Was ist der Unterschied zwischen westlichem und orthodoxem Weihnachten?

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OLEG JEGOROW
Im orthodoxen Russland kommt kein Weihnachtsmann. Es wird vorher 40 Tage gefastet und anschließend zwei Wochen gefeiert. Es ist aber nicht so schlimm, wie es sich anhört. Wir erklären es Ihnen mit diesen einfachen Fragen und Antworten.

1. Warum feiern die Orthodoxen Weihnachten im Januar?

Bis 1918 lebten Russland und die westliche Welt nach unterschiedlichen Kalendern: Russland hielt an dem älteren julianischen Kalender fest, der nach und nach hinter dem modernen, gregorianischen, zurückblieb. Im Jahr 1918 übernahmen die Bolschewiki den gregorianischen Kalender in Russland, aber der Klerus beschloss, sich weiter an den julianischen zu halten. Nach ihrem Kirchenkalender feiern die Orthodoxen Weihnachten daher zwar auch am 25. Dezember, doch für den Rest der Welt ist dann bereits der 7. Januar.

>>> Die Kalenderreform der Bolschewiki: Wie Russland über Nacht 13 Tage seiner Geschichte verlor

2. Moment! Heißt das, dass die Russen zwei Wochen lang auf ihre Geschenke und den Weihnachtsmann warten müssen?

Nein, das müssen sie nicht. Es gibt gar keine Geschenke zu Weihnachten und auch der Weihnachtsmann existiert nicht.

3. Du meine Güte, warum das denn?!  

In Russland ist Weihnachten nicht so populär wie in der westlichen Gesellschaft, in der es vor allem um den Weihnachtsmann und Geschenke geht. Es ist in Russland ein hauptsächlich religiöser Feiertag, der vor allem von den Orthodoxen begangen wird. Konventionelle Feiern, die mit denen im Westen vergleichbar sind, finden zu Neujahr statt, wenn auch Geschenke ausgetauscht werden. Dann kommt der russische Kollege des Weihnachtsmannes, Väterchen Frost, in die Häuser und bringt den Kindern Geschenke. Es ist ein offizieller Feiertag und vom 31. Dezember bis zum 8. Januar macht ganz Russland Urlaub. Ist das nicht schön?

4. Was ist mit religiösen Traditionen - sind sie in Russland und im Westen gleich?

Nicht ganz. Es gibt einige Unterschiede. In Russland müssen Gläubige, die in die Kirche gehen, eine lange Messe durchstehen, die Nachtwache, um die Freude an der Geburt von Christus dem Erlöser zu beweisen. In der katholischen Kirche wählen die Gläubigen zwischen drei Weihnachtsandachten: nachts, morgens oder nachmittags.   

In der orthodoxen Tradition geht dem Weihnachtsfest auch eine strenge Fastenzeit von 40 Tagen voraus. In der katholischen Welt kommt dem die Adventszeit am nächsten, eine Zeit der Vorbereitung und des Gebetes, aber ohne Beschränkungen.

5. Wenn ich an Weihnachten zufällig in Russland bin, wie kann ich feiern?

Zu dieser Zeit des Jahres ist die Atmosphäre im ganzen Land weihnachtlich, denn Neujahr rückt näher. Überall gleichen sich die Weihnachtsbäume, Dekorationen und Feiern. Wenn Sie eine Weihnachtsmesse besuchen wollen, gibt es in mehreren großen Städten katholische und protestantische Gemeinden mit eigenen Kirchen, in denen Sie die festliche Atmosphäre der Weihnachtszeit erleben können.  

Um vor Ort eine Kirche Ihres Bekenntnisses zu finden, können Sie in beliebigen Reiseführern nachschauen. Für Katholiken gibt es im Internet den Katholischen Online-Reiseführer (eng). Für die Protestanten ist es aufgrund der vielen verschiedenen Glaubensrichtungen etwas schwieriger, aber sowohl in Moskau als auch in Sankt Petersburg gibt es eine lutherische Pauluskirche.  

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