Freizeitparadies? Sperlingsberge vor einem Wandel

1987 wurden die Sperlings-/Leninberge zum Naturdenkmal deklariert, und dann elf Jahre später zum staatlichen Naturschutzgebiet „Sperlingsberge" ernannt. Foto: ITAR-TASS

1987 wurden die Sperlings-/Leninberge zum Naturdenkmal deklariert, und dann elf Jahre später zum staatlichen Naturschutzgebiet „Sperlingsberge" ernannt. Foto: ITAR-TASS

Moskau verändert sein Gesicht. Die Stadtverwaltung gestaltet den Naherholungsort der Hauptstadt, die Sperlingsberge (Worobjewy gory), neu.

Das Naturschutzgebiet mit einer 86 Hektar großen Waldfläche sowie seltenen Pflanzen-, Tier- und Vogelarten ist ein Sportkomplex und liegt direkt im Zentrum der russischen Metropole Moskau. Lange Zeit ist der Park so geblieben, „wie er war": mit Trampelpfaden, Informationstafeln und Holzpavillons.

 

Wie der Park einst war

Entlang eines Fußpfads auf dem Sportgelände joggt der Skilehrer Andrei Sagrjaschski. Er ist ein „echter Sperlinger", wie man hier sagt. Andrei wohnt seit seiner Kindheit in der Nähe und verbringt im Park genauso viel Zeit wie andere in ihrem Innenhof. „Ich weiß noch, 1975, als ich klein war, da liefen wir nach dem Training zum Fluss Moskwa und badeten dort – damals gab es noch keine Zäune", erinnert er sich. „Und alles hier war voller Apfelbäume."

Seit Sowjetzeiten waren die Sperlingsberge eine Oase der Natur und des Sports. Bis jetzt hatte sich die Stadtverwaltung nicht um das Gelände gekümmert, und alles hier war bescheiden, einfach sowjetisch, geblieben.

„Hier ist das Zentrum der Stadt, aber du spürst nicht, dass du in einer Stadt bist", meint auch Andrei. „Wir brauchen hier nichts Modernes – es reicht, wenn es Wege und Bäume gibt wie vor 100 Jahren." Mit „wir" meint Andrei die „echten Sperlinger", Leute, die diesen Park seit Sowjetzeiten so lieben, wie er ist: wild und unberührt. „Wir wollen Natur", sagt Andrei. „Aber ich glaube, dass die Komfort wollen." Mit „die" meint Andrei die neue Parkverwaltung.

 

Wie der Park werden soll

Die neue Direktion hat gerade erst ihre Arbeit im Park aufgenommen. Die neue Verwaltung ist dieselbe wie die des beliebten Gorki-Parks. Die Direktorin des Gorki-Parks, Olga Sacharowa, die jetzt auch für die Sperlingsberge verantwortlich ist, erzählt bei einem Treffen mit den „Sperlingern", welche Veränderungen bevorstehen: „Wir planen eine neue Beleuchtung des ganzen Geländes, des Sportkomplexes und des Wegenetzes. Wir werden eine Generalsanierung aller Gebäude des Sportkomplexes vornehmen. Alle Platzanlagen, Fußballfelder und Pfade auf

dem Gelände werden erneuert, sie sind in einem schrecklichen Zustand. Außerdem werden neue Kinderspielplätze errichtet, weil die alten den Anforderungen nicht mehr genügen. Wir wollen auf dem Gelände Ordnung schaffen."

Längs der Aussichtsplattform, um den Alpinskifahrtkomplex herum, wo sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts der sowjetische Skisport entwickelt hatte, steht jetzt ein hohes, fest installiertes Gitter. Die Kindersportschule und alle Pisten für Snowtubing, Snowboardfahren und Skifahren sind von einem Zaun umgeben. Überall stehen Wächter mit Funkgeräten. „Sicher kann man im jeweiligen Bereich Ski fahren", sagt der stellvertretende Direktor des Gorki-Parks und Zuständige für die Sperlingsberge, Nikolai Tschugai. „Selbstverständlich hat auch jeder das Recht, den Sessellift zu benutzen, wenn er dafür bezahlt hat; es ist günstig und komfortabel. Wir haben viele positive Reaktionen von Leuten erhalten, die froh sind, dass man im Zentrum der Stadt diese Möglichkeiten zu einem so günstigen Preis hat", ergänzt der neue Verwalter der Sperlingsberge.

Es dürfen keine neuen Gebäude auf dem Gelände des Naturschutzgebiets errichtet werden, daher wird sich die neue Verwaltung mit der Neugestaltung der vorhandenen Infrastruktur befassen wie der Reparatur

der Wege oder dem Aufstellen von Abfallbehältern, Bänken und Leuchten. Auf der Aussichtsplattform, an der Uferstraße und bei den Andrejew-Teichen wird man sich auch weiterhin sportlich betätigen können. Nur werden hier voraussichtlich seltener sowjetisch gestählte Sportler mit Strickmützen entlangtraben, denn die neue Verwaltung will den Besuchern modernere Arten des sportlichen Vergnügens bieten. Sie wollen Sportarten wie Nordic Walking, Fußball, Workout-Training, Radfahren, Skateboard- und Longboardfahren, Rollschuh- und Liegeradfahren fördern. Zudem soll es eine Hütten-Zone, Lounge-Zonen und Terrassen, eine Landschaftsschule sowie Katamarane auf den Andrejew-Teichen geben. Außerdem ist das Aufstellen von Sonnenliegen, Liegestühlen und Zelten in Planung.

 

Die Sperlingsberge bezeichnen ein Gelände im Südwesten Moskaus, das das erhöhte rechte Ufer des Moskwa-Flusses mit einer Höhe von 80 Metern einnimmt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es eine beliebte Datschensiedlung und Naherholungsort der Moskauer.

1935 bis 1999 trugen die Sperlingsberge zu Ehren Wladimir Lenins den Namen „Leninberge". 1949 bis 1953 wurde auf dem Gelände das Gebäude der Staatlichen Universität Moskau mit einer Aussichtsplattform errichtet. Heute ist die Aussichtsplattform einer der beliebtesten Orte, die von Hochzeitsgesellschaften aufgesucht werden, und Treffpunkt für eine Reihe verschiedener Klubgemeinschaften (Motorradfans, Street-Racer-Fans und andere).

1987 wurden die Sperlings-/Leninberge zum Naturdenkmal deklariert, und dann elf Jahre später zum staatlichen Naturschutzgebiet „Sperlingsberge" ernannt, mit besonders schützenswertem Status.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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