Die neue Orgel des Bolschoi-Theaters

Vor Kurzem wurde die neue Orgel des deutschen Herstellers „Glatter-Goetz" auf der großen Bühne des Bolschoi-Theaters der Öffentlichkeit präsentiert. Foto: ITAR-TASS

Vor Kurzem wurde die neue Orgel des deutschen Herstellers „Glatter-Goetz" auf der großen Bühne des Bolschoi-Theaters der Öffentlichkeit präsentiert. Foto: ITAR-TASS

Das Bolschoi-Theater schmückt sich mit einer neuen Orgel. Das elektronische Musikinstrument, das seit den siebziger Jahren im Theater zu hören war, wurde nun durch eine vollwertige Orgel deutschen Fabrikats ersetzt.

Die Orgel ist ein Instrument, das nicht nur in Konzertsälen, sondern auch in Opernhäusern erklingt. Sie ertönt an vielen sakralen Stellen einiger bekannter Opern wie beispielsweise in Charles Gounods „Faust", in „Die Macht des Schicksals" von Giuseppe Verdi oder in Pjotr Iljitsch Tschajkowskis „Die Jungfrau von Orléans". Orgeln werden außerdem in Partituren verwendet, so beispielsweise in Aleksandr Skrjabins „Promethée. Le Poème du feu" oder in Richard Strauß' „Eine Alpensymphonie".

Zur Zeit der Zaren waren Orgeln in jedem kaiserlichen Theater vorhanden. Im Bolschoi-Theater war die Orgel sogar bis in die Nachkriegszeit zu hören, verlor jedoch nach und nach an Bedeutung, sodass sie durch eine einfache elektronische Orgel ersetzt wurde. Heute erlebt das wohlklingende Instrument jedoch seine Renaissance: Vor Kurzem wurde die neue Orgel des deutschen Herstellers „Glatter-Goetz" auf der großen Bühne des Bolschoi-Theaters der Öffentlichkeit präsentiert.

Auch das Haus der Musik in Moskau erhielt eine Orgel der deutschen Firma. Diese ist noch um einiges größer als die des Bolschoi-Theaters. Die Orgel des Bolschoi-Theaters ist ein zierliches Kammerinstrument, das die trockene Akustik des Theaters kaum ausfüllt. Doch sie besitzt jene hinreißend leise Nuancen, über die die Orgel im Haus der Musik nicht verfügt. Diese feinen Töne verzauberten das Publikum, als sie der deutsche Orgelspieler Martin Sander in der Transkription der Ouvertüre zu Richard Wagners „Der fliegende Holländer" spielte, in der sich ähnlich zarte Partituren des Blas- und Streichorchesters finden.

Jekaterina Melnikowa, die die Gesangsmelodie zum „Schwan" aus „Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saёn gespielt hat, überzeugte das Publikum von der Orgel-Pop-Kunst. Auf der Bühne waren allerdings auch klassischere Meisterdarbietungen zu bestaunen: Der Rektor und Professor des Staatlichen Konservatoriums in Kasan Rubin Abdulin spielte im Stil der alten Schule die „Toccata und Fuge in d-Moll" von Johann Sebastian Bach, aber auch eigene Transkriptionen von Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung". Auch Jewgenija Kriwizkaja ließ von sich hören und spielte die bekannte Toccata aus der „Suite Gothique" von Leon Boёllmann. Der Sankt

Petersburger Musiker Daniél Sarezki zauberte ebenfalls viele feine Klänge in den Stücken Louis Viernes auf die Bühne: Durch seine Hände und Füße ertönte die Königin der Musikinstrumente in den Ohren der Zuhörer besonders zart und leicht.

Die „kleine" Orgel des Bolschoi-Theaters besitzt 1 819 metallene und 100 hölzerne Pfeifen, die in über 31 Register zusammengefasst sind, einen Spieltisch mit zwei Klaviaturen sowie ein Pedalwerk und hat ein Gesamtgewicht von etwa acht Tonnen. Die Orgel ist hinter der linken Kulisse aufgestellt, weswegen sie auf der Bühne nicht zu sehen ist. Um das komplexe Musikinstrument im Bolschoi-Theater aufzustellen und an die spezielle Akustik der Hauptszene anzupassen, haben Orgelmeister insgesamt zwei Jahre gebraucht.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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