Was geschah mit den 13 Kindern Lew Tolstois? (TEIL 2)

Auf dem Bild von links nach rechts: Michail, Lew Tolstoi, Lew, Andrej, Tatjana, Sofia Andrejewna, Maria. Im Vordergrund sind Iwan und Alexandra zu sehen. 1892

Auf dem Bild von links nach rechts: Michail, Lew Tolstoi, Lew, Andrej, Tatjana, Sofia Andrejewna, Maria. Im Vordergrund sind Iwan und Alexandra zu sehen. 1892

Staatliches Tolstoi-Museum/russiainphoto.ru
Er war sehr produktiv und das nicht nur als Schriftsteller. Er hatte 13 Kinder, von denen jedoch fünf im Säuglings- oder frühen Kindesalter starben. Die übrigen unterstützten den großen Vater und waren seine Assistenten und Sekretäre. Wie hat sich der berühmte Nachname auf ihr Leben ausgewirkt?
  1. Pjotr (1872-1873)
  2. Nikolai (1874-1875)
  3. Warwara (1875-1875)

Die nächsten drei Kinder starben sehr jung. Pjotr wurde nur eineinhalb Jahre alt und starb an Krupp, Nikolai wurde nicht einmal ein Jahr alt und Warwara starb zwei Stunden nach der Geburt.

  1. Andrej (1877-1916)

Trotz des Todes von drei Kindern in Folge brachte Sofja Andrejewna weiterhin Kinder zur Welt. Andrej und alle folgenden Kinder wurden als die jüngsten in der Familie betrachtet. „Man fragt sich, warum ich ihn liebe. Zu sagen, weil er aufrichtig und wahrhaftig ist, ist nicht wahr. Er ist oft unehrlich... Aber ich kann gut mit ihm umgehen“, schrieb Tolstoi über Andrej.

Tolstoi spielt Schach mit seinem Schwiegersohn Michail Suchotin (Sohn Andrej, erster von rechts, Sohn Michail, zweiter von rechts), 1908

Andrej war ein Spieler und hat sein Leben vergeudet. Vielleicht erkannte Lew in ihm sich selbst in seiner Jugend wieder, und deshalb liebte er ihn so sehr. Tolstoi gefiel, dass Andrej „aufrichtig ist und nicht anders erscheinen will“.

Aus seiner ersten Ehe hatte Andrej zwei Kinder (der Sohn Ilja emigrierte nach der Revolution und war Offizier in der US-Armee).

Tolstoi erzählt seinen Enkelkindern Sofia und Ilja (Andrejs Kinder) ein Märchen, 1909

Er selbst kämpfte im Russisch-Japanischen Krieg, wurde später Beamter mit besonderen Vollmachten unter dem Gouverneur von Tula (und brannte mit dessen Frau durch, mit der er eine Tochter hatte). Im Jahr 1916 starb Andrej in Petrograd an einer Blutvergiftung.

  1. Michail (1879-1944)

Michail war sehr musikalisch: Er spielte Klavier, Geige und Balalaika. Er wollte eigentlich Komponist werden, entschied sich aber schließlich für eine militärische Laufbahn – er wurde Kavallerist, nahm am Ersten Weltkrieg teil und überlebte wie durch ein Wunder. Dann kämpfte er im Bürgerkrieg auf der Seite der Monarchisten. Er war verheiratet und hatte acht Kinder.

Tolstois Söhne: Sergej, Ilja, Lew, Andrej und Michail

1920 fuhr er mit einem Dampfer aus dem russischen Süden in die Türkei. Als er bereits in Europa lebte, verwirklichte er sein musikalisches Talent und wurde der Leiter einer russischen Musikgruppe im französischen Badeort Biarritz. Seine letzten Jahre verbrachte er in Marokko und versuchte sich sogar in der Literatur. Er hinterließ (wie viele Kinder Tolstois) Memoiren und autobiographische Geschichten. Er starb dort, aber 2007 erfüllten seine Nachkommen seinen letzten Willen und ließen seine Asche in Jasnaja Poljana beisetzen.

  1. Alexej (1881-1886)

Er starb im Alter von vier Jahren.

  1. Alexandra (1884-1979)

Während der nächsten Schwangerschaft verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Tolstoi und seiner Frau immer mehr. Skandale und Streitereien in der Familie wurden öffentlich bekannt (und viele Bewunderer des Schriftstellers beschuldigten Sofja der Hysterie). Tolstoi geriet in einen geistigen Umbruch: Er widmete sich noch mehr der Religion. Außerdem wollte er alles Eigentum aufgeben, das Urheberrecht an seinen Werken abtreten, seine Bauern gehen lassen – Sofja war verärgert über diese „Kurzschlussreaktion“ ihres genialen Ehemanns.

Tolstoi mit Tochter Alexandra, 1908

Als Sofja Andrejewna mit ihrem 12. Kind schwanger wurde, war sie entsetzt (und einigen Berichten zufolge versuchte sie sogar, eine Fehlgeburt herbeizuführen). Man kann sagen, dass diese Tochter nicht das beliebteste Kind war, außerdem stand Alexandra bei Tolstois Konflikten mit Sofja immer auf der Seite des Vaters.

Sie wurde zu Ehren von Tolstois Großtante Alexandra Andrejewna benannt, die eine Hofdame und Ehrendame der Zarin war, die in engem Kontakt mit Alexander III. stand. Mit Lew führte sie über viele Jahre einen offenherzigen Briefwechsel.

Wie die älteren Töchter wurde auch Alexandra Tolstois Assistentin und Sekretärin – und seine engste Freundin und Vertraute. Sie war die Einzige, die von den Plänen ihres Vaters wusste, Jassnaja Poljana am Ende seines Lebens zu verlassen. (Lesen Sie hier über seine Flucht von zu Hause).

Leo Tolstoi mit Tochter Alexandra auf der Krim, 1908. Foto aufgenommen von Sojia Andrejewna

Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Alexandra als Caritasschwester an der Front. Sie war eine Gegnerin der Revolution und wurde 1920 wegen antibolschewistischer Äußerungen verhaftet. Tolstois Tochter verbrachte drei Jahre in den Lagern - auf Bitten der Bauern von Jasnaja Poljana wurde sie vorzeitig entlassen.

Danach wurde sie Kuratorin des Museums von Jasnaja Poljana, engagierte sich für die Bewahrung des Erbes ihres Vaters und für Bildungsaktivitäten, blieb aber ständig im Fadenkreuz des Geheimdienstes. 1929 beschloss sie, die UdSSR zu verlassen, nachdem sie nach Japan gereist war, um dort Vorträge zu halten. Später ließ sie sich in den Vereinigten Staaten nieder und verzichtete auf die sowjetische Staatsbürgerschaft. Sie hielt Vorträge über Tolstoi und organisierte die Tolstoi-Stiftung, die russischen Flüchtlingen half.

In der UdSSR wurde ihr Name verboten, weil sie sich nicht nur gegen das sowjetische Regime aussprach, sondern zum Beispiel auch General Wlassow verteidigte und ihn einen Helden nannte, während er für die sowjetischen Behörden ein Nazi-Kollaborateur und ein großer Verräter war. In Jasnaja Poljana wurde sie von allen Fotos entfernt und ihr Name wurde nicht einmal erwähnt. Alexandra schrieb viele Memoiren und Notizen über ihren Vater. Ihr Privatleben verlief nicht gut - sie war nie verheiratet und hatte keine Kinder.

  1. Iwan (1888-1895)

Sofja Andrejewna brachte ihr letztes Kind im Alter von 44 Jahren zur Welt. Der kleine Wanja brachte überraschenderweise viel Liebe in die Familie und war ein wunderschöner, aufgeweckter Junge.

Einmal fragte er seine Mutter nach seinem verstorbenen Bruder Alexej und erkundigte sich, ob es wahr sei, dass Kinder, die vor ihrem siebten Lebensjahr sterben, zu Engeln werden. Sofja Andrejewna antwortete, dass dies der Fall sei. Daraufhin erwiderte Wanja: „Es wäre auch für mich besser, Mama, wenn ich vor meinem siebten Lebensjahr sterben würde. Jetzt, wo mein Geburtstag bevorsteht, werde auch ich bald ein Engel sein. Er erlebte sein siebtes Lebensjahr nicht und starb an Scharlach.

Tochter Maria schrieb, dass der Verlust von Wanja für Sofja Andrejewna ein schrecklicher Kummer war, Tolstoi selbst litt furchtbar.

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Timofej Basykin (1860-?)

„Ein sehr kluger Mann, drückte sich gewählt und geistreich aus, ähnlich den Tolstoi-Söhnen. Er lebte wenig im Dorf, diente als Kutscher für die Tolstoi-Söhne...“, erinnerten sich die Bauern von Jasnaja Poljana.

Timofej Basykin (oder Anikanow) gilt als Tolstois unehelicher Sohn mit der Bäuerin Axinja Basykina. Er wurde zwei Jahre vor dessen Heirat mit Sofja Andrejewna geboren und diente später in Jasnaja Poljana als Kutscher.

„Der uneheliche Sohn von L. N. ist ihm verblüffend ähnlich, nur größer und hübscher. Timofej war ein guter Kutscher, der abwechselnd mit seinen drei legitimen Brüdern lebte, aber wegen seiner Wodka-Sucht nirgends zurechtkam“, schrieb Tolstois Schwiegersohn Michail Suchotin, Tatjanas Ehemann. Er bemerkte, dass Tolstoi keine Verlegenheit empfand und deutete an, dass seinem Schwiegervater seine Vergangenheit gleichgültig war.

Auch Sofja Andrejewna ließ sich nichts anmerken, wusste aber offenbar von Timofej. In ihrem Tagebuch hielt sie einmal einen Traum fest, in dem Axinja mit einem Kind zu ihr kommt und sie es in Stücke reißt ... Vor der Hochzeit gab Tolstoi der jungen Braut sein Tagebuch zu lesen und gestand ihr alle seine Junggesellenabenteuer.

>>> Krieg und Frieden in Leo Tolstois Eheleben: Warum er ein furchtbarer Ehegatte war

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