„COVID-19-Pass“ in Baschkortostan: Alles was Sie darüber wissen müssen

Alexei Majschew/Sputnik
Eine russische Region plant die Einführung eines „COVID-19-Passes“ zum Nachweis der Immunität. Wer bekommt ihn, welche Vorteile ergeben sich daraus, welche Bedenken gibt es?

Ab dem 5. Februar können Einwohner von Baschkortostan, einer Teilrepublik im östlichen Teil des europäischen Russlands, sogenannte „COVID-19-Pässe“ oder „Impfpässe“ erhalten, die bestätigen, dass eine Person Antikörper gegen das Coronavirus hat. Sie werden an diejenigen ausgegeben, die bereits wieder von der Krankheit genesen sind und an Geimpfte. Die Behörden der Republik versprachen, dass die Inhaber solcher Pässe an bestimmten Orten Vorteile einschließlich Ermäßigungen erhalten würden. Umfragen zufolge stehen die Russen diesem Dokument jedoch skeptisch gegenüber.

Wie sieht ein „COVID-19-Pass“ aus? 

Es ist ein QR-Code, der über die App Gosuslugi (auf Deutsch: staatliche Dienstleistungen) abgerufen und auf dem Smartphone gespeichert werden kann. Einwohner von Baschkortostan, die geimpft wurden, erhalten den Code automatisch, 21 Tage nach Erhalt der zweiten Dosis des Impfstoffs, der Antikörper gegen das Coronavirus produziert. Aktuell gibt es in Baschkortostan etwa 3.000 Personen, die bereits beide Dosen des Impfstoffs „Sputnik V“ erhalten haben. Weitere 7.500 haben bereits die erste Impfung erhalten und warten auf die zweite. 

Wenn eine Person nach einer Coronavirus-Infektion genesen ist und den Pass erhalten möchte, muss sie einen Antikörpertest in einer der zertifizierten Kliniken der Republik durchführen. Dies kostet etwa 1.000 Rubel, umgerechnet etwa elf Euro. Die Ergebnisse werden dem Nutzer in der Gosuslugi-App angezeigt. 

Für diejenigen, die geimpft wurden, gilt der Pass für ein Jahr, für diejenigen, die sich von dem Virus erholt haben, für drei Monate, aber nur, wenn die IgG-Antikörper einen bestimmten Wert (10 Einheiten) überschreiten. 

Welche Vorteile bringt Baschkortostans „COVID-19-Pass“? 

Für Einwohner über 65 Jahre in Baschkortostan gilt nach wie vor ein Selbstisolierungsregime, eine Art freiwilliger „Lockdown Light“, aber mit COVID-19-Pässen könnten sie sich wieder völlig frei bewegen. Andere Pass-Inhaber könnten Cafés, Konzerte, Theater und Kinos auch über die gesetzlich festgelegte maximal 30-prozentige Auslastung hinaus besuchen. Die regionalen Behörden versprechen weitere Vorteile: Ermäßigungen beim Besuch von Schwimmbädern, Fitnessstudios, Museen, Theatern und örtlichen Sanatorien. Lehrkräfte mit „COVID-19-Pass“ erhalten drei zusätzliche Urlaubstage.

Dennoch müssen auch „COVID-19-Pass“-Inhaber weiterhin an öffentlichen Orten Maske tragen.

Wie sieht es in anderen russischen Regionen aus?

Laut Walentina Matwijenko, Sprecherin des Föderationsrates, gibt es derzeit keine Pläne, solche Pässe in ganz Russland einzuführen. „Die Impfung dient nicht dazu, eine Ungleichheit der Rechte unter den Bürgern einzuführen“, stellte sie am 20. Januar klar und betonte, dass die Impfung in Russland freiwillig sei. Sie sagte jedoch, dass die Behörden die geimpften Personen elektronisch registrieren würden. 

Putins Pressesprecher Dmitri Peskow hatte zu einem früheren Zeitpunkt erklärt (rus), dass es Diskussionen über die Einführung eines „COVID-19-Passes“ zum Zwecke internationaler Reisen gegeben habe, es jedoch noch keine „offizielle Position“ dazu gebe. 

Es existieren einige regionale Initiativen: In Sachalin gab es zum Beispiel den Vorschlag (rus) eines elektronischen Impfnachweises für die bereits 2.000 Geimpften dort. 

Diejenigen Russen, die schon beide Dosen des russischen Impfstoffes Sputnik V erhalten haben, können bereits jetzt ein elektronisches Zertifikat von Gosuslugi erhalten. Es bietet ihnen derzeit jedoch keine unmittelbaren Vorteile.

Was halten die Russen von einem „COVID-19-Pass“? 

Viele Menschen im Land stehen der Einführung eines solchen Dokuments skeptisch gegenüber. Sie fürchten Nachteile, wenn sie keinen Pass haben. Laut einer Umfrage, die Mitte Januar auf der Superjob-Webseite durchgeführt wurde, sind 59 Prozent der Russen gegen einen solchen Pass. Zwölf Prozent befürworten ihn und fast ein Drittel hatte sich noch keine abschließende Meinung gebildet. Das Hauptargument dagegen war, dass die Information über Antikörper eine höchstpersönliche Information zu medizinischen Daten sei, die nicht jedermann zugänglich sein sollte. Befürworter eines „COVID-19-Passes“ sind häufig jene Menschen, die regelmäßig COVID-Tests ablegen müssen, beispielsweise für die Arbeit oder für Reisezwecke.

Nach offiziellen Angaben waren am 13. Januar in Russland bereits mehr als eine Million Dosen des Impfstoffs verabreicht. Es gibt keine Informationen darüber, wie viele Personen schon beide Impfungen erhalten haben. Für die Wirksamkeit von Sputnik V sind zwei Injektionen notwendig. Russland hat bereits 6,5 Millionen Dosen des Sputnik V-Impfstoffs produziert. Bis Ende März 2021 sollen 33 Millionen weitere Dosen hergestellt werden. Im Februar soll auch die Produktion eines zweiten Impfstoffs, Epivakkorona, beginnen. Seit dem 18. Januar wird im Land massenhaft geimpft. Jeder hat nun Zugang zu einem Impfstoff.  

>>> Wie die COVID-19-Impfung in Russland funktioniert

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