernten politischen Slogans Hetzkampagnen gegen andere zu führen).
Professor Preobraschenskijs kritische Sätze über die Bolschewiki und ihre neuen Regeln wurden zu Aphorismen, die von den Russen bis heute sehr oft zitiert werden. Im Folgenden sind einige der bekanntesten aufgeführt:
- „Gott bewahre, lesen Sie vor dem Mittagessen keine sowjetischen Zeitungen.“
- „Warum wurde der Teppich von der Eingangstreppe entfernt? Hat Karl Marx verboten, Teppiche auf der Treppe zu haben?“
- „Wenn ich beim Betreten der Toilette beginne, entschuldigen Sie den Ausdruck, an der Toilettenschüssel vorbei zu urinieren, und Sina und Darja Petrowna tun dasselbe, wird die Toilette verwüstet. Folglich sitzt die Verwüstung nicht in den Schränken, sondern in den Köpfen.“
Eine bewegte Geschichte der Veröffentlichung
Das „Hundeherz“ wurde 1925 geschrieben, aber keine einzige Literaturzeitschrift und kein Verlag traute sich an das Buch heran. „Es handelt sich um ein bissiges Pamphlet über den modernen Zeitgeist, das niemals gedruckt werden darf“, so die unmissverständliche Reaktion der Zensur.
Das Manuskript der Novelle kam jedoch über den „Samisdat“ in Umlauf. Die Leute druckten Kopien im Selbstverlag und gaben sie von Hand zu Hand weiter. So gelangte in den 1960er Jahren eine der Kopien (mit vielen Fehlern) in den Westen und wurde dort veröffentlicht.
In der UdSSR erblickte das Werk erst während der Perestroika und der Ära der Glasnost das Licht der Welt. Im Jahr 1987 wurde es in der Zeitschrift „Snamja“ veröffentlicht. Als es endlich ein breites Publikum erreichte, sorgte es für Aufsehen. Die Leute erinnerten sich daran, wie sie das Buch in einem Zug gelesen hatten und zutiefst beeindruckt von seinem Scharfsinn waren (und viele sagten, sie hätten eine solche sowjetische Satire zum ersten Mal gelesen).
Fast unmittelbar danach, 1988, wurde das Buch für die Leinwand adaptiert, und der daraus resultierende Film unter der Regie von Wladimir Bortko gilt noch immer als einer der größten sowjetischen Filme aller Zeiten und als eine der besten Adaptionen eines literarischen Werks.