Coronavirus: Russlands Hauptstadt und die Region Moskau im Lockdown-Modus

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ANNA SOROKINA
Das Haus sollte nur noch zum Einkauf von Lebensmitteln oder Medikamenten verlassen werden. Es wird darüber diskutiert, zeitnah elektronische „Passierscheine“ einzuführen.

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin hat neue strenge Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in der Stadt angekündigt. Der russischen Hauptstadt steht der totale Lockdown bevor. 

Am 25. März ordnete Russlands Präsident Wladimir Putin für alle Russen eine arbeitsfreie Woche vom 30. März bis 5. April an, in der weiter das Gehalt gezahlt werde. Er forderte alle Russen auf, zu Hause zu bleiben. 

Moskau schloss alle Parks, Einkaufszentren, Kinos, Restaurants und Cafés, um den Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände so unattraktiv wie möglich zu machen.

Am Samstag, dem 28. März, gab es in den sozialen Medien jedoch zahlreiche Bilder von Menschen, die sich im Freien versammelt hatten und zum Beispiel grillten.

Moskaus Bürgermeister erklärte (rus), die Moskowiter hätten den Ernst der Lage wohl nicht verstanden. Daher gibt es seit dem 30. März nun die Anweisung, die Selbstisolation strikt einzuhalten. Doch noch fehlt die gesetzliche Grundlage für diese Anordnung. Ein entsprechendes Gesetz soll nun jedoch schnell folgen. 

Was bedeutet „strenge Selbstisolation“? 

Gemäß dem Dekret des Bürgermeisters dürfen die Bewohner der Hauptstadt das Haus nur verlassen, um Lebensmittel und Medikamente im nächstgelegenen Geschäft oder in der nächsten Apotheke zu kaufen. Es ist gestattet, den Hund in einem Umkreis von 100 Metern um die Wohnstätte auszuführen und den Müll zu entsorgen. Ein Arztbesuch ist nur in Notfällen erlaubt. 

Ausnahmen gelten nur für diejenigen Personen, die in systemrelevanten Produktionsbetrieben und Notfalleinrichtungen arbeiten. Alle öffentlichen Verkehrsmittel verkehren wie gewohnt. Die Stadtverwaltung betont, dass die Ein- und Ausreise nach Moskau nicht eingeschränkt ist. Und entgegen einiger Online-Gerüchte gibt es auch noch keine Ausgangssperre. 

Die Regeln gelten nicht nur in der russischen Hauptstadt selbst, sondern auch in der Region Moskau. 

QR-Codes als „Passierschein“ 

In den kommenden Tagen wird die Stadt Moskau ihren Bürgern einen besonderen Service anbieten. Ein persönlicher QR-Code mit Standortlokalisierung könne dann anzeigen, wie weit man sich von der Wohnung entfernen darf. 

Da viele Menschen nicht dort leben, wo sie registriert sind, hat die Verwaltung erklärt, dass der Code nicht an die Registrierung, sondern an den primären regelmäßigen Aufenthaltsort gebunden sein wird.

„Diesen QR-Code, bei dem die Strecke von Wohnung zum Arbeitsort hinterlegt ist, soll es für die Menschen geben, die nicht im Homeoffice arbeiten können, damit diese weiter ihren Beruf ausüben können, soweit die aktuellen Umstände dies zulassen“, sagt (rus) Alexei Repik, Vorsitzender der NGO Delowaja Rossija. 

Aus der Pressestelle des Bürgermeisters heißt es (rus), dass aktuell Bußgelder für Verstöße gegen die neuen Regeln diskutiert werden. 

Wie sieht es in anderen russischen Regionen aus? 

Seit dem 30. März sind Russlands Grenzen dicht. Der internationale Flugverkehr wurde drastisch reduziert. Ausnahmen gibt es nur noch für Flüge, die russische Touristen wieder ins Land bringen und ausländische Staatsbürger zurück in ihre Heimatländer. 

Russlands Ministerpräsident Michail Mischustin hat die russischen Regionalgouverneure aufgefordert, das Moskauer Modell auch in ihren Regionen umzusetzen, einschließlich der Schließung von Einkaufszentren und Cafés.

Das Schwarzmeer-Resort Sotschi hat die Stadt bereits für Touristen geschlossen. Neben der Einschränkung des Betriebs von Einkaufszentren und der Sportinfrastruktur ist es Hotels jetzt verboten, neue Gäste aufzunehmen. Inzwischen sind alle Reiseangebote nach Sotschi bis zum Sommer ausgesetzt. 

Ein weiteres beliebtes Touristenziel, die Republik Karelien, hat den öffentlichen Verkehr bis zum 4. April eingestellt und touristische Reisen in die Region untersagt.

In St. Petersburg ist es verboten, nicht nur Parks, sondern auch Kirchen und andere religiöse Gebäude zu besuchen. Der öffentliche Transport fährt nur noch sehr eingeschränkt. 

Die Republik Tschetschenien hat ihre Hauptstadt Grosny für alle ankommenden Besucher geschlossen und den Menschen in der Region verboten, ihre Häuser zu verlassen, außer für den Kauf lebenswichtiger Lebensmittel und/oder Medikamente. Die Städte Elista (Kalmückien), Tscherepowez (Region Wologda) und Abakan (Chakassien) haben den Notstand ausgerufen. 

Dort sind nur noch Lebensmittelgeschäfte und Apotheken geöffnet. Der Verkehr zwischen den Städten in diesen Regionen wurde eingestellt.

Mit Stand 31. März gab es 2.337 Fälle von Covid-19-Infizierten, 17 Tote und 121 Personen sind genesen. Die meisten Infektionen wurden in Moskau (1.613), der Region Moskau (119), St. Petersburg (98), der Region Swerdlowsk (33) und der Republik Komi (22) registriert.

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