Siegesparade am 9. Mai in Moskau: Absage wegen Corona-Pandemie?
Zum ersten Mal seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist nicht sicher, ob die alljährliche Militärparade auf dem Roten Platz am 9. Mai stattfinden wird.
Der Kreml könnte gezwungen sein, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die diesjährige Parade abzusagen, die anlässlich des 75. Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg stattfinden sollte, berichten russische Medien.
Laut dem Putin-Sprecher Dmitri Peskow hänge alles davon ab, wie sich die Situation in den nächsten Wochen entwickelt.
„Das Thema wird natürlich diskutiert, obwohl noch keine Entscheidungen getroffen wurden. Die Vorbereitungen gehen weiter“, sagte er gegenüber Journalisten auf entsprechende Nachfragen.
„Die Entscheidung, ob und in welchem Format die Parade abgehalten werden soll, hängt davon ab, wie sich die epidemiologische Situation entwickelt“, erklärte Peskow weiter.
Auf die Frage, ob die Parade ohne Zuschauer stattfinden würde, antwortete Peskow, dass die Situation die Regierung zwinge, flexibel zu sein. Ferner sei jetzt “wirklich keine Zeit, Hypothesen zu diskutieren“, so Peskow.
„Es ist möglich und notwendig, alles zu tun, um einerseits die Erinnerung an das Heldentum unseres Volkes, unseres Landes, zu würdigen, andererseits aber nicht die Gesundheit unseren Bürger zu gefährden“, fügte der Sprecher des Präsidenten abschließend hinzu.
2020 jährt sich zum 75. Mal der Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland. Unter den eingeladenen Gästen zur Parade am 9. Mai sind verschiedene Staatsoberhäupter, darunter der französische Präsident Emmanuel Macron.
Im heutigen Russland gilt der 9. Mai als der Hauptfeiertag des Landes zur Würdigung der mehr als 27 Millionen Sowjetbürgern, denen der Krieg das Leben kostete.
Der 9. Mai wurde jedoch nicht sofort zum Hauptfeiertag in der Sowjetunion. Von 1947 bis 1965 gab es nicht einmal eine Parade, und der 9. Mai war ein gewöhnlicher Arbeitstag.
„Es gibt verschiedene Theorien darüber, warum dies so war. Einige haben mit der „Konfrontation“ zwischen Stalin und Schukow zu tun. Es wird behauptet, dass Joseph Wissarionowitsch [Stalin] die Bedeutung des Sieges herunterspielen und die Person des Marschalls verringern wollte “, sagte der Militäranalyst Dmitri Safonow.
Seiner Auffassung nach befand sich das Land in einer schwierigen Nachkriegszeit. „Es gab kein zusätzliches Geld für die Feierlichkeiten, und man musste das Land aus den Ruinen wieder aufbauen. Deshalb fand die Parade in der Sowjetunion erst an Jahrestagen des Sieges statt [1965, 1985, 1990] “, fügte er hinzu.
Von 1991 bis 1994 gab es nach dem Zusammenbruch der UdSSR keine Parade. Erst seit 1995 wird die Veranstaltung jedes Jahr durchgeführt.
„Das Coronavirus kann nach dem Zusammenbruch der UdSSR der einzige Grund sein, dass Russland eine Absage der Parade zum Sieg im Großen Vaterländischen Krieg in Betracht zieht. Ob dies der Fall ist oder nicht, wird Mitte April klar sein, wenn die Regierung die Wirksamkeit der gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergriffenen Maßnahmen analysiert hat“, sagt Safonow.
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