„Venedig des Nordens“: Das Stadtbild von Hamburg als auch von seiner Partnerstadt Sankt Petersburg ist von Flüssen, Kanälen und Brücken durchzogen.
Imagebroker/Global Look PressHamburg und Sankt Petersburg haben auf den ersten Blick viel gemeinsam: Beide werden oft als „Venedig des Nordens“ bezeichnet, weil Kanäle, Flüsse und Brücken zum Stadtbild gehören. Für beide Metropolen sind sowohl die Schifffahrt als auch Kultur und Tourismus bedeutende Standbeine der Wirtschaft und des Selbstverständnisses. Die Freundschaft zwischen den Städten wurde offiziell inmitten einer politisch äußerst angespannten Zeit geschlossen – sie war die erste zwischen einer westdeutschen und einer sowjetischen Stadt.
In den fünfziger Jahren herrschte zwischen West und Ost, den einstigen Alliierten im Zweiten Weltkrieg und der Sowjetunion, das sogenannte „Gleichgewicht des Schreckens“. 1957 kündigte Bundeskanzler Konrad Adenauer an, dass auch Atomwaffen in der BRD aufgestellt werden sollten. Die Nato-Staaten hielten sich an ihre „Abschreckungsdoktrin“, unter Führung der Sowjetunion entstand der Warschauer Vertrag als Gegenmodell zur Nato.
Im selben Jahr wandte sich der Stadtsowjet des damaligen Leningrad (heute Sankt Petersburg) mit dem Vorschlag einer Städtefreundschaft und einer Einladung an die Newa an Hamburg. Städtepartnerschaften wurden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet, um die Wunden der Weltkriege zu heilen. Doch dieser Initiative begegneten Hamburg und erst recht das Auswärtige Amt mit Skepsis, da gesellschaftliche Kontakte zu Russland gemäß der damaligen Bundespolitik kurz gehalten werden sollten. Besuche in der Region waren eigentlich komplett untersagt. Und trotzdem schickte die Elbstadt – ohne Billigung aus Bonn – letztlich eine Delegation. Die Kontaktaufnahme zwischen Russlands „Tor nach Europa“ und Deutschlands „Tor in die Welt“ gelang.
Die siebziger Jahre brachten Entspannung und erste wirklich realisierte Projekte: Ab 1977 gab es die ersten Schüleraustausche nach Russland, 1979 fanden die ersten „Leningrad-Tage“ in Hamburg statt, zwei Jahre später folgten die „Hamburg-Tage“ in Leningrad. So lernten die Städte einander langsam, aber sicher besser kennen. 1987 reiste erstmals eine russische Schülergruppe nach Hamburg.
Kurz vor ihrem Zerfall wurde in der Sowjetunion Anfang der Neunziger die Versorgungslage kritisch. Leningrad war da jedoch bereits so gut mit Hamburg befreundet, dass der dortige Senat glatt 4,5 Millionen Mark Soforthilfe bereitstellte. Auch die Bevölkerung schickte per „Paketbrücke“ des Arbeiter-Samariter-Bundes oder auf persönlichem Wege großzügige Sach- und Geldspenden nach Leningrad.
Genau wie Hamburg ist auch Sankt Petersburg eine Hafenstadt. / Imagebroker/Global Look Press
Außerdem stammten die Großprojekte Environmental Centre for Administration and Technology (ECAT), das Hamburger Praktikantenprogramm für angehende Fach- und Führungskräfte sowie die Partnerschaft des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf mit dem Kinderkrebszentrum und Knochenmarktransplantationszentrum der Staatlichen Pawlow-Universität Sankt Petersburg aus dieser Zeit.
Solidarität erfuhr die Stadt an der Newa auch in diesem Jahr, als Anfang April ein Terroranschlag in der U-Bahn Sankt Petersburg erschütterte. Im Unterschied zu Berlin trugen Hamburgs offizielle Flaggen Trauerflor.Nur kurz darauf eröffnete Hamburgs Oberbürgermeister Olaf Scholz die „Deutsche Woche“ in Sankt Petersburg, wo im Rahmen des russischen Umweltjahres vor allem ökologische Fragen und der Städtebau auf dem Programm standen. „Hamburg und Sankt Petersburg haben mehr gemeinsam als die Lage an einem Fluss, den Hafen und schöne Weltkulturerbestätten“, sagte Scholz zum 60. Partnerschaftsjubiläum: „Es sind die Herausforderungen einer wachsenden, modernen Metropole, die uns gleichermaßen beschäftigen.“
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