Eine Welle von Waldbränden zieht über Sibirien und den russischen Fernen Osten. Das Feuer erstreckte sich über eine riesige Fläche von mehr als 30.000 Quadratkilometern, und der Rauch hüllt viele große Städte Zentralrusslands ein. Dennoch gibt es in der Gesellschaft und den Behörden heftige Diskussionen über Nutzen und Schaden des Löschens.
In diesem Teil Russlands kommt es regelmäßig zu Waldbränden. Gründe dafür gibt es unterschiedliche: ausbleibende Niederschläge, trockene Gewitter, hohe Temperaturen, menschliches Einwirken, das Überspringen des Feuers aus einer anderen Region.
Alle diese Fälle haben eines gemeinsam: Das Feuer erstreckt sich über Tausende von Quadratkilometern und einige Brände dürfen nicht bekämpft werden.
Die Verwaltungen einiger Regionen glauben, dass das Löschen von Bränden, die keine Bedrohung für die Menschen darstellen, ein „sinnloses“ Unterfangen sei. Tatsache ist, dass die wesentlichen Brandherde viele Kilometer von Dörfern und Städten entfernt liegen und die Feuerwehrleute und deren Technik nur unter hohem Zeit- und Ressourcenaufwand an den Einsatzort transportiert werden können.
„Unser Land ist sehr groß, aber nicht sehr dicht besiedelt. Es gibt viele schwer zugängliche Gebiete“, zitiert das Portal „Nastojaschtscheje Wremja“ Grigorij Kuksin, den Leiter der Brandbekämpfungsabteilung von Greenpeace Russland. Ihm zufolge werden die Zonen der Brandüberwachung aus dem Weltraum in zwei Kategorien unterteilt. Brände der zweiten Kategorie, so Kuksin, werden erkannt, aber nicht gelöscht, da es unmöglich ist, mit dem Flugzeug oder Hubschrauber dorthin zu gelangen. „Zu weit und zu teuer zum Löschen. Den Regionen wurde gestattet, diese Brände nicht zu löschen, weil es wirtschaftlich nicht zielführend ist. Die Entscheidung, Kontrollzonen einzurichten, wurde aufgrund der klammen Kassen getroffen“, erklärte Kuksin.
Infolgedessen werden Brände oft unter Beobachtung gestellt, es wird aber nicht versucht, sie zu löschen oder ihre Ausbreitung zu stoppen. Diese Entscheidung ist dadurch gerechtfertigt, dass dieses Brände keine direkte Bedrohung für besiedelte Gebiete darstellen. Aber nicht jeder ist mit dieser Entscheidung einverstanden.
Die Bewohner mehrerer Regionen werden gleichzeitig durch den Qualm und den Brandgeruch belästigt. Der Rauch hat bereits Westsibirien, den Ural und die Wolgaregion bedeckt. Einwohner von Großstädten werfen den regionalen Behörden Untätigkeit vor.
„Wegen der riesigen Waldbrände und der Untätigkeit der Behörden sowie dem üblichen Schweigen der Medien sind die meisten Siedlungen von Smog eingehüllt und es ist ein Verbrennungsgeruch zu spüren. Menschen in Irkutsk gehen mit einer Maske auf die Straße", schrieb Maria Buslowa auf Instagram.
„Auf diesem Foto scheint die Sonne, sie ist aber fast nicht zu erkennen. Seit über einer Woche ist Sibirien in Smog gehüllt, und alle nennen diesen Zustand Schwarzer Himmel. Ich habe beschlossen, heute nicht mit meinen Kindern spazieren zu gehen, denn gestern Abend hatte ich einen üblen Rauschgeschmack im Hals. Das macht mir langsam Angst“, schrieb ein Bewohner der Stadt Kemerowo.
Einwohner anderer Städte aus verschiedenen Regionen Russlands schließen sich aktiv den Beschwerden in den sozialen Netzwerken an.
Auf Change.org wurde eine Petition gestartet, die die Einführung einer Notfallregelung für Waldbrände in ganz Sibirien fordert. Inzwischen wurden 830.000 Unterschriften gesammelt. Die breite öffentliche Reaktion hat die regionalen Behörden für das Problem sensibilisiert.
Am 29. Juli informierte das Ministerium für Notfallsituationen über die Entscheidung, das Feuer zu lokalisieren und zu beseitigen. Zu diesem Zweck wurden Flugtechnik, Personal und Geld für die Brandbekämpfung bereitgestellt und Präsident Putin wies das Verteidigungsministerium an, sich dem Kampf gegen die Brände anzuschließen.
Bislang ist jedoch noch nicht bekannt, ob die Politik der Bekämpfung ungefährlicher Waldbrände in Zukunft überdenken wird.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!