Wie bekämpft eine Moskauer Privatklinik das Coronavirus?
Der russische Privatklinik-Verbund Medsi wandelte eine seiner Stationen in eine Krankenhaus-Abteilungen für Patienten mit einer COVID-19-Infektion um. Wir erzählen Ihnen, wie das erste private Krankenhaus für Personen mit einer solchen Erkrankung in Russland ausgestattet und die Infizierten hier behandelt werden.
Ausbildung von Ärzten und Umstellungen im Krankenhaus
Das Medsi-Krankenhaus in der Pjatnitskoje-Chaussee in Moskau beginnt am 1. April mit der Aufnahme von Patienten mit einem Coronavirus-Infekt.
In der vergangenen Woche hatte das Krankenhaus die planmäßige stationäre Aufnahme gestoppt und alle Patienten an andere Kliniken überwiesen, berichtet die Chefärztin der Klinik, Tatjana Schapowalenko.
Im Krankenhaus werden binnen kürzester Zeit Sicherheitsschleusen errichtet, um „saubere“ und „schmutzige“ Bereiche voneinander zu trennen. Im „sauberen Bereich“ kann das Personal sich ungeschützt aufhalten, im „schmutzigen Bereich“ befinden sich die infizierten Patienten und das Personal in Schutzanzügen. Hier werden auch spezielle Desinfektionsmittel verwendet und die Luft mit ultraviolettem Licht entkeimt, erklärt Schapowalenko.
Kurzfristig wird zusätzliche Ausrüstung angeschafft, darunter ECMO-Apparate für die extrakorporale Membranoxygenierung, mithilfe dererdas Blut bei akuter Atemwegsinsuffizienz mit Sauerstoff gesättigt wird. Laut Schapowalenko, haben Geräte zur künstlichen Lungenbeatmung nicht die größte Priorität – viel wichtiger sei der Kauf von Intensivbetten, ein ausreichender Umfang der Patientenversorgung und der Aufbau eines klinisch-diagnostischen Labors.
„Beatmungsapparate sind natürlich notwendig, aber sie alleine reichen nicht aus. Wenn ich also höre, dass jemand sich ein solches Gerät privat anschafft, fehlen mir die Worte. Das ist einfach unsinnig“, echauffiert sich die Ärztin.
Darüber hinaus werden Schulungen zum Arbeitsschutz, der Einhaltung aller Hygienevorschriften und den Behandlungsrichtlinien für Coronavirus-Patienten durchgeführt, damit das Personal sich nicht selbst ansteckt.
Am 1. April wird das Krankenhaus mit einer Kapazität von 100 Betten eröffnet, 200 weitere kommen eine Woche später hinzu. Bei Bedarf kann das Krankenhaus um weitere 100 Plätze erweitert werden, darunter um 32 Intensivbetten.
Diagnostik und Behandlung
Nach den Worten der Chefärztin wird das Krankenhaus alle offiziellen klinischen Empfehlungen für die Behandlung von Coronavirus-Patienten befolgen – dazu gehören beispielsweise eine antivirale Therapie, der Einsatz von Malariamitteln bei bestimmten Stadien und Symptomen der Krankheit sowie eine Antibiotikatherapie.
„Bei einem milden Verlauf von Virusinfektionen, einschließlich mit dem Coronavirus, sind Flüssigkeit, Ruhe und bei Fieber (über 38,5 °C) die Vergabe fiebersenkender Mittel, vorzugsweise Paracetamol, erforderlich. Für schwere Formen gibt es spezielle Richtlinien“, erklärt Schapowalenko.
Alle Coronavirus-Tests werden vom Krankenhaus an ein staatliches Labor geschickt.
Wie wird man in das Krankenhaus aufgenommen?
Das Krankenhaus nimmt gesetzlich und privat versicherte Patienten auf. Die gesetzliche Krankenversicherung deckt jedoch lediglich die Behandlung einer leichten Erkrankung ab.
„Wir müssen die Kosten beobachten und dann weitersehen“, sagt Schapowalenko.
Um kostenlos ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, muss der Patient einen Krankenwagen rufen, dessen Besatzung ihn in eine Privatklinik überweisen kann, falls alle anderen Krankenhäuser überfüllt sind.
Wenn der Patient gegen Bezahlung behandelt werden möchte, muss er das Krankenhaus anrufen und einen Termin vereinbaren.
Laut Schapowalenko wird das Krankenhaus auch Zimmer des Premium-Segments und mit höherem Komfort zur Verfügung stellen. Die Ärztin erklärte jedoch nicht, wie sich diese Zimmer von den üblichen unterscheiden und wie viel die Behandlung kosten wird.
Russia Beyond hat eine Anfrage zu den genauen Behandlungskosten an das Krankenhaus gerichtet.
Warteschlangen für die Krankheitserkennung
Unterdessen stellten sich am 26. März mehrere Dutzend Menschen in einem kleinen Park im Zentrum Moskaus an. Aus Angst vor einer Ansteckung versuchten sie, einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten. Die Leute standen in der Schlange vor dem Privatlabor Gemotest, das früh um 11 Uhr damit begann, bei allen Wartenden einen Test auf Coronaviren durchzuführen. Die Probenentnahme kostet 410 Rubel (4,65 Euro), der Test selbst 1.490 Rubel (17 Euro).
„Alles lief sehr gut ab – ruhig und schnell. Zuerst werden die persönlichen Daten aufgenommen – das erfolgt am besten vorab per Telefon, dann befinden sie sich die Angaben bereits im Computer. Man bezahlt und gleich nebenan wird ein Abstrich aus dem Hals entnommen. Ich habe mindestens zwei Behandlungsräume gesehen. Das Ergebnisse soll in zwei Tagen vorliegen“, berichtet Alexander, einer der Kunden des Labors, über den Test.
Die Laborleiterin Olga Abramowitsch erklärt, dass das Labor nur Patienten ohne Symptome eines COVID-19-Infekts aufnimmt.
„Natürlich kommen auch jetzt noch Menschen, die bereits krank sind, in unsere Labor – die müssen wir leider ablehnen. Technisch gesehen, ließe sich das organisieren, aber wir sind durch die Anordnung der Aufsichtsbehörde Rospotrebnadsor eingeschränkt“, sagt Abramowitsch.Die Anordnung erlaubt die Durchführung eines Coronavirus-Tests nur bei Personen, die innerhalb des vergangenen Monats aus dem Ausland zurückgekehrt sind, sowie bei Personen ohne Anzeichen eines Infekts.
Seit dem 27. März führtGemotest in elf Niederlassungen in Moskau und der Moskauer Region Tests auf Coronaviren durch.
Darüber hinaus wurde mit den Tests auch in 50 Zentren des Labordienstleisters Helix in Moskau, St. Petersburg und Jekaterinburg begonnen. Die Testergebnisse liegen maximal zwei Tage später vor.
„Ich habe keine Symptome und gehöre nicht zur Risikogruppe, aber solange Moskau abgeriegelt sein wird, möchte ich zu meinen Eltern nach Ufa fahren – ich mache mir Sorgen, dass ich trotz fehlender Symptome infiziert sein könnte. Ich will niemanden in Gefahr bringen“, erzählt Karina, eine Kundin des Labors, über ihre Gründe, sich auf eine Coronavirus-Infektion testen zu lassen.