Warum ist Russisch die beliebteste Sprache in Europa?

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OLEG JEGOROW
Das hat geografische, kulturelle und historische Gründe.

Sprachlich gesehen beherrscht Russland Europa, zumindest laut Babbel, der Sprachlernplattform. Im April 2018 wurde ein Ranking der meist gesprochenen europäischen Sprachen erstellt. „Für viele Menschen mag das eine Überraschung sein: Russland führt diese Liste der meist gesprochenen Sprache in Kontinentaleuropa mit 120 Millionen Muttersprachlern an!"  heißt es dort (eng). Dem Artikel zufolge steht (eng) Russisch vor Deutsch, Französisch und Englisch (Platz 2 bis 4) in Bezug auf die Beliebtheit in Europa.

Was ist Europa?

Die Menschen streiten sich (eng) weiterhin darüber, wo die Grenze zwischen Europa und Asien liegt. Es ist eher eine Ansichtssache als eine geografische Frage. Einigkeit herrscht weitgehend darüber, dass der Ural die beiden Subkontinente teilt. Er liegt zwischen der osteuropäischen und der westsibirischen Ebene. Alles westlich des Urals ist also Europa und in Bezug auf die Bevölkerungszahl ist Russland daher überwiegend europäisch. Westlich des Urals leben rund 75 Prozent der Russen (rund 110 Millionen). Diese sprechen Russisch, die einzige offizielle Landessprache. Die Debatte darüber, ob Russland europäisch ist - kulturell gesprochen - tobt weiterhin.

Einige finden, Russland gehöre fest zu Europa: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass Russland ein europäischer Staat ist",  sagt (rus) etwa der populäre Journalist Wladimir Posner. Andere teilen diese Ansicht nicht: „[Europäer] haben uns nie als Teil ihrer zivilisatorischen Einheit betrachtet", meint (rus) der Politologe Igor Schischkin.

>>> Zwischen Ost und West: Gehört Russland zu Europa oder zu Asien?

Weltsprache

Nur weil die russische Sprache in Europa häufig gesprochen wird, ist Westrussland nicht automatisch Teil des Subkontinents. Abgesehen von Russland gibt es Millionen von Muttersprachlern in Weißrussland (verfassungsmäßig ist Russisch neben Belorussisch die Amtssprache), in der Ukraine, in Estland, Lettland, Litauen und Moldau. In diesen Ländern, mit Ausnahme von Belarus, hat Russisch keinen offiziellen Status, aber aus historischen Gründen ist es auch in postsowjetischen Zeiten häufig die Lingua franca. Die Zahl der russischsprachigen Menschen außerhalb Russlands nimmt jedoch ab - die postsowjetischen Staaten bemühen sich nun, ihre eigenen Sprachen zu etablieren. „Die jüngeren Generationen der ehemaligen Republiken der UdSSR sprechen immer weniger Russisch",  stellt (rus) der russische Soziologe Alexander Arefjew fest. Trotzdem ist die russische Sprache in ihrer Kulturregion weiterhin einflussreich. Statistisch gesehen ist es kein Wunder, dass Russisch die am weitesten verbreitete Sprache in Europa ist, wenn wir das in Bezug auf Muttersprachler meinen.

Laut „Ethnologue: Languages ​​of the World” (eng) ist Russisch die achtbeliebteste Muttersprache der Welt mit insgesamt 154 Millionen Sprechern. Drei europäische Sprachen - Englisch, Spanisch und Portugiesisch - sind in Bezug auf Muttersprachler zahlreicher als Russisch, aber die Mehrheit der Bevölkerung, die diese Sprachen als Muttersprache hat, lebt außerhalb Europas. So ist es unterm Strich keine Überraschung, dass Russisch eine so starke Position in Europa einnimmt… genauer gesagt im östlichen Teil Europas.

>>> Vier Fakten über die russische Sprache (VIDEO)