Natalja Wodjanowa: „Trotz allem bin ich ein einfaches Mädchen aus Nischni Nowgorod geblieben". Foto: AP
Das „russische Aschenputtel" und Supermodel Natalja Wodjanowa, die die Welt der Mode mit ihrem kindlich rührenden Gesicht und den Augen „einer Löwin" im Sturm eroberte, steht weltweit immer wieder im Blickpunkt der Medien.
Natalja Wodjanowa wuchs in einer armen, kinderreichen Familie in einer provinziellen, russischen Kleinstadt auf. Wie durch ein Wunder gelang ihr der Sprung in den Trubel des Pariser Lebens. Ihr Ehemann ist Nachfahre einer britischen Adelsfamilie und zählt zu den reichsten Briten. Die Beiden lernten sich auf einer privaten Feier kennen und wurden, so schien es zumindest, ein überaus glückliches Paar, das mit seinen drei Kindern gerne und oft für Hochglanzmagazine posierte.
Mit 31 Jahren Kinder, Karriere und eine eigene Stiftung – wie schafft sie das alles? Das fragen sich viele. Wüsste man nicht, mit wie viel Einsatz sie ihren Weg zum Erfolg bestritt, könnte man denken, der Wille des Schicksals habe sie innerhalb von zwei Jahren in den Modeolymp katapultiert.
Mit 16 Jahren nahm sie bei einer Modelagentur in Nischni Nowgorod einen Job an. Damals wollte sie nichts anderes als Geld verdienen. In Russland kam zu dieser Zeit die Privatwirtschaft gerade in Schwung, das Interesse an Werbung und Marketing stieg. Models wurden häufig für die Teilnahme an Promotion-Aktionen engagiert, etwa für Verkostungen und Losspiele in Supermärkten. Viel Geld kam dabei nicht heraus. Wodjanowa aber begann zu begreifen, dass es sich für sie lohnte, auf ihr Äußeres zu setzen. „Ich bemerkte meine Wirkung auf die Männer. Es musste also etwas Besonderes an mir sein."
Der Aufstieg in den Modeolymp
Als stolzer junger Frau war es ihr anfangs zuwider, sich in einer Reihe von hundert Kolleginnen zur Schau zu stellen. Auf einem der Castings erschien sie in einem eilig aus einem Kleid der Großmutter zusammengenähten Rock und hielt sich am Rand des Geschehens auf – ohne auch nur den Hauch einer Ahnung, in diesem Moment den Weg ihrer großen Karriere einzuschlagen. Man wurde auf sie aufmerksam, nahm sie in Moskau unter Vertrag und fotografierte sie für die russische „Vogue".
Wenige Monate später wurde sie auf einer anderen Show, diesmal bereits in Paris, von Jean Paul Gaultier höchstpersönlich entdeckt. Der Meister der Haute Couture war tief beeindruckt: „Das Zusammenspiel von Unberührtheit und Sex Appeal – Kind und Frau zugleich!" Es folgten Foto-Sessions für das deutsche Magazin „Elle" und die Teilnahme an der New York Fashion Week. Dort wurden auf „diese Russin", wie man sie hinter den Kulissen nannte, Yves Saint-Laurent, Gucci und Calvin Klein aufmerksam und boten ihr Verträge an. Wenig später bereits war sie „Gesicht und Körper" der Kollektionen von Calvin Klein.
Es folgten Verträge mit L'Oréal Paris und Chanel sowie – Symbol des Erfolgs eines jeden Models – Aufnahmen für den Pirelli-Kalender. Natalja Wodjanowa war erfolgreich wie keine russische Kollegin vor und nach ihr.
Bewegtes Privatleben
Ein Model ohne Individualität und eine interessante Lebensgeschichte kommt nicht so hoch hinaus. Beides traf auf Wodjanowa zu. Zuerst heiratete sie den talentierten Künstler Justin Portman. Dann bekam sie drei Kinder und kehrte jedes Mal innerhalb sensationell kurzer Zeit, nach nur wenigen
Wochen, wieder in ihren Beruf zurück. Sie engagierte sich für wohltätige Zwecke und gründete die Stiftung Naked Heart Foundation, die in ganz Russland speziell ausgestattete Spielplätze für Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten bauen lässt. Ihre jüngere Schwester leidet an Zerebralparese und Autismus. Das war ausschlaggebend für die Ausrichtung der Stiftungstätigkeit. Wodjanowa zählt heute zu den 300 reichsten Briten.
Aber auch in Nataljas Leben ist nicht alles Gold, was glänzt. Sie trennte sich von ihrem „Prinzen" und widmete sich ihren Kindern und der Stiftung, ohne dabei ihren Beruf aufzugeben. An die Stelle des Märchens trat eine romantische Liebesbeziehung. Wodjanowa lernte den Unternehmer Antoine Arnault, Sohn des Eigentümers von Louis Vuitton, kennen und fand in ihm ihre große Liebe. Sie erwartet ein Kind von ihm.
„Ja, ich bin glücklich, reich und berühmt", sagt Natalja Wodjanowa. „Trotz allem bin ich ein einfaches Mädchen aus Nischni Nowgorod geblieben. Als ich berühmt wurde, wollte ich nur eines: keine Starallüren annehmen. Ich glaube, das ist mir gelungen. Das macht mich glücklicher als alles andere!"
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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