„Deutsche“ Städte in Russland: Diese russischen Orte tragen deutsche Namen

Must do travel experiences in Saint Petersburg

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Roman Vezenin
Dank der historisch gewachsenen, engen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland ist die russische Geografie reich an deutschen Namen.

Nun bekommt auch noch eine Straße in der Hauptstadt einen deutschen Namen: Laut dem Moskauer Stadtportal wird bald eine zwei Kilometer lange, bislang unbenannte Zufahrtsstraße zwischen der „Straße der 26 Bakuer Kommissare“ und dem „Wernadski-Prospekt“ im Südwesten Moskaus nach dem deutschen Theodor Haas benannt. An derselben Straße befindet sich auch eine private deutsche Schule, die ebenfalls Haas‘ Namen trägt.

Dies ist natürlich nicht das erste Mal, dass ein Ort in Russland eine deutsche Bezeichnung bekommt. Über hundert geographische Objekte Russlands tragen heute Namen berühmter deutscher Bürger oder einen etymologischen deutschen Namen. Hier sind neun moderne russische Städte mit unübersehbar deutschen Namen.

1.     Sankt Petersburg

Die Metropole an der Newa ist eine der berühmtesten russischen Städte mit mindestens deutschem Klang. Sankt Petersburg wurde am 27. Mai 1703 gegründet und nach dem Heiligen Petrus benannt, der als Schutzpatron des Zars Peter des Großen galt. Heute aber wird der Stadtname immer mehr mit dem berühmten Zaren selbst assoziiert.

Zuerst trug die Stadt einen niederländischen Titel und hieß Sankt Pieter Burch, später wurde sie zur Sankt Petersburg. Die Gründe dafür liegen in der Begeisterung des Zaren für die deutsche Kultur und Wissenschaft. Peter der Große studierte selbst in den Niederländen, in Deutschland und in Großbritannien und lud westeuropäische, darunter auch deutsche, Fachkräfte und Gelehrte nach Russland ein. Seine Herrschaftszeit ist auch als „deutschsprachige“ Periode bekannt. Damals gab es in Sankt Petersburg wie in Moskau viele Straßen und Orte mit deutschen Titeln.

 / Lori/Legion-Media / Lori/Legion-Media Die Stadt trug später verschiedene Namen: während des ersten Weltkriegs Petrograd, zur Sowjetzeit Leningrad. Heute trägt die „zweite Hauptstadt“ Russlands wieder ihren historischen Namen und wird von den Russen liebevoll „Piter“ genannt.

2.     Orenburg

Laut einer Version, wurde die Stadt nach dem Fluss Or benannt, an dessen Zusammenfluss mit dem Jaik sie sich befindet. Allerdings hat die Stadt zweimal umziehen müssen. Heute liegt an Orenburgs ursprünglichem Punkt die Stadt Orsk.

 / wikimedia.org / wikimedia.org

Die zweite Version besagt, dass der Ortsname sich von den deutschen Worten „das Ohr“ und „die Burg“ ableitet. Dies hat eine interessante Begründung: Die Stadt sollte im 18. Jahrhundert als russischer Vorposten gegen feindlich gesinnte Steppen-Völker dienen.

Zu Sowjetzeiten, im Jahre 1938, wurde Orenburg in Tschkalow umbenannt – um umgekommenen berühmten Flieger Walerij Tschkalow zu ehren. Seit 1957 trägt die Stadt wieder ihren ursprünglichen Namen.

3.     Jekaterinburg

/ Georgiy Rozov/Global Look Press/ Georgiy Rozov/Global Look Press

Die Etymologie des Ortsnamen ist fast schon offensichtlich: Eine „Burg“ trägt den Namen der Zarin Katharina der Ersten, der Ehefrau Peters des Großen. Ursprünglich sollte der Ort „Die Nowosatschat Isset Anlagen“ am Fluss Isset heißen und wurde 1723 gegründet. Doch schnell schlug der ansässige deutsch-russische Ingenieur Georg Wilhelm Henning vor, die neue Stadt zu Ehren der Zarin zu benennen. Und wie wir heute sehen, wurde seine Initiative genehmigt.

Auch diese Stadt trug in der Sowjetzeit eine andere Benennung: Von 1924 bis 1991 hieß sie Swerdlowsk – nach dem sowjetischen Partei- und Staatsmann Jakow Swerdlow. Das Gebiet, dessen Hauptstadt Jekaterinburg ist, trägt heute noch den sowjetischen Namen: Oblast Swerdlow.

4.     Marx

Diese Stadt wurde 1767 als Kolonie deutscher Auswanderer von Baron Kano de Boregar gegründet nach ihm Baronsk benannt. Später wurde die Stadt zu Ehren der Zarin Katharina der Großen in Jekaterinenstadt umbenannt.

Jekaterinenstadt war eine der wenigen Siedlungen der Wolgadeutschen und galt als die Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik von 1919 bis 1922. Seit 1920 nannte man die „Siedlung“ Marxstadt – nach dem Kommunisten Karl Marx. Im Jahr 1941, als deutsche Ortsbezeichnungen beseitigt werden sollten, verlor der Ort den Teil „-stadt“ und heißt bis heute nur noch „Marx“.

5.     Engels

Der Ort wurde seit 1747 als Pokrowskaja Sloboda (deutsch: Pokrow-Vorstadt) oder einfach Pokrowka bekannt. Sie galt als ein Umschlagplatz für die Salzausfuhr aus dem See Elton. Aber erst im Jahre 1914 erhielt die Siedlung Stadtstatus – und den Namen Pokrowsk.

Mit der Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen im Jahre 1931 bekam die Stadt – ähnlich wie Marx – den Nachnamen eines Kommunistendenkers: von Friedrich Engels. Engels war von 1924 bis 1941 – nach Marx – die Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik.

 

6.     Wyborg

Wyborg ist zum ersten Mal in den Dokumenten des schwedischen Königs Birger im Jahre 1295 erwähnt worden und bis heute eine Kreisstadt in der Region Leningrad. Woher aber die Stadt ihren Namen bekam, ist bis heute unklar.

/ Alexander Polyantsev, thebestofrussia.ru/ Alexander Polyantsev, thebestofrussia.ru

Es gibt drei Erklärungsansätze: Laut einer Version bedeutet die Bezeichnung „Heilige Burg“. „Vi“ komme aus dem Altdeutschen und heiße so viel wie „heil“ und „Borg“ wäre dann eine falsche Vertonung des deutschen Wortes „Burg“.

Die andere Version besagt dann, dass das Wort „Vieh“ hier Pate gestanden haben und der Ort ursprünglich eine Viehburg gewesen sein könnte.

Die dritte Version sucht dann die Wurzeln des Namens gar in der urslawischen Sprache und wird beim Wort „wybor“ (deutsch: Wahl oder Auswahl) fündig.

7.     Schlüsselburg  

Schlüsselburg (russische Lesung: Schlisselburg)befindet sich ebenfalls im Leningrader gebiet. Der Ort wurde 1323 erstmals als eine von dem Nowgoroder Fürsten Jurij Danilowitsch gegründete Burg Oreschek (Nüsschen) in urkundlich erwähnt.

1611 wurde Oreschek von den Schweden erobert und in „Nöteborg“ (schwedisch „Nussburg“) umbenannt. Im Jahre 1702 wurde die Stadt dank der russischen Armee Peter des Großen von den Schweden befreit und wieder umbenannt – diesmal in Schlüsselburg. Als in den 40er Jahren deutsche Namen von den sowjtischen Karten verschwinden sollten, wurde die Stadt 1944 in Petrokrepost (deutsch: Petersburg) umbenannt. Erst nach dem Zerfall der UdSSR 1992 bekam sie ihren historischen Namen nur zurück.

8.     Kronstadt 

Kronstadt wurde im Jahre 1703 als Festungsanlage unweit von Sankt Petersburg angelegt und hieß ab 1704 zunächst Kronschloss. 1723 wurde der Ort geweiht, bekam Stadtstatus und den entsprechenden Namen Kronstadt.

/Ruslan Shamukov/Ruslan Shamukov

9.     Peterhof

Auch Peterhof, in der Newabucht des Finnischen Meerbusens gelegen, entstand 1704 als Lustschloss des Zaren Peter des Großen. Nach dem Bau des Hafens in den 1710er-Jahren und des Zarenpalastes bis 1723 entstand rundherum ein eigenständiger Ort, der seit 1762 offiziell Stadtrecht besitzt. In der Sowjetzeit von 1944 bis 1997 trug die Stadt den „undeutschen“ Namen Petrodworez (deutsch: Peters Palast).

 / Lori/Legion Media / Lori/Legion Media

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