Kemerowo, ein regionales Zentrum in Sibirien, 3 600 Kilometer östlich von Moskau, erlebte am 25. März 2018 einen schrecklichen Brand: Das vierstöckige Einkaufszentrum „Zimnjaja Wischnja“ („Winterkirsche“) fing Feuer, wobei es vermutlich in einem Kinderbereich, in der Nähe von den Kinos im vierten Stock, ausbrach. Wie Augenzeugen berichten (rus), hat der Feueralarm nicht funktioniert, sodass viele Menschen in dem bereits brennenden Gebäude gefangen waren.
Am 26. März um 14:00 Uhr steht das Einkaufszentrum zum Teil noch in Flammen - 230 Feuerwehrmänner haben seit mehr als 24 Stunden Mühe, es zu löschen. Das russische Katastrophenschutzministerium erkannte offiziell 64 Tote an (rus), darunter auch Kinder - am Sonntag gingen(rus) mehrere Klassen ins Einkaufszentrum, um den Beginn der russischen Frühjahrsferien zu feiern. Etwa 200 Tiere, die in einem Streichelzoo im dritten Stock lebten, starben ebenfalls.
Was hat zur Katastrophe geführt?
Bis zum jetzigen Moment ist immer noch unklar, was das Feuer verursacht hat. Es gibt Andeutungen, dass eines der Kinder beim Spielen eventuell etwas in Brand gesetzt hat, oder es war eine fehlerhafte Verkabelung. Jedenfalls berichten(rus) Augenzeugen, dass niemand geholfen hat, nachdem der Brand ausbrach. „Kein Feueralarm, nichts. Sogar die Notausgänge im ersten Stock waren verschlossen. Ich verstehe immer noch nicht, wie es uns gelungen ist, dieser Feuerfalle zu entkommen“, sagte Dimitri Choroschawtsew, der sich im Gebäude befand, zu KP (rus).
Anton Gorelkin, ein russischer Abgeordneter aus der Region Kemerowo, schrieb (rus) auf Facebook: „Die Systeme von Feueralarm und Brandbekämpfung im Gebäude sind völlig gescheitert. Als das Feuer gerade begann, war nicht einmal ein Feuerlöscher in der Nähe. Ein funktionierender Feuerlöscher an der richtigen Stelle könnte das verhindern.“ Gorelkin vermutete, dass das Einkaufszentrum offensichtliche Probleme mit Sicherheitssystemen hatte und die Tatsache, dass lokale Beamte alle Dokumente unterschrieben, wo es hieß, dass sie funktionierten, könnte auf Korruption hinweisen.
„Wir haben in Kemerowo einige weitere Einkaufszentren, die genauso gebaut sind: billiges Plastik, Labyrinthe von Korridoren und zweifelhafte Eigentumsurkunden. Sie sollten alle überprüft werden, und wenn es auch nur den kleinsten Verstoß gibt, sollten Sie geschlossen werden. Es gibt kein verdorbenes Geld, das das Leben von Kindern wert ist“, fuhr Gorelkin fort. Der Vizegouverneur der Region Wladimir Tschernow hat seinerseits erklärt (rus), dass Behörden viele Fragen an die Eigentümer des Einkaufszentrums haben.
Am 26. März erklärten (rus) die Beamten des russischen Untersuchungsausschusses, dass der Feueralarm von einer der Wachen, die im Einkaufszentrum "Zimnjaja Wischnja" arbeiten, abgeschaltet wurde - nachdem das Feuer bereits ausgebrochen war. "Die Frage seiner Inhaftierung wird gerade geklärt", behaupten Beamte.
„Schreckliche Lektion“
Die Verwaltung der Region Kemerowo erklärte (rus) am 26. März eine dreitägige Trauerzeit, doch schon lange vor der offiziellen Erklärung brachten Russen und Menschen aus der ganzen Welt ihren Schock und ihr Beileid zum Ausdruck. „Ein Sonntag in einer großen Stadt, ein Einkaufszentrum, wo Kinder spielen - es ist alles so wiedererkennbar, so nah an jedem... Ich weine und umarme meine Kinder“, schrieb (rus) Galina Jusefowitsch, eine Literaturkritikerin, auf Facebook.
Der allgemeine Ton anderer Posts und Nachrichten ist ähnlich. „Mein Beileid. Anrufe von Kindern, die im Feuer gefangen sind und sich von ihren Liebsten verabschieden, sind absolut herzzerreißend“, schrieb (rus) Maria Sacharowa, die offizielle Sprecherin des russischen Außenministeriums. „Jeder, der dafür verantwortlich ist, für den Brandschutz, für die Sicherheit von Kindern, sollte gefunden und benannt werden. Das ist eine harte Lektion für uns alle.“
Abgesehen von der Trauer ist die Hauptreaktion Empörung und Forderung nach Gerechtigkeit. „Diejenigen, die etwas mit den blockierten Fluchtwegen zu tun hatten, sollten bestraft werden... Das ist eine schreckliche Lektion“, schrieb (rus) der Journalist Wassili Konow über Twitter.
Viele kritisieren (rus) die lokalen Behörden wegen ihrer Inkompetenz und mangelnder Reaktion: Der Gouverneur Aman Tulejew hat den Unglücksort nicht besucht - offiziell, um Feuerwehrleute und Retter ihre Arbeit machen zu lassen. Tulejew sagte (rus), dass auch er ein Familienmitglied, ein elfjähriges Mädchen, verloren habe und nannte die Situation „eine gemeinsame Trauer“.
Die Menschen in Moskau bringen Blumen und Kinderspielzeug zu dem Büro der Region Kemerowo. In Kemerowo gab es lange Schlangen bei den Blutspendestationen - nach nur zwei Stunden am Morgen des 26. März mussten die Ärzte die helfenden Menschen nach Hause schicken (rus), da das gesamte benötigte Blut bereits gesammelt wurde.