10 Straßen Moskaus, deren Namen selbst die Moskauern nicht verstehen

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Viele Toponyme der Hauptstadt sind leicht zu erklären – sie haben ihren Ursprung im Namen berühmter Persönlichkeiten oder Orte, zu denen sie führen. Doch woher stammen die völlig unverständlichen Namen mitten im Zentrum Moskaus?

  1. Bolschája Ordýnka

Dies ist eine der ältesten Straßen in der Moskauer Innenstadt. Sie ist vom Kreml nur durch den Fluss Moskwa und eine Brücke getrennt. Die populärste Version besagt, der Name stamme vom Wort Horde (Die Goldene Horde ist ein mittelalterlicher mongolisch-tatarischer Staat, der viele Jahre lang Tribut von Russland einsammelte). Danach ging es vom Kreml aus in Richtung der Horde und an dieser Stelle hier machten wahrscheinlich die Boten der Horde Rast. 

Heute ist sie eine der schönsten historischen Straßen der Hauptstadt, in der die meisten Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen.

  1. Bolschája Jakimánka

Eine parallel zur Ordynka verlaufende Straße führt ebenfalls zum Kreml und gibt einem ganzen Stadtteil im Zentrum Moskaus seinen Namen. Im 15. Jahrhundert wurde dieser Ort Golútwinskaja Slobodá genannt und hier wurde die Verkündigungskirche in der Golútwinskaja Slobodá errichtet. Die Jekimánka-Straße erhielt ihren Namen von einem der Seitenaltäre der Kirche – zu Ehren der Heiligen Joachim und Anna, den Eltern Marias. Leider wurde die Kirche zu Sowjetzeiten abgerissen, aber die Joachim und Anna gewidmete Ikone blieb unversehrt und wird seitdem in der Anfang des 18. Jahrhunderts errichteten Kirche Johannes des Kämpfers auf der Jekimánka aufbewahrt.

  1. Ostóschenka

Heutzutage ist sie die teuerste Straße der Stadt, bis ins 17. Jahrhundert war dieses Gebiet am Ufer der Moskwa jedoch noch eine Wiese. Die Moskauer gaben diesem Ort den Spitznamen Ostóschje, was so viel wie Heuschober oder auch Stapel bedeutet – hier wurde das auf der Wiese gemähte und getrocknete Gras aufgestapelt. Später wurden aufgrund des vielen Heus hier Ställe errichtet und Grundstücke an Adlige vergeben – die Gassen um sie herum wurden nach ihnen benannt. So trägt eine von ihnen aufgrund dieser Entwicklung den Namen Stárokonjúschennyj – Alte Ställe.

  1. Pretschístenka

1524 wurde am Stadtrand von Moskau das Jungfrauen-Kloster gegründet. Der Grund dafür war die Einnahme von Smolensk während des russisch-litauischen Krieges und die Eingliederung der Stadt in den russischen Staat. Das Kloster wurde nach der Hauptikone von Smolensk – der Allerheiligsten (im Russischen pretschístaja) Jungfrau Maria Hodegetria (griechisch Wegweiserin) benannt. Im 17. Jahrhundert wurde die Straße, die vom Kreml zum Kloster führte, Pretschístenka genannt. Nun wird dieser Name nur noch für einen Teil der einst langen Straße verwendet.

  1. Wolchónka

Einst an den Kreml angrenzend war die Wolchónka Teil der historischen Pretschístenka. Aber im 18. Jahrhundert ging dieses Gebiet an den Fürsten Wolkonski über und es gab dort die Schenke Wolchonka, die diesem gehörte und dessen Name sich auf dessen Familiennamen bezieht. Auch die Straße wurde nach ihr benannt. Später siedelten sich hier viele verschiedene Fürsten und Staatsbeamten an. Im 19. Jahrhundert wurde an dieser Straße die Christ-Erlöser-Kathedrale erbaut und 1912 das Puschkin-Museum der Schönen Künste, eines der größten und wichtigsten der Hauptstadt, eröffnet. 

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  1. Wosdwíschenka

Wosdwíschenka ist ein beliebtes Toponym in Russland – es ist der Name von mehr als dreißig Dörfern und Städten im ganzen Land, zu Ehren des orthodoxen Feiertags der Heiligkreuzerhöhung (wosdwigátj ist das russische Wort für erhöhen). Im 16. Jahrhundert wurde an dieser Straße in der Nähe des Kremls das Heilig-Kreuz-Erhebungs-Kloster errichtet und die Straße im Volksmund Wosdwíschenka genannt. Der offizielle Name wurde dafür aber erst im 18. Jahrhundert vergeben. 

  1. Srétenka

Das christliche Fest Sreténije (Lichtmess) begeht die Darstellung Christi am 40. Tag nach seiner Geburt im Tempel in Jerusalem, wo er vom gerechten Simeon empfangen wurde. Im Altrussischen bedeutet Sreténije so viel wie Begegnung. Die Srétenka-Straße wurde nach der Begegnung der Moskauer mit der wundertätigen Ikone der Gottesmutter von Wladimir benannt – sie wurde eigens als „Beschützerin“ in die Stadt gebracht, als Russland vom mongolischen Eroberer Tamerlan angegriffen wurde. An der Stelle dieser Begegnung wurde das Kloster Srétenka gegründet und die Straße nach diesem benannt. 

  1. Arbát

Moskauer Wissenschaftler legten viele Versionen des Namensursprungs für diesen berühmten Boulevard vor, der übrigens ursprünglich Orbat hieß. Es handelte sich um einen ganzen Bezirk in der Nähe des Kremls, dessen Zentrum die Wosdwíschenka war (die früher unter anderem Arbat-Straße hieß). Eine populäre Version besagt, dass der Name vom arabischen Wort Arbat (Vorort) abstamme. Kaufleute aus dem Osten könnten das Wort mitgebracht haben. Es gibt auch eine „russischere“ Version des Ursprungs: die gekrümmte Straße könnte als „Buckel“ (im Russischen gorb) bezeichnet worden sein. 

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  1. Síwzew Wráschek

Selbst für das Ohr eines modernen Moskowiters klingt der Name dieser kleinen Gasse äußerst ungewöhnlich. Wráschek ist der veraltete Name für eine Schlucht. Eine solche, sehr kleine Schlucht wurde an dieser Stelle durch den Bach Síwzew gebildet, der Anfang des 19. Jahrhunderts unterirdisch durch eine Rohr geleitet wurde. Den Fluss gibt es nicht mehr und auch die Schlucht nicht, aber der Name aus dem 17. Jahrhundert ist geblieben.

  1. Maroséjka

An dieser Straße im Gebiet des Viertels Kitáj-gorod unweit des Kremls befand sich der Malorósskoje podwórije (kleinrussischer Hof), wo sich berühmte Kaufleute und Diplomaten aus Malorossíja (zu Deutsch Kleinrussland), wie die früher zum Russischen Reich gehörende Ukraine vor der Revolution genannt wurde, niederließen. Im 17. Jahrhundert tauchte der Name Maloroséjka im Volksmund auf und verwandelte sich im Laufe der Geschichte zu Maroséjka. 

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