Vom Laufsteg zur Stange: Kosaken-Mode wird hip

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Die traditionelle Kosaken-Kleidung wird weltweit zum Hit. Immer mehr Designer bauen Elemente traditioneller russischer Kleidung in ihre Kollektionen ein.

Weltweit führende Designer, wie Ralph Lauren, Simon Kneen, Manolo Blahnik oder Anastasija Romanzowa, raten modebewussten Frauen zu Pelzmützen und Burka-Mänteln. Letztere sind lange Umhänge aus Schafswolle, die keine Verschlüsse haben. Einst wurde diese Kleidung lediglich von einem russischen Volksstamm getragen: den Kosaken. Heute ist diese Kleidung ein echter Hit in der Modeszene.

Historischer Hintergrund

Die freiheitsliebenden Kosaken bewachten einst die Außengrenzen Russlands an den Flüssen Dnjepr, Don und Terek sowie den Ausläufern des Uralgebirges. Zu Beginn besaßen sie allerdings keine einheitliche Kleidung. Ihre „Garderobe" setzte sich zumeist aus bäuerlicher Bekleidung zusammen. Diese stammte von den Wehrbauern, leibeigenen Bauern, die dem Zaren militärische Dienste erwiesen und dafür gewisse Privilegien genossen. Der andere Teil ihrer Bekleidung bestand aus „Trophäen", die sie während ihrer militärischen Dienstzeit zusammengetragen hatten. Interessant ist jedoch, dass die Kosaken niemals Toten die Kleidung abnahmen. Selbst wenn ihre eigene Kleidung zerrissen war, stahlen sie keine Kleidung eines gefallenen Kriegers – das galt für sie als Schande.

Traditionell trugen die Saporoger Kosaken eine Pumphose und eine Kosakenmütze, eine hohe Pelzmütze, die mit Stoff ausgekleidet ist und im Russischen als Papacha bezeichnet wird. Dazu trug man ein Hemd und darüber einen sogenannten Kaftan, ein langes, bis zu den Knien reichendes, mit Knöpfen bestücktes Oberteil, das am Oberkörper eng anliegt und nach unten hin immer weiter wird. Die Pumphose trug man dabei über den Spodniki, den Leinenunterhosen. An den Unterhosen hing für gewöhnlich ein kleiner Geldbeutel, der gemeinsam mit der Pumphose und dem Gaschnik, einem speziellen Riemen, am Körper befestigt wurde.

Der Kaftan, bei dem der Brustbereich offen und ohne Kragen ist, wurde zum Bestandteil der traditionellen Tracht der Don- und Uralkosaken. Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat er sich dann mehr und mehr zu einer Uniform entwickelt, die bis zum Hals zugeknüpft wurde. Im Gegensatz zu den Don- und Uralkosaken kleideten sich die Kaukasus-, Kuban- und Terek-Kosaken ab dem Zeitpunkt, als sie mit Feuerwaffen ausgestattet wurden, mit dem traditionellen Kaftan, an dem sich üblicherweise eine Patronentasche befand. Insbesondere Soldaten in der Kavallerie waren auf Patronen angewiesen, um schnell ihre Waffen nachladen zu können. Aus dieser Uniform entwickelte sich schließlich die heute legendäre Toschocha.

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Geradezu unmöglich erscheint es jedoch, sich einen Kosaken ohne seine Papacha vorzustellen. Diese Mützen wurden von den jüngeren Kosaken in Anwesenheit der älteren abgenommen, beispielsweise, wenn etwas Wichtiges zu besprechen war. Durch diese Geste drücken junge Kosaken ihren Respekt gegenüber den älteren Männern aus. Nur die Atamanen, also die leitenden Hauptmänner, trugen im Gegensatz zu allen anderen Kosaken hohe Pelzmützen.

Glaube, Aberglaube und Symbolik

Die Kosaken hüteten die Uniformen wie ihre Augäpfel und trugen sie so lange wie möglich. Das hatte allerdings nichts damit zu tun, dass die Trachten teuer waren, sondern ist auf ihren Aberglauben zurückzuführen.

Ein weiterer Aberglaube besagte, dass auf der rechten Seite ein Engel sitze, der immer den rechten Weg weise, wohingegen auf der linken Schulter der Teufel sitze, den man eben mit einer Haarsträhne von der Schulter schupsen könne. Aus diesem Grund trugen die Saporoger Kosaken auch ihre berühmten Tschubs, einen kosakischen Haarschnitt. Dabei werden die Haare bis auf eine lange Strähne, die immer auf der linken Seite liegen muss, komplett abrasiert. Der Tschub war ein wichtiges Element im Hinblick auf die kosakische Identität. Ihn zu verlieren, galt als Schande. Der Aberglaube besagt, dass „ein Kosake ohne einen Tschub kein Kosake ist". Man glaubte auch, dass ein Kosake, der seine Feinde tötet, nach dem Tod in die Hölle kommt. Da Gott jedoch weiß, dass der Kosake dies nur aus Liebe zu seiner Heimat tat, zieht er ihn an seinem Tschub wieder aus dem Teufelskessel heraus.

Ein weiteres Merkmal der Kosaken war das Tragen eines silbernen Ohrrings, der die Form eines Halbmonds hatte. Doch nicht jeder hatte das Recht, einen Ohrring zu tragen. Denn der Ohrring war ein Symbol dafür, dass es sich bei dem Kosaken um einen Krieger handelte. Außerdem war der Ohrring dazu gedacht, den Krieger vor Unheil zu bewahren. Ein durchstochenes linkes Ohr zeigte, dass ein Kosake der einzige Sohn seiner Familie war, und ein durchstochenes rechtes Ohr wiederum, dass er der letzte Mann seiner Familie war. Der Ohrring wurde somit sowohl als Talisman als auch als Amulett getragen. Außerdem trugen viele Kosaken auch Kreuze und kleine am Innenfutter der Kosakenmütze angenähte Ikonen.

Einheitliche Uniformen

Einheitliche Uniformen für das kosakische Heer gab es erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. So bestand die typische Uniform eines Soldaten des Donheeres aus einem Tschekmen, also einem knielangen Stoffmantel, graublauen Pumphosen, die zumeist rote, vier bis fünf Zentimeter breite Lampassen hatten, sowie Stiefeln oder Kosakenschuhen. Eine Fellkapuze, der sogenannte Baschlyk, ein Tschekmen, ein langer Wintermantel und ein Schirmmütze oder Kosakenmütze vervollständigten die Uniform. Ein Kubankosake trug beim Militär eine schwarze Tschocha aus Filz, dunkle Pumphosen, einen Kaftan mit Kragen, dem sogenannten Beschmet, einen Baschlyk, einen Burka-Umhang, eine klassische oder kurze Kosakenmütze, die Kubanka sowie Stiefel oder Tschbotki, leichte Sommerschuhe.

Die kosakische Frauentracht. Spielszene aus dem Film "Tichij Don". Foto: Kinopoisk.ru

Heutzutage lassen sich im Internet und in den Großstädten recht einfach Geschäfte finden, die auf Kosakenmode spezialisiert sind. Die Kleidung ist jedoch nicht für einen Kostümabend gedacht, sondern zum Tragen für den Alltag. Tschochas, Beschmets, Baschlyks, Kosakengürtel, Pumphosen und Kosakenmützen – alles lässt sich in der gewünschten Größe und Farbe sowie dem passenden Material in Läden mit solch poetischen Namen wie „Kosakische Dämmerung" oder „Kosakenpracht" kaufen.

Die Tracht der Frauen bestand früher aus einer Kattun-Bluse und einem Rock, wobei die Bluse für gewöhnlich tailliert war und lange Ärmel haben musste. Zudem war die Bluse mit einer dichten Reihe an eleganten Knöpfen, einem Band und handgeklöppelten Spitzen besetzt. Die Röcke waren lang, kürzere Variationen galten als anstößig. Sie wurden aus Kattun oder Fell genäht und an der Hüfte drapiert. Damit wurde die Pracht des Rocks unterstrichen. In der Region um den Fluss Kuban trugen die Frauen zudem Leinenröcke als Unterröcke. Manchmal hatten sie diese zusätzlich unter Kattun- oder Satin-Röcken an. Manchmal hatten die Frauen so zwei bis drei Röcke übereinander an, wobei der unterste in jedem Fall weiß sein musste.

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