Die Kultur des Körpers

Im Rahmen des Deutschland-Jahres in Russland erkundet die Ausstellung „Körperkultur“, in Moskaus Art déco-Galerie wie Künstler in beiden Ländern während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts den menschlichen Körper darstellten.

Ein Kunstwerk vom deutschen Bildhauer

Ferdinand Preiss.Foto: Pressebild

„Sowohl in Deutschland als auch in Russland war diese Zeit durch einen offeneren Blick auf den menschlichen Körper und den Verzicht auf die klassischen Standards gekennzeichnet", erklärt der Kurator Raul Agrba.

Im frühen 20. Jahrhundert erlebte Deutschland ein plötzliches Erwachen des Interesses am menschlichen Körper. Bücher und Broschüren über die Schönheit des Körpers und dessen Vervollkommnung fanden weite Verbreitung. Während Sportler und Tänzer mit neuen Formen experimentierten, erkundeten Fotografen und Maler neue Wege, die Bewegung des Körpers festzuhalten.

In Deutschland entwickelte der Pioneer des Ausdruckstanzes, Rudolf von Laban, ein freies Tanzkonzept. Es forderte die Tänzer auf, ihre eigene künstlerische Sprache zu entwickeln und sich von den starren konventionellen Bewegungen zu lösen. Trotz bedeutender ideologischer Differenzen mit Deutschland wurden auch in der Sowjetunion ähnliche Experimente durchgeführt. Die Ideen des „neuen Tanzes" führten in den 1920er Jahren zur Gründung des „choreologischen" Labors der Russischen Akademie der Kunstwissenschaften. Zu den Gründern dieses Labors gehörten mehreren bekannte Künstler, zu denen u.a. Wassilij Kandinsky und Alexander Larionow gehörten.

Besondere Aufmerksamkeit wird in der Ausstellung dem deutschen Bildhauer Ferdinand Preiss sowie dem in Russland geborenen Maler Nikolai Sagrekow gewidmet. Letzterer studierte bei so berühmten Künstlern wie Iwan Maschkow und Pjotr Kontschalowski, bevor er sich in den frühen 1920er Jahren dauerhaft in Berlin niederließ.

Die Skulpturen des deutschen Bildhauers Preiss werden in der Ausstellung erstmals öffentlich gezeigt. Insbesondere die „Ekstase"-Serien dienen als lebendige Illustrationen des freien Tanzkonzepts von Laban. Auch Sagrekows Werk spiegelt mit Gemälden die Menschen bei der Arbeit oder beim Sport zeigen, wie das Bildnis des Speerwerfers, das Interesse des Künstlers am menschlichen Körper wider.

Neben Skulpturen und Gemälden können die Besucher auch Fotos aus deutschen Zeitschriften und Büchern der damaligen Zeit anschauen. Die Ausstellung präsentiert darüber hinaus Fotografien, welche die als „Biomechanik" bezeichnete Technik des Regisseurs Wsewolod Meyerhold illustrieren. Dabei handelt es sich um einen äußerst körperbetonten Stil der Darstellung, der an Pantomime und die Commedia dell'Arte erinnert.

Die Ausstellung ist bis 25. Februar 2013 werktags von 11 bis 20 Uhr in der Art déco-Galerie in Moskau zu sehen.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei The Moscow News.

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