Ein Moskauer Start-up macht das Kochen attraktiv

Das Start-up Radost prigotowlenija liefert frische Zutaten. Foto: poradovat.ru

Das Start-up Radost prigotowlenija liefert frische Zutaten. Foto: poradovat.ru

Das Moskauer Start-up Radost prigotowlenija (dt.: Küchenglück) versorgt gestresste Großstädter mit frischen Zutaten, die bereits vorgeputzt und -geschnitten sind. Damit können sich die Hobbyköche auf das Wesentliche konzentrieren.

Die Gründerin des Start-ups Radost prigotowlenija (dt.: Küchenglück) Irina Nasarowa entwickelte ihr Projekt aus einem Hobby heraus. Die Idee, statt Fertigprodukten frische Produkte zum Kochen zu verkaufen, kam Irina ziemlich unerwartet. Ihre Schwester kehrte von einer Vietnamreise zurück und erzählte ihr, dort könne man in jedem Supermarkt auf bestimmte Wokgerichte zugeschnittene und portionierte Zutaten kaufen, etwa geputztes und geschnittenes Gemüse oder Fleisch.

Irina war immer eine leidenschaftliche Freizeit-Köchin. Jedoch fehlte ihr oft die nötige Zeit, diesem Hobby intensiv nachzugehen. Das Hauptproblem stellte die zeitaufwendige Auswahl der Rezepte und das Besorgen der Zutaten dar. Zudem blieben die gekauften Lebensmittel häufig lange im Kühlschrank liegen und landeten danach folgerichtig im Mülleimer. Irina begann darüber nachzudenken, wie man Menschen wie ihr, die gerne kochen, aber keine Zeit für alle Vorbereitungen haben, das Leben leichter machen könnte. Die Geschäftsidee war geboren – ein Service, der die kompletten Zutaten für ein bestimmtes Gericht geputzt und geschnitten frei Haus liefert.

In der Lebensmittelbranche kannte sich Irina nicht besonders gut aus. Vielmehr befasste sie sich nach einem Studium mit numerischer Mathematik und Kybernetik an der Lomonossow-Universität sowie an der New Economic School in Moskau mit der Analyse des Aktienmarktes in der Investitionsbank J.P. Morgan. Ihre Freizeit widmete sie jedoch ihrer Lieblingsbeschäftigung – dem Kochen. An der Zeit zum Gemüseputzen aber mangelte es der Wirtschaftswissenschaftlerin zumeist. Ihr Kühlschrank blieb oft leer. Portionierte und auf bestimmte Gerichte zugeschnittene Zutaten schienen einen Ausweg aus dieser Lage zu bieten. So könnte man den zeitraubenden und uninteressanten Abschnitt des Gemüseschnipselns überspringen und direkt zu dem kreativen Teil des Prozesses übergehen. Zudem wird weniger Abfall entstehen, da weniger nicht verwendetes Essen im Kühlschrank ungenießbar wird.

„Innerhalb weniger Monate war die Idee zu einem Konzept herangereift. Es zielt auf die Liebe und Schönheit, die über das Kochen verschenkt und ausgedrückt werden kann“, erklärt Irina. „Die Philosophie des Projekts beruht auf der Überzeugung, dass das einfache Konsumieren uninteressant ist. Wahre Freude entsteht dabei, etwas zu erschaffen und anderen damit Freude zu bereiten. Das Zubereiten einer Mahlzeit ist dazu sehr gut geeignet.“

Vergleichbare Geschäfte laufen bereits mit Erfolg in einigen Metropolen. In Berlin gibt es das Kochhaus, das seine Angebote vorwiegend über ein Netz von Filialen an die Kunden bringt. In Hongkong bietet der Onlineshop Secretingrient frische Lebensmittel nach Rezept an. Das amerikanische Projekt Hellofreshhat bereits Investitionen in Höhe von 7,7 Millionen Euro angezogen.

Der Erfolg der ausländischen Projekte motivierte Irina dazu, ihre Idee in Realität umzusetzen. Sie startete ihr Vorhaben Radost prigotowlenija auf Grundlage privater Ersparnissen. Die Entscheidung, ihren Arbeitgeber endgültig zu verlassen, traf Irina im Juni 2012. Die Entwicklung ihres Projektes forderte damals bereits ihren vollen Arbeitseinsatz. Über ihren Internetauftritt auf einem kostenlosen Server konnte sie allmählich einige Hundert Kunden gewinnen, von denen etwa 30 Prozent regelmäßig die Dienste von Radost prigotowlenija in Anspruch nahmen. Das durchschnittliche Auftragsvolumen bewegte sich um die 46 Euro täglich.

Für eine Entwicklung des Projekts waren deshalb weitere Investitionen erforderlich. Diese kamen wie von selbst. Eine Reihe von Business Angels investierte in Radost prigotowlenija eine Summe von etwa 60 000 Euro. Weitere 30 000 Euro steuerte Irina an Eigenkapital bei. Aus diesen Mitteln kaufte sie technische Ausstattung, mietete ein Büro und organisierte einige Events.

In dieser Phase der Unternehmensgründung machte Irina noch alles selbst. Sie verwaltete die Website, führte Finanzanalysen durch und erstellte Entwicklungsprognosen. Selbst die Fotos für den Internetauftritt kamen von ihr. Eine ganze Weile konnte sie die Arbeit auch ohne fremde Hilfe bewältigen. Dann wurde ihr klar, dass die Zeit gekommen war, sich Unterstützung zu suchen. Heute arbeiten insgesamt fünf Personen an dem Projekt mit.

„Obwohl das Geschäftsmodell sehr interessant ist, sind schnelle Erfolge utopisch. Man muss lernen, die Kunden richtig anzusprechen, sich gut zu positionieren und geeignete Kommunikationskanäle zu finden“, erklärt Irina. „Schließlich ist das Produkt neu und unbekannt. Wir suchen noch nach neuen Varianten und testen verschiedene Ideen.“

Heute liefert Radost progotowlenija Zutaten für die asiatische, europäische und südamerikanische Küche. Man findet hier Pute Teriyaki, Steaks in verschiedenen Varianten, eine große Auswahl an Salaten, Suppen und Desserts. Auf der Website des Projekts sind zusätzlich die Rezepte abrufbar. Einige von ihnen hat Irina nach ihren Vorstellungen verändert oder ergänzt.

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