Anna Netrebko: Die Diva singt gegen die Krise an

Die russische Operndiva Anna Netrebko hat die Trennung von ihrem uruguayischen Lebensgefährten Erwin Schrott bekanntgegeben. Foto: Reuters

Die russische Operndiva Anna Netrebko hat die Trennung von ihrem uruguayischen Lebensgefährten Erwin Schrott bekanntgegeben. Foto: Reuters

Erst vor Kurzem erzählte die Operndiva Anna Netrebko von der Autismus-Diagnose ihres Sohnes. Nun gab sie ihre Trennung von ihrem Lebensgefährten Erwin Schrott bekannt. Doch all das schadet ihrer beruflichen Karriere nicht.

Die weltbekannte Opernsängerin Anna Netrebko hat die Trennung von ihrem Lebensgefährten, dem Bariton Erwin Schrott, bekannt gegeben. Kurz zuvor hatte die Operndiva der russischen TV-Sendung „Pus't govorjat" ein Exklusivinterview in ihrer Wohnung gegeben. In diesem Interview erzählte sie, dass ihr fünfjähriger Sohn Tiago an Autismus leide.

Laut Aussage der Sängerin handle es sich um eine leichte Form des Autismus, weswegen die Diagnose auch erst relativ spät gestellt worden sei. Die Eltern erfuhren von ihr, als ihr Sohn fast drei Jahre alt war. „Ich habe gedacht, das Kind schweigt und schweigt, weil es vier Sprachen hört", erinnerte sich Anna Netrebko. „Dann bemerkten wir, dass, wenn wir ihn ansprechen, er gar nicht reagiert. Und damit fing alles an." Die Diagnose sei ein Schock gewesen, erzählte sie, und sie habe Angst gehabt. „Die Ärzte haben mich aber schnell beruhigt und mir versichert, dass die Krankheit heilbar sei und Tischa in ein paar Jahren normal sein werde. Man müsse sich nur ernsthaft mit ihm beschäftigen."

Ihren neu gefassten Mut will sie anderen Müttern weitergeben: „Ich will den Frauen, deren Kinder Autisten sind, sagen, dass man nichts fürchten muss. Alles kann bis zu einem normalen Niveau entwickelt werden. Und die Kinder können zur Schule gehen und lernen." Ihr Sohn werde von den besten Spezialisten in New York behandelt und er besuche eine normale Schule, in die ganz unterschiedliche Kinder gehen. Dann fügte sie noch hinzu, dass der Sohn selten seinen Vater sehe, da dieser häufig auf Dienstreisen unterwegs sei. Der Junge vermisse die männliche Zuwendung sehr, sagte die Sängerin dem Fernsehsender.

Das Thema Scheidung hatte sie im Interview nicht angesprochen, diese Neuigkeit verkündete sie erst wenige Tage später. Den Angaben der Sängerin zufolge waren die sehr unterschiedlichen Arbeitszeiten und die fehlende Balance zwischen Beruf und Familie die Gründe für die Trennung von Erwin Schrott. Diese Entscheidung sei von beiden im Einvernehmen getroffen worden. Anna und Erwin blieben weiterhin Freunde und planten eine Reihe von gemeinsamen Auftritten.

 

Netrebkos Terminkalender kennt keine Lücken

Im Januar werden beide in der Aufführung „L'elisir d'amore" von Donizetti in der Metropolitan Oper von New York zu sehen sein. Doch die wichtigsten Pläne von Netrebko stehen in dieser Saison mit dem Namen Verdi in Verbindung. Erst vor Kurzem spielte sie zum ersten Mal die Rolle der Leonora in seiner Oper „Troubadour", die in der Berliner Staatsoper aufgeführt wird. Bis zum Jahresende wird sie noch mehrmals auftreten.

Auf „Troubadour" hat sich Netrebko lange vorbereitet. Die wichtigste Etappe

auf diesem Weg war die Veröffentlichung des kürzlich erschienenen Verdi-Albums. Es enthält weder die „Traviata" noch „Rigoletto" noch „Aida" – die Hälfte des Albums besteht aus fragmentarischen Auszügen aus „Jeanne d'Arc", „Don Carlos" und der „sizilianischen Vesper". Diese werden von zwei großen Blöcken aus Arien mit Szenen aus „Macbeth" und „Troubadour" umrahmt.

Den zweifellosen Erfolg dieses Programms bilden eine Szene aus dem vierten Akt des „Troubadour" und die Arie der Elisabeth „Du, der die Eitelkeit erlebte" aus „Don Carlos", in der Netrebko in all ihrem Glanz erscheint und einen unglaublichen Reichtum an Nuancen demonstriert. Die ausländischen Kritiker zeigten sich dem Album gegenüber sehr reserviert und kühl. Experten meinen, dass Netrebko nicht tief genug in den Kern von Verdis Musik eingedrungen sei, und führen ihr als Beispiele Sängerinnen wie Karita Mattila und Sondra Radvanovsky vor. Sie bemängeln, dass das

Album nur eine Vorbereitung auf die bevorstehenden Aufführungen sei. Außerdem sei es viel zu kurz. Es sei kürzer als eine Stunde, würde sich aber nur bei einer längeren Dauer lohnen. In der Neuaufführung von „Troubadour" singt Netrebko zusammen mit Placido Domingo. Die Aufführung ist von Robert Stolz und wird von Daniel Barenboim dirigiert.

Am 27. Dezember wird Netrebko auch die Rolle der Leonora im Marientheater singen. In der zweiten Hälfte der Saison warten auf die Sängerin die Oper „Manon Lescaut" von Puccini in der römischen Oper und „Faust" von Gounod in London, Wien und Baden-Baden. Im August wird Netrebko erneut in der Rolle der Leonora, allerdings in einer Neuaufführung auftreten, an der Alvis Hermanis für das Salzburger Festival arbeiten wird. In den vergangenen Spielzeiten hat er die Festivalaushänge mit den Opern „Soldaten" von Zimmermann und „Gawain" von Birtwistle bereichert. Der Partner von Netrebko in dieser Aufführung wird wieder Placido Domingo sein, und hinter das Dirigentenpult des Philharmonie Orchesters wird Maestro Daniele Gatti treten.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Rossijskaja Gaseta.

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