Jahr der russischen Sprache und Literatur in Deutschland feierlich eröffnet

Das Orchester der Nowosibirsker Staatlichen Philharmonie unter der Leitung seines Hauptdirigenten Alim Schach begleitete den Abend musikalisch mit Werken von Tschaikowski und Bach. Foto: RBTH

Das Orchester der Nowosibirsker Staatlichen Philharmonie unter der Leitung seines Hauptdirigenten Alim Schach begleitete den Abend musikalisch mit Werken von Tschaikowski und Bach. Foto: RBTH

Auf den Veranstaltungen zur Eröffnung des Jahres der russischen Sprache und Literatur in Deutschland 2014-2015 wurden die Völkerverständigung beschworen, der Dialog praktiziert, Puschkin gelesen und Bach und Tschaikowski gespielt.

Gleich zwei Veranstaltungen eröffneten Ende der Woche das Jahr der russischen Sprache und Literatur 2014-2015 in Deutschland. Im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur am Donnerstag und in der Staatsbibliothek zu Berlin am  Freitag wurde über die Völkerverständigung gesprochen und viel Puschkin zitiert. Der 6. Juni wird in Russland als Puschkin-Tag bzw. als Tag der russischen Sprache begangen. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hob die Bedeutung der Staatsbibliothek als Ort zur Eröffnung des Kulturjahres hervor. Sie verfüge über „die größte Ansammlung der russischen Literatur in Deutschland“, erläuterte er.

Dass die Feierlichkeiten in Zeiten der "schwersten außenpolitischen Krise seit dem Ende des Kalten Krieges", so die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer, stattfanden, war ihnen kaum anzumerken. Konstantin Kossatschow, Leiter der staatlichen Rossotrudnitschestwo (Föderalagentur für Angelegenheiten der GUS, für Fragen der im Ausland lebenden Mitbürger und für internationale humanitäre Zusammenarbeit), betonte, dass das Programm des Jahres, noch vor der Krise entwickelt, unverändert bleibe. Die damit verbundenen Projekte würden in vollem Umfang realisiert.

"Das Motto des in den Jahren 2012-2013 begangenen deutsch-russischen Doppeljahres lautete: ‚Russen und Deutsche - gemeinsam die Zukunft gestalten‘. Das muss trotz aller Schwierigkeiten in den momentanen Beziehungen auch diesmal das Ziel bleiben. Der offene und kritische Dialog beider Seiten ist daher von enormer Bedeutung", betonte der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Vorsitzende der Deutsch-Russischen Parlamentariergruppe Bernhard Kaster.  

Staatsministerin Maria Böhmer fügte hinzu: „Die Menschen in Deutschland und Russland sollten mehr miteinander als übereinander reden". Sie ergänzte, dass die territoriale Integrität der Ukraine jedoch nicht in Frage gestellt werden dürfe.

Konstantin Kossatschow wies daraufhin, dass unter anderem „die ungeschickte Sprachpolitik der ukrainischen Regierung“ für den heutigen Konflikt mitverantwortlich sei. Allein an diesem Beispiel werde „die Notwendigkeit und enorme Bedeutung einer ausgewogenen Sprachpolitik“ sehr deutlich.

Von kleinen politischen Spitzen hier und da abgesehen, folgten die deutschen und russischen Vertreter ihren eigenen Ratschlägen und sprachen miteinander. Puschkin und Bach dienten im musikalischen Teil des Programms als gemeinsame Werte und Brückenbauer.

Der russische Staat geht mit der Gründung des Puschkin-Instituts in die kulturelle Offensive. Die Institution, die man als eine russische Antwort auf das deutsche Goethe-Institut definieren könnte, hat sich das strategische Ziel gesetzt, russische Kultur- und Bildungseinrichtungen im Ausland unter einem Dach und einer Marke zu vereinen. "Über vier Millionen Bundesbürger sprechen Russisch, über 200.000 Menschen in Deutschland lernen Russisch in verschiedenen Bildungseinrichtungen. Russland muss alles dafür tun, dass dieses Interesse erhalten bleibt und zugleich immer neue Menschen Russisch für sich entdecken", sagte der stellvertretende Minister für Bildung und Wissenschaft der Russischen Föderation Weniamin Kaganow. Schon für 1. September dieses Jahres ist die Eröffnung des Internet-Portals des Puschkin-Instituts angekündigt.

Das deutsch-russische Jahr der Sprache und Literatur ist eröffnet. Bild: Natalja Michajlenko

Auch Literatur – darin waren sich beide Seiten einig - muss ein wichtiges Medium der Völkerverständigung bleiben. "Es ist äußerst symbolhaft, dass die Eröffnung des Jahres der russischen Sprache und Literatur auf den Geburtstag von Alexander Puschkin fällt. Schließlich wurde das Erbe von Puschkin nach Westeuropa ausgerechnet über Deutschland weitergetragen", erklärte Weniamin Kaganow.

Literatur ist "die beste Medizin gegen politische und mentale Barrieren", so der außerordentliche Vertreter des Präsidenten der Russischen Föderation in Fragen der internationalen kulturellen Zusammenarbeit Michail Schwydkoj. Der Enthusiasmus von Michail Schwydkoj hätte, so beschrieb es Maria Böhmer in ihrer Ansprache, die Entstehung des Jahres der russischen Sprache und Literatur in Deutschland erst möglich gemacht.

Für das Kulturprogramm sorgte in der Staatsbibliothek zu Berlin das Kammerorchester der Nowosibirsker Staatlichen Philharmonie mit Werken von Bach und Tschaikowski. "Johann Sebastian Bach ist für uns Russen wohl der wichtigste Deutsche", vermutete der Hauptdirigent des Orchesters, Alim Schach, der später zusammen mit seinen Musikern die Herzen des Publikums eroberte. Die russische Schauspielerin Daria Moroz und der deutsche Schauspieler Jens Harzer lasen  Gedichte von Puschkin und Goethe.

Wenn das Ziel beider Veranstaltungen darin bestand, zu zeigen, wie harmonisch sich die deutsche und russische Kultur auf einer Bühne zusammenfügen, wie fließend und leicht sie ineinanderfließen, so ist dieses Ziel ohne Zweifel erfüllt worden. Bei Bach und Tschaikowski, bei Puschkin und Goethe schwiegen die Politiker - und die Musen hatten das Sagen.

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