Sonderausstellung „Stalingrad“ in Dresden

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden. Foto: Gernot Borriss

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden. Foto: Gernot Borriss

Zum 70-jährigen Jubiläum der „Schlacht um Stalingrad“ setzt sich das Militärhistorische Museum Dresden mit diesem geschichtsträchtigen Ereignis auseinander, zeigt persönliche Gegenstände beteiligter Soldaten und erläutert die Bedeutung der Schlacht für den weiteren Verlauf des Krieges.

Noch bis zum 30. April 2013 ist im Militärhistorischen Museum in Dresden die Sonderausstellung „Stalingrad" zu sehen. Siebzig Jahre sind seit dem Ende der gewaltigen und mörderischen Schlacht an der Wolga vergangen. Laut den Erläuterungstafeln im Museum verbinden noch heute viele

Menschen Stalingrad mit Kampf, Kälte, Hunger, Verzweiflung und Zerstörung. In Abhängigkeit von der jeweiligen Perspektive werden zumeist auch die Begriffe Triumph und Niederlage mit diesem Ort assoziiert. „Wir wollen in erster Linie den Menschen in den Vordergrund stellen", erläutert Hauptmann Martin Nagel von der Pressestelle des Museums das Anliegen der Sonderausstellung. Man wolle verdeutlichen, wie die Soldaten beider Seiten sowie auch die Zivilbevölkerung die Schlacht erlebt und durchlitten haben, erklärt er weiter. Das sei auch der Grund dafür, dass in der Ausstellung viele persönliche Gegenstände gezeigt würden, wie beispielsweise Brillen, Schallplatten oder Briefe.

Besonders beeindruckt Nagel der Feldpostbrief eines deutschen Soldaten – insbesondere wegen der vielen Rechtschreibefehler. Der Soldat war offenbar ungeübt im Schreiben. Doch im Angesicht des Grauens der Schlacht wollte er sich seiner Mutter mitteilen. Vielleicht zum ersten, wie zum letzten Mal – wir wissen es nicht.

 

Der zweite Weltkrieg – „ein Fließbandkrieg"

Einen „Fließbandkrieg" nennt der Historiker und Kurator der Ausstellung Jens Wehner den Zweiten Weltkrieg. Denn wie am Fließband seien Menschen und Rüstung für den Krieg vorbereitet worden. Die militärische Seite der Schlacht sowie deren politische Einordnung kommen in der Ausstellung ebenfalls nicht zu kurz. Klar wird, dass die deutsche Seite einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg penibel geplant hatte und diesen brutal führte. Im Winter 1942/43 konnten die russischen Verteidiger den Angriff an der Wolga unter höchstem Einsatz und mit hohen eigenen Verlusten stoppen.

Zur Vorbereitung der Ausstellung besuchte Wehner mehrfach Wolgograd. Er lobt die Zusammenarbeit mit den russischen Institutionen, insbesondere mit dem Panorama-Museum der Stalingrader Schlacht. Aus Moskau, Sankt Petersburg und Wolgograd wurden insgesamt 240 der gut 500 Exponate nach Dresden gebracht.

Tagebuch des deutschen Unteroffiziers Johann Kriegel.6.2.1941 - 7.9.1942. Der Dresdner Chemiestudent Johann Kriegel kämpfte in der 6. Armee nördlich von Stalingrad. Foto: Pressebild

Die Schlacht an der Wolga war seit dem Spätsommer 1942 ein mediales Ereignis. Unter den Ausstellungsstücken finden sich Berichte britischer Zeitungen sowie Untergrundflugblätter aus dem von den Deutschen besetzten Europa. Ein Flugblatt der profaschistischen Parti Populaire Français beschwört im Falle einer deutschen Niederlage das Vordringen „jüdisch-bolschewistischer Horden" bis an den Rhein.

 

Stalingrad als weltweites Symbol

So wurde die Kapitulation der 6. deutschen Armee im Kessel von Stalingrad Anfang Februar 1943 zu einem Symbol von weltweiter Bedeutung. Der sowjetische Sieg markierte einen der Wendepunkte des Zweiten Weltkrieges. Die Sowjetunion gewann in der Staatengemeinschaft und innerhalb der Anti-Hitler-Koalition an Gewicht. Der deutschen Wehrmacht war der Nimbus der Unbesiegbarkeit genommen. Die Möglichkeit einer Kriegsniederlage wurde in Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit bewusst.

Bis zur bedingungslosen Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschland sollte es noch mehr als zwei Jahre dauern. Weitere Millionen Menschen starben, bis auch das deutsche Volk befreit war.

Im Mai 1945 stand die 5. Gardearmee der Roten Armee in Sachsen. Im Sommer und Herbst 1942 waren ihre Verbände als Teil der Woronescher Front an der Zerschlagung der 8. italienischen Armee beteiligt. Im Park vor dem Militärhistorischen Museum in Dresden steht heute das Denkmal für die Gefallenen der 5. Gardearmee.

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