Tokio 2020: 8 große Erfolge russischer Athleten bei den Olympischen Spielen

Witalina Bazaraschkina/ Jewgenij Rylow /Swetlana Romaschina

Witalina Bazaraschkina/ Jewgenij Rylow /Swetlana Romaschina

Vladimir Pesnya, Grigory Sysoev/Sputnik; Sergey Bobylev/TASS
Eine Goldmedaille drei Monate nach einer Verletzung, die erste Medaille im Mehrkampf seit fast 30 Jahren, olympische Rekorde und Weltrekorde – und das ist noch nicht alles, was die russischen Athleten bei den diesjährigen Olympischen Spielen zu leisten vermochten.

  1. Die Synchronschwimmerin mit den meisten Titeln der Welt

Swetlana Romaschina, 31, dreifache Mutter und 21-fache Weltmeisterin im Synchronschwimmen, brach am 4. August 2021 ihren eigenen Rekord und stellte damit einen neuen Weltrekord auf: Sieist nun die erste sechsfache Olympiagewinner im Synchronschwimmen in der Geschichte!

Bei der Preisverleihung weinte die Sportlerin. Nach der Geburt ihrer Tochter sei es für sie schwierig gewesen, wieder in den Sport einzusteigen, erklärte sie. Nun beendet Romaschina ihre Karriere als die wohl erfolgreichste Synchronschwimmerin der Welt.

„Mein Mann und mein Kind warten zu Hause auf mich und ich möchte unbedingt ein zweites Kind. Wie schwierig dieses Jahr auch war, als ich im Mutterschaftsurlaub zu Hause saß, ich will trotzdem noch ein zweites Kind“, sagte Romaschina gegenüber RIA Novosti.

  1. Erster absoluter Olympiasieger in der Geschichte der UdSSR/Russlands

Jewgenij Rylow, 24, aus der Region Orenburg, gewann gleich beide Goldmedaillen im Rückenschwimmen – auf der 100-m- und der 200-m-Distanz. Es ist das erste olympische Gold im Streckenschwimmen in der russischen Geschichte seit 25 Jahren. Rylow stellte bei den 100 m mit 51,98 Sekunden einen Europa- und bei den 200 m mit 1:53,27 Minuten einen Olympiarekord auf. Die russischen Kommentatoren feuerten Jewgeni lautstark an, doch der Athlet selbst war mit seinem Sieg bei den 200 Metern nicht zufrieden.

„Ich war müde. <...> Ich hatte einen kritischen Moment auf den letzten 25 Metern: Als ich begriff, dass ich wie gelähmt war, verkrampften meine Beine. Ich kann immer noch nicht richtig stehen. Meine Beine verkrampfen sehr schnell“, erzählte Rylow.

Bei der Siegerehrung untersagten die Organisatoren Rylow ohne Angabe von Gründen, seine Katzen-Maske zu tragen, die er bei allen seinen Wettkämpfen trug.

„Mir kamen fast die Tränen. Sie ließen mich nicht mit meiner Katzen-Maske herauskommen“, beschwerte sich der Olympiasieger.

  1. Erster Sieg der russischen Kunstturnerinnen im Mannschaftsmehrkampf

Zuvor hatten die russischen Turnerinnen und Turner bereits einmal den Mannschaftsmehrkampf gewonnen, doch damals ging die Goldmedaille an das Vereinigte Team, das sich aus Athleten aus den ehemaligen Sowjetrepubliken zusammensetzte. Das war vor 29 Jahren – im Jahr 1992, nach dem Zerfall der Sowjetunion.

Im Jahr 2021 holten mit Athleten der Auswahl des Russischen Olympischen Komitees (ROK) zum ersten Mal russische Sportler Gold in diesem Wettbewerb. Zum Team gehörten Viktoria Listunowa, Lilija Achaimowa, Angelina Melnikowa und Wladislawa Urasowa.

  1. Erster Sieg russischerGeräteturner seit 25 Jahren

Den lang ersehnten Sieg im Mannschaftsmehrkampf der Männer holten sich auch die russischen Geräteturner. Zum Team gehörten Nikita Nagornyj, Artur Dalonjan, David Beljarskij, Denis Abljasin, Alexander Karzew und Wladislaw Poljaschow.

Für den 25-jährigen Artur Dalonjan, der sich drei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele die Achillessehne gerissen hatte, war es besonders schwer.

„<...> Wenn du es an dich heranlässt, wird er dich auffressen. Jeder hat Probleme im Leben und unser Körper ist nicht aus Eisen. <...>. Nach der Operation, als meine Achillessehne genäht war, habe ich am nächsten Tag, nachdem ich aus der Narkose erwacht war, sofort wieder angefangen zu trainieren“, erzählte Dalonjan.

  1. Olympischer Rekord im Pistolenschießen

Einen weiteren olympischen Rekord stellte Witalina Bazaraschkina, 24, auf – eine fröhliche Sportschützin, die ein Medaillon der Katzenschule aus dem Rollenspiel The Witcher trägt.

Mit einer Hand in der Tasche holte Witalina Gold mit der Kleinkaliberpistole auf die Distanz von 25 Metern und stellte gleichzeitig mit 38 Punkten einen olympischen Rekord auf.

  1. Silber im Tennis-Einzel der Herren

Ja, die Silbermedaille im Tennis ist auch ein wichtiger Erfolg der Sportler des ROK, denn seit 2000 haben russischen Tennisspieler nicht mehr das Finale eines olympischen Turniers erreicht. Damals gewann Jewgenij Kafelnikow die erste und einzige russische Goldmedaille in der Geschichte der Olympischen Spiele durch seinen Sieg über Tommy Haas aus Deutschland.

Der 25-jährige Karen Chatschanow aus Moskau holte für die Auswahl des ROK die Silbermedaille. Er unterlag dem aus Russland stammenden Deutschen Alexander Zverev mit 6:3 und 6:1 in zwei Sätzen.

„Die Olympischen Spiele sind auf jeden Fall ein erfolgreiches Turnier sowohl für mich, als auch für das Land. Ich bin sehr froh, dass ich nach Tokio gekommen bin. Natürlich kommt der Appetit mit dem Essen. Es ist jedoch schade, die Goldmedaille so knapp zu verpassen. Die Niederlage hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack und ich bin jetzt verärgert. Aber das ist Teil des Sports, das ist eine normale Reaktion. Man kann nicht verlieren und sagen Was soll’s? Das ist OK“, äußerte Chatschanow seine Gedanken über das Match.

  1. Russlands erste Medaille im Bogenschießen

Jelena Osipowa, 28-jährige Bogenschützin aus der Region Kamtschatka, brachte eine weitere wichtige Silbermedaille nach Russland. Es ist die erste Medaille für das russische Team im Bogenschießen im Einzelwettbewerb seit 29 Jahren. Osipowa glaubt, es hätte auch für Gold reichen können, sie verlor aber im Finale gegen die Koreanerin An San.

„Beim entscheidenden Schuss setze mein Herz einen Schlag aus, so dass ich nicht so gut traf, wie ich es mir gewünscht hatte. Aber eigentlich hätte ich das vermeiden können. Ich hatte den Bogen etwas zu wenig gespannt. Doch daran ist nun nichts mehr zu ändern. In unserem Sport kann ein kleiner Fehler zur Niederlage und ein Glückstreffer zum Sieg führen“, erzählte Osipowa gegenüber der Zeitung Iswestija.

Die Sportlerin gewann die Silbermedaille auch in der Mannschaftswertung, die ihr nach eigener Aussage wichtiger war als der Einzelwettbewerb.

  1. Das erste und einzige Olympia-Gold in der Leichtathletik

Die 28-jährige Hochspringerin aus Kabardino-Balkarien, Marija Lassizkene, hat es geschafft! Die dreifache Weltmeisterin hätte bereits 2016 eine Medaille gewinnen können, aber ihr und anderen Leichtathleten wurde die Teilnahme an den Spielen wegen eines Dopingskandals verweigert. Aus demselben Grund wurde ihr 2019 auch die Teilnahme am Turnier in Glasgow verweigert, sogar unter neutraler Flagge.

Marias Pech fand damit jedoch kein Ende: Im Mai 2021, zwei Monate vor den Olympischen Spielen, verletzte sie sich beim Training am hinteren Oberschenkel und verpasste die russischen Leichtathletikmeisterschaften in Tscheboksary.

Im Jahr 2021 hatte Maria die Zwei-Meter-Marke nie knacken können, während ihre Hauptkonkurrentin Jaroslawa Magutschich aus der Ukraine 2,03 Meter übersprang und als Favoritin galt. Bei dem Wettbewerb übertraf Marija sich schließlich selbst: Sie übersprang 2,04 m und übertraf damit die Ergebnisse von Magutschich und Nicola McDermott aus Australien.

„Der dritte Versuch ist immer der wichtigste. In Tokio ging es mir durch den Kopf: Wie bist du hierher gekommen und welches Recht hast du, hier zu sein? Ich erinnere mich an nichts, an gar nichts. Alles liegt im Nebel. Ich starrte auf die Latte und sagte Gott steh mir bei! Das Wichtigste ist, sich vor jedem Sprung richtig zu motivieren“, erinnert sich Marija.

>>> Warum tritt nicht Russland, sondern das ROC bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio an?

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