Das „Dorf“ Moskau: Bevor Stalins Wolkenkratzer die Idylle überragten

Moskaus heutiges modernes Antlitz ist noch gar nicht so alt. Zu verdanken hat es die Stadt vor allem Stalin, der seinen imposanten Sowjet-Klassizismus als Machtdemonstration überall im Land verbreitete. Vor weniger als 100 Jahren aber sah Moskau noch ganz anders aus.

 / Anatoly Sergeev-Vasiliev/RIA Novosti / Anatoly Sergeev-Vasiliev/RIA Novosti

Wenn Sie heute auf Moskaus weite Ausfahrtsstraßen und die Hochhausskyline schauen, scheint es schwer vorstellbar zu sein, dass diese Gegend vor nur wenigen Jahrzehnten noch so gar nicht städtisch wirkte. Keine Straßen, keine Wohnblöcke, kein Starbucks. Nein, früher war das Zentrum mit Kreml & Co. von Dörfern umgeben.

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Zum Beispiel Troparjowo-Nikulino im Südwesten der Stadt. Heute liegt es etwa 20 Minuten mit der roten Metrolinie vom Zentrum entfernt, zwischen den Stationen Jugo-Sapadnaja und Troparjowo. Und seit letztem Jahr ist Troparjowo nicht einmal mehr Endstation der U-Bahnlinie. Aber noch vor 50 Jahren stand hier ein Dorf. Heute erinnert nur noch die Kirche des Erzengels Michael an die idyllische Vergangenheit. Sie ist statt Holzhäuschen mit Gemüsegärten heute umringt von schicken Wohnhochhäusern, Wohnblocks und einem langen, gepflegten Park zum Joggen, Gassigehen und Radfahren. Anstatt staubiger Feldwege führen heute die großen Prospekte Leninskij und Wernadskogo durch das einstige Dorf.

 / Wsewolod Tarasewitsch/MAMM / Wsewolod Tarasewitsch/MAMM

"Meine Eltern haben 1969 eine Wohnung in einem neuen Block an der Metrostation Jugo-Sapadnaja gekauft. Das sah so verrückt aus - um die Metro herum war nichts, nur unsere Straße bestand schon aus einer Reihe Plattenbauten", erzählt der Ur-Moskauer Sergej. "Gegenüber gab es damals nichts als Bäume. Und von meiner Schule zog sich ein großes Feld bis zum nächsten Dorf. Viele Dorfkinder gingen bei uns zur Schule, die eigentlich extra für den neuen Stadtteil gebaut worden war."

 / Lew Borodulin/MAMM / Lew Borodulin/MAMM

Die berühmten Chruschtschowki - die nun zu großen Teilen abgerissen werden und Neubauten weichen sollen -  entstanden auch erst in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Damals war auch Tscheremuschki noch ein einfaches Dorf in der Moskauer Umgebung. Heute ist es eingemeindet und näher am Zentrum denn an der Stadtgrenze. 

 / Nikolai Sitnikov/TASS / Nikolai Sitnikov/TASS

Viele Moskauer Stadtteile teilen dieses Schicksal: Noch bis Anfang der 70er prägten Holzhäuser das Stadtbild der umliegenden Gemeinden. Auch in Wychino, heute ebenfalls ein ganz normaler Stadtteil der Metropole und durchaus zentral gelegen.

 / Archiv S. Owsjannikow / Archiv S. Owsjannikow

Einige Holzhäuser überlebten zwar bis heute, wenn sich beispielweise Museen in ihnen eingerichtet haben. Die meisten normalen Wohnhäuser aber wichen den neuen Hochhäusern und Blocks mit allen Annehmlichkeiten in der Wohnung. Ebenso im stadtteil Textilschtschiki.

/ I. Iwanow/ I. Iwanow

Die Moskauer Metro hat heute 206 Stationen. Dutzende sollen noch in den kommenden Jahren eröffnet werden. Die meisten entstanden allein in den letzten 50 Jahren und transportieren Millionen Fahrgäste täglich. Früher funktionierte auch der öffentliche Personennahverkehr noch anders: Beispielsweise mit dem Bahnhof Wychino, hier im Bau.

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