Die inoffizielle Hierarchie in der russischen Armee: Wer sind „Elefanten“ und „Geister“?

Was man vom Armeedienst erwarten kann und wie man ihn beendet, um ihn in guter Erinnerung zu behalten.

Die Armee ist eine soziale Gruppe mit einer inoffiziellen Hierarchie. Dabei geht es nicht um Posten und Ränge, sondern um die Stellung in der Männergemeinschaft, in der die Wehrpflichtigen untereinander Pflichten und Privilegien in Abhängigkeit von der bereits geleisteten Dienstzeit unter sich verteilen.

Früher, als der Wehrdienst noch ein statt zwei Jahre dauerte, wurde dieses Phänomen als Dedowtschina bezeichnet und basierte auf einer rigiden Kontrolle (wie im Gefängnis) und der Machtausübung der „Alten“ über die „Jungen“. Da jedoch der Wehrdienst verkürzt und die Kontrolle durch die Offiziere und die Zivilgesellschaft verstärkt wurde, hat diese Tradition in den letzten Jahren einen eher „kumpelhaften“ Charakter und sorgt für eine Verteilung der Aufgaben zwischen den Wehrpflichtigen auf dem Militärstützpunkt.

Geister

Als „Geister“ werden in der Armee die Wehrpflichtigen während der ersten 60 bis 100 Tagen ihres Wehrdienstes bezeichnet.

Für die meisten Stadtkinder ist es eine ungewohnte physische und psychische Belastung, wenn sie von morgens bis spät in die Nacht monotone körperliche Arbeit verrichten und um einen „Platz an der Sonne“ in diesem Männerverein kämpfen müssen. Kurz gesagt, sie entscheiden untereinander, wer den Fußboden und die Toiletten schrubben muss und wer mit dem Maschinengewehr auf den Schießplatz üben darf.

In dieser Lebensphase erfährt der junge Mensch alle Freuden des Armeelebens – das Saubermachen, die Dienstordnung und die kilometerlangen Geländemärsche. In den ersten Monaten kommt es oft zu einer psychischen Krise, aus der der Soldat gestärkt hervorgeht oder in der Krankenabteilung landet, wo er für den Rest des Wehrdienstes verbleibt.

Während dieser Zeit wird den Soldaten beigebracht, dass alles immer blitzsauber sein soll – von der Kaserne mit ihrer militärischer Ausrüstung bis hin zur Uniform und der äußeren Erscheinung. In der Armee hat die Kleidung immer sauber und gebügelt (außer bei Feldübungen) und das Gesicht glattrasiert zu sein. Und natürlich müssen die Stiefel glänzen! Viele ehemalige Wehrpflichtige berichten, dass sie bei der Armee fürs ganze Leben dazu erzogen wurden, Ordnung zu halten.

Elefanten

Ein „Elefant“ ist ein „Soldat, der total krasse Belastungen liebt“. Dieser Abschnitt beginnt nach den ersten 100 Tagen des Wehrdienstes und ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Teil der Soldaten in den Bereitschaftsdienst der Truppe wechselt.

Die Heimat ist rund um die Uhr zu schützten und die Aufgaben eines Wehrpflichtigen reichen von der Bewachung der Grenze mit umgehängter AK-74 bis hin zur Vorbereitung von Kampfbombern auf deren Einsatz. Eine Schicht im Bereitschaftsdienst dauert 24 Stunden mit einer Schlafpause von drei Stunden. Ein Soldat sollte psychologisch und physisch zu diesem Dienst bereit sein, so dass nur ein Teil der Einberufenen vom Reinigungsdienst in der Kaserne zum eigentlichen Militärdienst wechselt.

Zu diesem Zeitpunkt verlagert der „ältere“ Wehrpflichtige einen Teil seiner Aufgaben auf die Neuankömmlinge, die „Geister“. Dadurch verfügt der „Elefant“ über einige Privilegien. Das größte unter ihnen ist der Ausgang am Wochenende, während dessen man in die Stadt gehen oder sogar seine Familie besuchen kann.   

Großväter

Der Wehrdienstleistende wird zum Großvater, wenn die „Alten“ ihren Wehrdienst beendet haben und die neuen Rekruten zur Truppe kommen, die mit allerlei Hilfsarbeiten betraut und auf den zukünftigen Dienst vorbereitet werden.  

Dieser Zeitraum nimmt 100 bis 200 Tage ein. Dienstverrichtungen und Bereitschaftsdienst sind nun die Norm. Rund um die Uhr wach zu bleiben ist inzwischen auch kein Problem mehr und die Großväter wissen nun, wo und wie sie sich vor den Augen der Offiziere verstecken müssen, um sich ausruhen zu können.

Zu diesem Zeitpunkt wird der Soldat bereits von den Offizieren respektiert und kommuniziert mit ihnen, wenn auch nicht auf gleicher Augenhöhe, aber immerhin als „alter“ Wehrdienstleistender, der sich um die Nachfolge auf seinem Posten zu kümmern hat.

Dembel

Dembel ist vom Wort Demobilisierung (Abmusterung vom Wehrdienst zu Friedenszeiten) abgeleitet. Ein Soldat erhält diesen Status, wenn in der Kaserne sein Name in der Liste der abzumusternden Wehrdienstleistenden auftaucht.

Es sind die letzten zwei Monate des Dienstes, in denen man aufatmen und sich ein wenig entspannen kann. Zu diesem Zeitpunkt verlagert der Wehrdienstleistende alle seine Aufgaben auf die Schultern der Jüngeren und führt ein gemächliches Leben. Er kann sogar seine „Wehwehchen“ auf Kosten des Staates im Lazarett behandeln lassen und sich darauf vorbereiten, was er mit seinem Leben nach der Rückkehr nach Hause anfangen wird.

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